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Menschen unterwegs

Was fotografiesert Du so? ist eine der häufigste Fragen, die ich höre. Und eine, die mir selbst erstaunlich Mühe macht, zu beantworten :-) Auch wenn es etwas ruhiger wurde, so ist das Einfangen von Eindrücken unterwegs wohl meine grösste Motivation. Begriffe wie Dokumentaitonsfotografie oder Streetphotography möchte ich dabei vermeiden, viel zu unsortiert und wenig zielgerichtet sind dabei meine Fotostrecken - ich packe einfach ein, was mich beschäftigt, erfreut oder nachdenklich stimmt.

Meist sind solche Bilder ohne Menschen. Ich habe erstaunlich Mühe damit, Menschen ins Gesicht zu fotografieren, ohne zuvor mit ihnen eine klare Abmachung zu haben.

Wenn ich in mein Archiv gucke, so gibt es genau eine Reise, an der ich tagsüber und abends erstaunlich viele Menschen in meine Bilder eingebaut habe. Was war damals anders? Vielleicht die 3500 Meilen Entfernung von meinem Zuhause? Oder die kleine Kamera, mit der ich 2010 unterwegs war? Oder ganz einfach „jugendliche Naivität“? Ich weiss es nicht genau und kann aufgrund der Gefühle, an die ich mich erinnern mag, irgendwie auf all diese Punkte zeigen.

Aber ja, wenn es draussen kalt und gruselig ist, stöbere ich nicht nur in meinem Archiv, sondern lese auch fleissig ;-) Ueber Klimawandel, Dust Bowl und die grosse Depression bin ich neulich auf ein Bild gestossen, dass Dorothea Lange 1936 von Florence Owens Thompson geschossen hat. Die unterschiedliche Beschreibung über die Entstehungsgeschichte hat mich fasziniert: Da ist einerseits die Fotografin, die ein Bild gemacht hat, das die Welt bewegte, aber auch das Modell, welches in einer gewissen Weise überrumpelt und letztendlich in seiner Integrität verletzt wurde.

An besagtem Tag in New York machte ich ein Bild eines Obdachlosen. Wir plauderten ein wenig, ich drückte im $10 in die Hand, wir machten zwei, drei Fotos - bis heute habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich an diese Bilder zurückdenke. Irgendwie begleitet mich immer der Eindruck, meine Position in der Lebensleiter über ihm missbraucht zu haben.

Draussen vor meiner Stadtwohnung wabert das Leben, seit meinem Umzug vor einem guten Jahr bin ich noch tiefer in den Kreis 4 gerutscht. Es hat schräge Menschen zuhauf, alltägliche Geschichten in „meinem“ Quartier sind definitiv nicht alltäglich. Da wurmt es mich manchmal schon, so viel Hemmungen zu haben, meine Kamera auszupacken.

Vielleicht bietet die diesjährige Streetparade wieder eine Möglichkeit zum Trainieren? Zum Ausloten, wo spontane Bilder von Menschen OK sind und wo nicht? Ich habe die eine oder andere vergangenen dazu benutzt - spätestens dann, wenn sich die ausgesuchten Modelle in Pose werfen, ist es alles OK. Auf jeden Fall steht der Termin schon einmal in meiner Agenda…

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