Ein bisschen verspätet war er ja schon, der diesjährige Sommerevent meines neuen Arbeitgebers. Aber die Idee, mit der ganzen Horde ins Technorama zu pilgern, ist einfach nur grandios.
Spannendes (wir bauen uns ein Flip-Flop mit analoger Technik), nachdenkliches (CO2 gebunden im Wasser macht dieser sauer, gar nicht nett für Tierchen mit harten Schalen) und imposantes (eine Torte aus Wasserdampf und Seifenlauge) bieten ein paar gute Momente zum einpacken.
Ende Oktober platzt die Bombe: IBM beabsichtigt Red Hat zu kaufen. $190 Bares wollen sie pro Share auf den Tisch legen - wesentlich mehr als die Kursspitze im letzten Sommer, in dem ich aufgrund US Regeln warten musste, um meine paar ungeliebten Aktien loszuwerden.
Vieles, was ich während meiner 2 1/2 Jahre in dieser Firma nicht verstand, wird für mich in den folgenden Tagen klar. Auch wenn Jim jeweils beteuerte, dass er den Kurs zur Verhinderung einer Uebernahme hochhalten wollte (und ich ihn zweimal dabei sogar fotografierte) - letztendlich hatte er wohl andere Ziele. Diese sind nicht die meinen und entsprechend unwohl fühlte ich mich da.
In meinem Schrank liegt weiterhin ein roter Hut, der mich an eine spezielle Zeit erinnern wird. Ich habe eine besondere Art von Teamwork erleben dürfen, 7×24 Follow the Sun kennengelernt, mein Englisch aufgebessert und mir angewöhnt, mich ganz bewusst bei anderen zu bedanken. Aber ich bin froh, draussen zu sein.
Vor rund anderthalb Monaten bin ich in ein Projekt reingeraten, bei dem ich letztendlich mich mehr einbringe als „nur“ Kleber zu fabrizieren. In solchen Zeiten bleibt meinst das auf der Strecke, das am ehesten zur Seite geschoben werden kann: Das Fotografieren.
Trotz allem freue ich mich über Post im Briefkasten, die mich (und hoffentlich auch meine Kamera) für ein Jahr durch die Welt bringen wird. Es ist blau und kann ohne technische Hilfsmittel gelesen werden - eine wunderbare Chance, mit den Kondukteuren und Kondukteusen einen Blick zu wechseln und ein paar Worte zu tauschen. Da kann die alte Dame auf den Werbeplakaten noch so lange über die technischen Errungenschaften des Swisspasses und der SBB App schwärmen, Altbewährtes hat eben auch seine Vorteile
Wie schon 2016 schliesst sich der Photoflohmarkt in Lichtensteig direkt an die Photokina an und ich schliesse meine Foto-Kurz-Ferien bei strahlendem Herbstwetter in der Ansichtskartenlandschaft Toggenburg ab.
Es gibt immer weniger gebrauchte Fotodinge, das Oldtimer- und Drehorgeltreffen nimmt immer mehr Platz ein. Ich bin auf der Suche nach einer „Immer-dabei-Kamera“ für Film, quasi das Aequivalent zu einer Handykamera. In Gedanken war das eine Rollei 35, die drei Exemplare, die ich sehe, sind aber eher Sammlerstücke als Arbeitsgeräte. Eine davon hat eine unschöne Delle vor dem Sucher und eine Feder, die neben dem Auslöser hervorguckt. Diverse Leica Clones sehen aus, als ob sie einen Kriegseinsatz in Russland mitgemacht hätten, auch das keine Option. Mir begegnet eine Retina 1b in hervorragendem Zustand, zusammen mit einem Entfernungsmesser. Sie wechselt für einen kleinen Betrag den Besitzer.
Die obligate Bratwurst, ein paar Impressionen aus dem Städtchen, ein Kompliment für meinen Kilt und Over the Rainbow aus der grossen Drehorgel - zufrieden reise ich zurück ins urbane Zürich.
