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Vintage

Nach der Glitzer- und Funkelzeit kommt der öde Januar. Ich mache arbeitsmässig einen Endspurt und ab dem 23. (OK, 24. aber das ist so üblich) zwei Wochen Ferien.

Zwei Wochen durchgehend Migräne, abwechselnd mit komplettem Erschlagensein. Einzelne Tage kenne ich gut, das war dann aber doch ziemlich viel davon.

Vintage

Der Uebergang vom November in die Adventszeit geht fliessend. Zum ersten mal mache ich Bilder von der Glitzer- und Funkelzeit - ein Vorsatz, den ich mir vor Jahren ausgedacht habe.

Einmal mehr ist der Dezember arbeitstechnisch herausfordernd und mir fehlt Energie an allen Ecken und Enden. Ich sehe es in den Bildern, die nicht dem entsprechen, was ich mir von mir wünschen würde. Wie sagte Flix schon in seinen gezeichneten Tagebüchern? Fuck Ehrgeiz ey!

Vintage

Die Reise geht weiter, die Kamera wird wieder fester Bestandteil meines Rucksackes. Ich schaffe es beinahe täglich, eine Stunde zu Fuss unterwegs zu sein und spüre die körperliche Betätigung. Sowohl ihre positiven Seiten - ich bin fitter - als ihre negativen - mich plagt bisweilen Muskelkater.

Mit einer Ausnahme entstehen erneut alle Bilder mit dem 35er. Der Ausreisser mit einem 35-105er, das aber auch schon fast 40 ist. Ich gebe der Sammlung den Namen Vintage.

Vintage

Jeden Tag ein Bild, so mein Vorsatz. Das Konzept noch recht unausgegoren - geht es primär auch nicht darum „Kunst“ zu machen, sondern vielmehr Ueberwindung meines allgemeinen Tiefs, das mich ein halbes Jahr begleitete.

Der Oktober beginnt als Sammelsurium, mit der Zeit schleichen sich nebst meinen gewohnten Eindrücken von Unterwegs auch abstraktere Bilder in die Kollektion. Ich lerne auch, dass ich bisweilen einen Joker ziehen und ein Bild in meiner Stadtwohnung machen darf.

Einkauf

Nach dem doch eher üblen Sommer 2022 brauche ich eine Veränderung in meinem Leben. Unterwegs zu sein ist etwas, was so langsam wieder funktioniert, die Kunden spielen mit. Ich spüre aber gut, dass Kamera mit ordentlichem Glas + Notebook + Wasserflasche aktuell einfach zu viel für meinen degenerierten Rücken ist. So suche ich ein leichtes Weitwinkel - leicht im Sinne von etwa 28~40mm, aber auch im Gewicht. Etwas Retro darf durchaus sein, ein ordentliches 35er steht schon in meiner Vitrine.

Ich guckte mir schon länger das Minitar-1 (1:2.8/32mm) an, seit letztem Jahr war es ausverkauft und ich rechnete nicht damit, dass es nach dem Handelsstopp mit Russland noch einmal auftauchen würde. Es ist aber wieder da. Nur, sind die 350.- für russisches Glas in chinesischer Fassung wirklich den Preis wert?

Vielleicht Chinesisches Glas? Das 7Artisans 1:5.6/35 wäre schick klein und leicht, 150.- ist schon eher das, was ich mir vorstelle. Aber fixe Blende? Das ist mir dann doch etwas zu archaisch.

So nutze ich die Chance und reise zum Photoflohmarkt in Lichtensteig. Etwas mit M39 oder M Bajonett wäre nett, weil kleines Auflagemass - interessanterweise gibt es zwar einige Leica Bodies, aber null Linsen mit entsprechendem Anschluss. Da haben wohl schon andere gewildert und nicht nur die absurd teuren Summicron und Summilux abgestaubt, sondern auch die preiswerte(re)n Minolta M-Rokkore, die Konica M-Hexanons, die frühen Nikkorre und all die unzähligen Deutschen Linsen, Clones und 3rd Party Linsen.

