Letzte Spätsommertage, am Knabenschiessensonntag ist es schlagartig vorbei. 48 Stunden liegen zwischen grün und braun - als hätten die Bäume nur darauf gewartet, das mit der Photosythese endlich einzustellen. Es ist ein verrückter Monat, mein Kopf macht täglich Migräne und lässt mir keine Pause.
Es ist der zwölfte Monat, in dem ich mit dem Superzoom unterwegs bin. Zeit, das Projekt quasi abzuschliessen und etwas Neues zu starten. Weil - ohne Bild vom Tag würde mir etwas fehlen
Jeden Tag ein Bild war meine Idee im Herbst 2022 - ein Jahr später hatte ich 365 Bilder zusammen und schloss das Projekt unter dem Namen Takumar ab. Ich spürte, dass mir die tägliche Auseinandersetzung mit meiner Leidenschaft gut tut und überlegte mir, was der Aufhänger fürs nächste Jahr sein könnte. Das Konzept, mich ein Jahr mit einer Linse auseinanderzusetzen, wollte ich beibehalten und hatte in einer schlaflosen Nacht den absurden Einfall, eines der Superzooms aus Mitte der 90er zu suchen. Im Tessin wurde ich fündig 1), es heisst Tamron AF 1:3.5-5.6 28-200mm ASPHERICAL, stammt aus 1992 und war das erste seiner Art.
Ueber das Jahr lernte ich, mich mit den Unzulänglichkeiten dieser Linse abzugeben und ihre unglaubliche Trashigkeit heiss zu lieben Die Naheinstellungsgrenze von 2.10m überbrückte ich (wie meine eigene!) mit einer Lesebrille Nahlinse, die Flares, Vignettierung und Schärfeabfall im Randbereich (sofern es denn überhaupt scharf wird!) sowie die Reflexionen zwischen Hinterlinse und Sensor versuchte ich wann immer möglich als gestalterisches Element einzusetzen.
Jeden Tag gab es ein Bild 2) aus denen ich unterwegs kleine Kalender bastelte 3)
Die grossen Superzooms haben nicht nur ihre Schwächen. Eine der - nein DIE - ganz grossen Stärken ist der unschlagbare Brennweitenbereich - meist decken sie zwei bis sechs einzelne Objektive ab. Mit einer solche Auswahl im Rucksack müsste ich über ein Jahr doch einen guten Eindruck davon bekommen, wo ich mich üblicherweise bewege? Etwas Shell Magie 4) und Excel Libre Office Calc machen mich schlauer:
Dass mich 50mm nicht zu begeistern vermag 5), weiss ich seit 40 Jahren, es hätte gerade mal 4(!) bzw. 1% der obigen Bildern gegeben. Schon besser war meine Wahl eines 24-105ers während meiner Reisejahre, es hätte 185 Bilder bzw. die Hälfte ermöglicht. Was mich dann aber 6) komplett überrascht hat, sind die 265 bzw. Dreiviertel Bilder, die ich mit einem 70-200er abdecken könnte 7). Kombiniert mit einem kleinen Weitwinkel hätte ich alles - das lässt mich zukünftig definitiv anders packen!
Das Bild vom Tag auf meinem Bildschirmhintergrund - was war da vor einem Jahr? - soll mich weiter begleiten. Passend zu einer Linse aus den 90ern wähle ich Fujichrome Velvia als Basis Look für Finishing 8), welcher die Fehler den Charakter der Linse noch intensiver betont. Der Code für den automagischen Wechsel behalte ich bei, mittlerweile habe ich (hoffentlich!) alle Corner Cases abgefangen.
Und hier ist das Resultat
Sharing is caring heisst es
Kleine Warnung: WORKSFORME
. Das Binary und DMG sind nicht signiert und brauchen einen Tanz rund um den Gatekeeper, die Bilder sind auf mein 16“ Retina Display zurechtgestutzt. Falls Du wahnsinnig genug bist, es zu versuchen, würde ich mich über einen kurzen Kommentar freuen! Und für alle anderen: Spricht mich an. Wenn ich meinen Computer mit dabei habe, zeige ich Dir gerne das Bild vom Tag!
exiftool -s -FocalLength *.jpeg | grep FocalLength | sort | uniq -c | awk '{ print $4 „\t“ $1 }' | sort -n
Der Sommer gibt noch einmal Vollgas, Temperaturen von 30°+ und Tropennächten. Ich geniesse die Wärme, bald genug wird der fehlende Speck sich wieder als Hindernis im Wohlfühlen draussen zeigen. Nebst dem Bild vom Tag ziehe ich zwei grosse Fotostrecken durch, bereite mir und anderen viel Freude.