2018 ist wieder einmal Photokina Jahr - das letzte mal im September, das letzte mal im Zweijahresrythmus. Es ist gleichzeitig mein persönliches 30-Jahre-Jubiläum, meine elfter Besuch da und 10 Jahre, seit ich nach einer langen Pause wieder einmal hinging. Genug Superlative
Das grosse Thema ist sicher vollformatiges Mirrorless. Nachdem Sony bereits in der dritten Generation steckt (und scheinbar noch ganz viel Lagerbestand hat, die Alpha 7 und 7 II wird mächtig beworben, die Alpha 7 III totgeschwiegen), ist jetzt auch Canon und Nikon eingestiegen. Beide Stände werden belagert, ich bin früh genug, um die EOS R und eine Nikon Z7 in den Fingern zu halten. Beide Hersteller haben sich zu einem neuen Bajonett entschieden - irgendwie Kacke für all diejenigen, die wie ich ganz viel Glas zuhause haben - irgendwie gut, dass es keine solche Missgeburten wie die Spiegellose von Sigma wurden. Noch sind es nicht meine Kameras, aber die Zeit, in der wir stecken, ist definitiv spannend.
Persönlich bin ich ja auf der Suche nach einem Fisheye und die Photokina bietet die einmalige Möglichkeit, alle erhältlichen Varianten auszuprobieren. So schnalle ich das Canon 8-15mm 4.0 L, das Sigma 8mm 4.0 und 15mm 2.8, das Samyang 12mm 2.8 und 8mm 2.8 sowie das Lomo Naiad 15mm 3.8 auf meine Kamera.
Eine solche Messe ist eine wunderbare Gelegenheit, verloren geglaubte und mir bisher unbekannte Hersteller zu sehen. So fand ich Cokin quitschfidel, sie machen noch immer Filterhalter mit einschiebbaren Plastikscheibchen, mittlerweile sogar welche aus Glas. Auf dem 1024-fach-ND Filter steht *haben* Und ich fand einen Objektivhersteller Names Irix, welcher zwar nur Osteuropäisches Standpersonal hat, aber gross auf „Swiss Design“ reitet. Spätere Recherche zeigt mir, dass die Briefkastenfirma im Zugerland primär in Polen firmiert und in Korea (Samyang?) produzieren lässt. Ob sie es gerochen haben, dass ich aus der Schweiz komme und mich daher gänzlich ignorierten?
Wenn ich schon einmal da bin und meine Kamera dabei habe, so packe ich doch die eine oder andere Impression mit ein: Balletttänzerinnen (das scheint der politisch korrekte Ausweg aus der Sexismusdebatte zu sein ) und deren Fotografen, Krempel wie Rähmchen, Leuchten und Platikboxen, die mittlerweile nicht mehr käufliche Hello Kitty Instax und mein frühestes #christbaumkugelselfie überhaupt finden den Weg in meinen Kasten.
Zwei Souveniers kommen mit, einerseits die (im Webshop ausverkaufte) Konstruktor von Lomo, andererseits ein Instax Bildchen vom Fuji Stand. Ich freue mich aufs Basteln
Ob der Schwenk zu „jährlich im Frühling“ funktionieren wird? Dieses mal sind es zwei Hallen weniger als 2016, überall finden sich schwarze Vorhänge, Spezialevents und Kaffeebars. Die Hersteller glauben immer weniger an solche Events, ganz im Gegensatz zu den Besuchern, die sich reichlich auf den Füssen standen. Ich selbst werde mir auch überlegen müssen, ob sich ein Besuch im Mai lohnen wird - ein halbes Jahr ist nicht viel für diese doch recht gemächliche Branche.
Ich zaubere und versuche die Welt zu retten - mit einem Stück Code, der zwei Dinge zusammenkleben soll, die nicht zusammengehören. Brav checke ich das Ganze in das interne Gitlab ein, der Code soll ja nicht verloren gehen.
Wie es sich gehört braucht auch dieses Projekt ein Logo. Mir widerstrebt es, Bilder zu klauen - so steht mein Klebestift Modell in der herbstlichen Sonne.