Etwas ab vom Schuss stosse ich auf ein Super Takumar 1:3.5/35mm. Klein und sehr leicht. Die Springblende ist nicht mehr taufrisch (known bug), da ich es sowieso adaptiere und manuell abblende, passt das. Es ist wohl ein bisschen älter als ich (Version III von 1965-1971), aber nicht radioaktiv wie das 1:1.4/50er. 40.- möchte der Verkäufer, er legt noch einen original Metalldeckel obendrauf und wir werden handelseinig. Etwas nebenan finde ich in einer Grabbelkiste eine passende Gummisonnenblende. Wir unterhalten uns über das Verschwinden solcher, trotzdem werde ich für 5.- Besitzer.

Die Kombi ist jetzt im Rucksack und belastet mich mit weniger als einem Kilo. Mein Vorsatz lautet „jeden Tag mindestens ein Bild“, wenigstens so lange, wie es klappt. Mal sehen, ob es etwas wie das Blumenjahr entiwcklet ;-)

Sommer 2022

Ein wunderbarer Frühling und ein selten schöner Sommer liegen hinter uns, die vergangenen Tage brachten mit Regen und Abkühlung. Ob es noch für einen goldenen Herbst reichen wird?

Ich war schon im vergangenen November unter Druck geraten, einer meiner Kunden begann mit mir zusammenzuarbeiten, nachdem ich fast drei Jahre dafür gekämpft habe. Anfangs Jahr, gleich nach meinen Fotoferien, war ich dann endgültig unter Wasser - da lagen sieben Tage Arbeit pro Woche auf meinem Stapel, die Energie reichte viel zu selten für eine 50-Stunden-Woche, um etwas Luft zu schaffen. Die Aufhebung des Corona Wahnsinns brachte zusätzliche Veränderung und Unsicherheit, die meinem Wunsch nach Neubeginn entsprachen, mich aber gleichzeitig herausforderten. Mitte Mai eskalierte ich, bis dann aber die Entspannung der Arbeit wirklich zog, war es August. Prompt verstrich es mich Ende Juni mit einer Sommergrippe und kombinierte die heissen Tage mit den Folgen des Käfers.

So war ich das vergangene halbe Jahr einfach fertig. Oft ging ich durch die Strassen, der Kopf balla-balla, der Körper wackelig. Noch viel öfters ging ich nicht durch die Strassen, sondern vegetierte in meiner Stadtwohnung.

Auf meiner persönlichen Todo Liste liegt der Wunsch, mir ein Reportage Portfolio zusammenzustellen. Ende April reiste ich mit Sack und Pack in den Schwarzwald und machte die erste Hochzeitsreportage nach meiner Schule. Schon bei der Vorabbesprechung hatte ich ein mulmiges Gefühl um Bauch und die Frage im Kopf, ob Fotos möglich sind, die dem Paar gefallen. Getreu meiner Filosofie, Beobachter zu sein, folgte ich dem trüben Tag in einem Klassenlagerhaus aus den 50ern. Die Bilder fielen durch.

Bei der zweiten Hochzeit Ende Mai stimmte das Wetter und die Lokation gab etwas her, dass die Luft draussen war, spürte ich aber gut. Ich war heilfroh, eine grosse Portion Wohlwollen vom Brautpaar bekommen zu haben.

Die dritte Reportage Mitte Juni an unserem Teamtag zeigte mir endgültig, dass ich nicht mehr auf der Höhe bin. Ich sehe auf den Bildern, wie sehr ich am Boden war, wie wenig Energie noch im Beat steckte.

Lehrreich war es allemal. Keine Reportagen, wenn ich nicht auf der Höhe meiner Selbst bin. Und Absagen, wenn das Bauchgefühl nicht 100% Ja sagt - zumindest so lange ich nicht meinen Lebensunterhalt damit bestreite.

Hinter mir liegen zwei Wochen Ferien, die ich wie diejenigen im Januar/Februar schon letztes Jahr buchen musste. Ich schaffte dieses mal, meine Arbeit vorab sauber einzutüten und möglichst viel abzuschliessen - dafür schaffte ich es nicht, mir ein Programm für die Tage zusammenzustellen. Ich schlief sicher die Hälfte der Zeit, verbrachte ordentlich Zeit auf Wikipedia und war selten unproduktiv. Immerhin, es gab eine Reportage und ich sehe, dass ich wieder „da“ bin. Das weckt Vertrauen in mich, welches mir die letzten Monate gefehlt hat.


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