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Blackout

Erst grub der Bagger, dann explodierte ein Unterwerk. Ich kam früh von Lausanne nach Hause, ziemlich überrascht, dass der Trolleybus unterwegs den Diesel anwarf. Zuhause kein Strom, ich entschied mich kurzfristig dazu, kalten Znacht einzukaufen. Zurück mit dem Tram bis in den Escher Wyss Platz, wo ich länger mit einem freundlichen Herrn VBZ plauderte. Sie könnten gerade noch durch das Depot wenden, der Prime Tower sei bereits evakuiert worden. Ein spezieller Blick auf das grosse Gebäude, für einmal stockdunkel. Ich bekam ziemlich früh wieder Strom, noch mehr als eine Stunde ruhten die Trams und ein Teil des Lebens in Zürich.

Irgendwie erschreckend, dass das höchste und wohl teuerste Gebäude der Stadt keinen Diesel im Keller oder auf dem Dach hat. Die Lifte blieben stehen, Licht war dunkel und die Lüftung tot. Wie war das bei einem allfälligen Kabelbrand? Sollte da die Lüftung nicht auf Saugen stellen, um den Rauch loszuwerden? Ich kann mir gut vorstellen, dass der Herr Prime Tower ziemlich bald vom Herrn Feuerpolizei unangenehmen Besuch bekommt.

Valée de la Jeunesse

Es ist bald nicht mehr wahr, dass ich das erste Mal im Jeunotel in Lausanne schlief. Jedes Mal bin ich am Wegweiser zum Vallée de la Jeunesse vorbeigekommen und habe mich gefragt, ob sich dahinter irgend eine Art Jungbrunnen versteckt. Heute hätte ich so etwas gebraucht und nahm den Weg statt an den See auf diese Seite.

Es ist ein Kinderspielplatz! Zwar ein grosser, inklusive Verkehrsgarten, monströser Sonnenuhr und langer Rutschbahn, aber kein Jungbrunnen. So musste ich meine alten Knochen dann doch noch in die Stadt quälen um etwas zu Futtern ;-)

Rosengarten

Trotz seines schönen Namens ist es vermutlich der übelste Fleck in Zürich. Bis zur Eröffnung der Westumfahrung die meistbefahrendste Strasse in der Schweiz, ich habe 120'000 Fahrten täglich im Kopf. Gleichzeitig war es die beste Einnahmequelle der Stadt, seit ich mich erinnern mag stehen Fotoautomaten am Rand und blitzen zu schnelle Autos. Auch mich hat es einst erwischt, zum Glück folgenlos.

Es ist Sonntagnachmittag, ich komme eben aus dem Büro. Das umbrechende Wetter passt zu meiner Stimmung, aber auch zu diesem Ort. Die ersten Tropfen fallen auf meine Kamera. Ein paar Anwohner gucken mich schräg an, wer da wohnt muss sein Leben in eine Sackgasse gefahren haben und bringt wohl jedem Fremden Misstrauen entgegen.

Balkon

Im Keller quält sich der Tumbler meine Wäsche trockenzukriegen, ich geniesse die frühlingshaften Temperaturen und den Blick vom Balkon.

Arbeitsweg

Auf meinem derzeitigen Arbeitsweg sind mir eine Hand voller Skulpturen begegnet - trotz anfänglichem Hochnebelwetter packte ich Kamera und lange Linse und machte mich auf den Weg, sie einzufangen. Einmal mehr fasziniert davon, wieviele Akte im zwinglianischen Zürich auf offener Strasse zu finden sind. Da ein Relief an einem Wohnhaus, die Mutter trägt eine überaus transparente Bluse; das sportliche Mädchen mit dem grossen Hintern auf dem Vordach von Bindella; die wehrhafte Amazone am Restaurant Nordbrücke; die vier ziemlich geschlauchten Jungs vor dem Museum für Gestaltung; das junge Mädchen mit Blume vor dem Platzspitz; die starke Sozialistin auf dem Weg zum Stampfenbach; der Kampf mit oder gegen die Pferde.

Gleich daneben der Schreitende Löwe. Nala, auf ihrem Weg in die Welt.

Vor dem verdienten Nachmittagskaffee noch einmal kräftig den Kopf einziehen - da hat es Ende der Woche einen üblen *bumpf* gegeben :-)

Beat

Meine Wohnung ist definitiv zu gross und ich hatte schon während dem Einzug die Idee, mein „Wohnzimmer“ in ein improvisiertes Studio zu verwandeln. Das gestrige Dreckwetter mit Inversionslage und Schneeflocken motivierte mich zu einem grossen Putztag, danach klebte ich meinen Hintergrund an die Wand. Mangels Modell setzte ich mich gleich selbst vor die Kamera. Praktisch, es gab kaum Kommunikationsprobleme zwischen Modell und Fotograf :-)

Ein interessanter Selbstversuch. Ich hatte in den vergangenen Monaten ein paar mal Menschen vor der Kamera, erlebte ihre Emotionen. Der Konflikt zwischen dem sich präsentieren wollen und den eigenen Hemmungen, die Fragen nach dem wie setze ich mich am besten hin und wie gucke ich am Besten in dieses schwarze und bedrohliche Teil vor mir. Gefühle, die oft erst nach dem Shooting, bei der Durchsicht der Bildern, so richtig zum Vorschein kommen. Die Qual, Bilder auszuwählen. Konfrontiert von der eigenen, mehr oder minder verklärten Sicht auf sich selbst und den harten Facts vor einem. Die ganz unterschiedliche Sicht von Fotograf, dem Aussen und Modell, dem Inneren. Der teilweise lange Weg vom Kritisieren zum Annehmen und Liebgewinnen der Fotos und damit auch einem Stück von sich selbst. All das durfte bzw. musste ich gestern Abend genauso miterleben. Ich bin genauso nur ein Mensch, auf dem Grat zwischen Hemmungen und Extrovertiertheit, wie all diejenigen, die ich fotografieren durfte.


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