Dass die letzten Monate intensiv waren, sehe ich beim Exportieren der Bilder. Ich habe eine Premiere, zum ersten mal habe ich eine Namenskollision in einer Fotostrecke: Sowohl am 4.11.23 als auch am 27.8.24 wählte ich 7N9A8053
zum Bild vom Tag. Scheint eine gute Nummer zu sein
Der Sommerevent meines Arbeitgebers findet dieses Jahr in Basel statt, ein neues Büro bekommt quasi seine Einweihung. Ich packe die Kamera in den Rucksack und fange ein paar Impressionen für mich und meine Arbeitsgspöndli ein.
Es bleibt bei den Impressionen. Ich schaffe keine Reportage über einen Tag mehr, diese Fähigkeit ist mir abhanden gekommen. Ich vermute stark den Einfluss meines aktuellen Jobs - Taskswitches ohne Ende, kaum eine Aufgabe kann (wenn überhaupt) in einem Rutsch vollendet werden. Mein Hirn hat die Fähigkeit verloren, sich einen Tag lang mit etwas auseinanderzusetzen und dabei etwas Grosses zu verwirklichen. Das, was ich tue, mag gut sein - aber es ist nicht das, was ich von mir gewohnt bin, wo ich mich produktiv sehe, was ich als befriedigend empfinde. Meine Bilder zeigen mir das deutlich.
Nach dem "künstlerischen" Highlight im Juni nehme ich es wieder etwas gemächlicher und fotografiere für mein Bild vom Tag einfach drauflos1). Ein wildes Sammelsurium von Erlebnissen aus diesem Juli, der nach zwei Monaten mit beinahe non-stop Migräne ziemlich schlapp und erschlagen daherkommt.
Aktuell dümpeln drei RAW Entwickler auf meiner Platte. Da ist Raw Therapee, welches seit Februar '24 endlich murksfrei mit CR3 zurechtkommt, mir seit Corona aber mehr nostalgische Gefühle weckt als wirklich produktiv hilft. Die meisten Bilder schicke ich aktuell durch Lightroom - er ist schnell, effizient und seit Oktober '21 endlich wirklich brauchbar für die Bilder meiner „neuen“ Kamera. Sobald die Bilder grenzwertig werden (ISO, Verzeichnung), ziehe ich DxO Photo Lab vor, welches seit Oktober '22 endlich genug Farbraum hat, um es mit den Adobe Produkten aufzunehmen. Letzteres kennt ein Fujichrome Velvia Profil, das ich genau für dieses Projekt einsetzen will.
Anderthalb Minuten dauert die Entwicklung eines Bildes. Entsprechend kämpft sich mein armes Notebook fast sieben Stunden laut lüftend durch die ersten neun Monate Superzoom Gut habe ich das schon einmal erledigt, schliesslich möchte ich ab dem 1. Oktober neue Hintergrundbilder
Viel zu lange hat der Tag schon gedauert, immerhin ist es der erste Tag seit einer Woche, an dem ich keine Migräne in meiner neuen App eintrage. Hinter mir liegen drei lange Confcalls, der letzte ist mit San Francisco und entsprechend spät in meiner Zeitzone. Schon gestern lief ich auf meiner Suche nach dem Bild vom Tag an dieser Baustellenleuchte vorbei, machte ein Bild, erinnerte mich erst später, dass ich am Morgen eine Taube an der Limmat portraitierte. So kommt die Leuchte zu einer zweiten Chance.
Dunkel oder hell? Ich mache beides. Und etwas später ergoogle ich mir den Weg, die von Hand aufgenommenen Bilder auszurichten und zu animieren. Save for Web (Legacy) heisst die Funktion. Und ja, ich bin wohl auch Legacy, habe das schon mal gemacht. Es muss 1995 gewesen sein