Es ist das Jahr, in dem ich 50 werde. Seit meinem Aufbruch vor 5 Jahren bin ich reichlich erfolglos auf der Suche nach einem guten Platz in der Informatik, der Ausflug in eine amerikanische Firma war lehrreich, aber ernüchternd, mein aktueller Job bisher geprägt von einem einzelnen Horrorprojekt und endlosem Home Office. Ich möchte etwas tun, was nicht mit meinem Job zu tun hat, etwas lernen, etwas erleben. Die Fotografie ist dabei ein guter Ansatz, begleitet sie mich so lange wie die Computerei und hat es doch nie geschafft, zentrales Teil meines Erwerbslebens zu werden.
Eine Weltreise? Mit dem Zug durch fünf Kontinente oder mit einem bunt bemalten VW-Bus nach Goa? Aus der Rücksicht war es gut, diese abstrusen Ideen beiseite gelassen zu haben, das mit dem Reisen ist doch ziemlich vom Tisch.
Ich wärmte eine Idee auf, eine Art Sabattical in Fotografie zu machen. Aehnliche Ideen hatte ich 2012, um zu lernen, dass die damalige ZHDK mich nicht wollte. Während ich solche Gedanken wälzte, purzelte ich im Stadelhofen über ein Plakat der CAP Fotoschule. Es brauchte etwas Engagement, um meine Chefs, meine Buchhalterin und den Lehrer in Spe zu überzeugen - seit dem 17. August 2020 stecke ich mitten in einem CAP Professional Lehrgang. Bis zur abschliessenden Ausstellung am 26./27. Juni 2021 haben wir 11 Wochen und 5 Einzeltage Schule, dazwischen einen Berg Hausaufgaben.
Meine Lehrer Dennis Savini, Remo Zehnder und Anita Vozza, unterstützt durch Philipp Dubs (Glasi Hergiswil) und Stefan Zürrer (Architekturprojekt), gegen sich unglaublich Mühe, uns 7 1/2 Schülern etwas ordentliches beizubringen. Bisweilen gar nicht so einfach, sind wir doch ein wilder Haufen von Individualisten mit Vorgeschichten und Zielen, die sich nicht grundlegender unterscheiden können
Ziemlich nach Plan verlief die Einführungswoche, das Available Light Thema (eigentlich Reportage, aber *psst*) und die Theorie zu Bildaufbau und Bildsprache. Dann brach das Corona Chaos aus, das Thema Menschenbildnis und Analoge und digitale Fotografie mussten bereits abgewechselt und zur Hälfte im Home Schooling durchgeführt werden, Architektur und Interieur und Bildkonzept und Bildpräsentation fanden komplett im Home Schooling statt. Ersteres ist gestreckt und wird mich bis Mitte März begleiten, um wenigstens ein bisschen persönliche Betreuung zu haben.
Der persönliche Austausch fehlt schmerzlich, meine Lehrer geben sich jedoch endlos Mühe, dass wir trotz allem ordentlich etwas lernen können. Der Aufwand ihrer- und unsererseits ist massiv angewachsen, oft steckt einer von ihnen im Studio und zeichnet einen Film auf, ich sitze an meinem Tisch und lese nächtelang bzw. gucke Filme. Trotz allem sind die Wochen unglaublich intensiv und gut, ich spüre, wie ich bisweilen aufblühe und Motivation finde. Auf jeden Fall gut investierte Ferientage
Dazwischen habe ich gar die Motivation zu „freie Arbeiten“ - gerade sind diese dasjenige, was ich hier zeige. Noch halte ich das, was wir in der Schule machen, für zu unordentlich und chaotisch, als dass ich regelmässig ein Work in Progress machen möchte.
Die zweite Hälfte dürfte noch etwas anspruchsvoller werden, sollen wir doch bis im Juni eine Woche ins Bündnerland (woran ich aktuell stark zweifle) und ein Portfolio zusammenstellen, welches unser Können zeigen soll. Wie es auch kommt, Ihr seid herzlich eingeladen, in die Ausstellung im Stadelhofen bzw. hier vorbeizukommen!