Die Ferien klingen aus, jetzt heisst es Durchhalten bis im Herbst. Für einmal fühle ich mich fit und erholt, die Wörk-Life-Bälänce stimmt. Ich hole zwei sehr persönliche Fotostrecken nach, die zu wunderschönen Geschenken an liebe Menschen werden.
Mein Fotoapperat hat eine erstaunlich brauchbare Bildstabilisation. Er schüttelt den Sensor entgegen der Bewegung, die ich ihm gebe - das Resultat sind Bilder, die trotz viel zu langer Belichtungszeit noch einigermassen scharf sind. Bei einer Fremdlinse, erst noch aus der Film Zeit, hakelt dieses Zusammenspiel. Das Objektiv ist zwar ein 28-200, spielt der Kamera aber ein 80-200 vor. Entsprechend schalte ich den Bildstabi regelmässig an und ab, je nachdem, ob ich über den 80mm bin oder darunter. Definitive Kontraindikation für Vintage Glas für Casual Fotografieren, zumindest solange es sich um ein betagtes Fremd-Zoom handelt.
Das neue Jahr beginnt etwas ruhiger, meine Kunden haben wohl noch Kater bzw. familiäre Verpflichtungen. Ich nutze die Zeit, um für einmal einen Fiebertag zuhause zu verbringen und die Grippe so gut wie möglich auszukurieren. Gegen Ende Monat gibt es noch einmal zwei Wochen Ferien, in denen es mir endlich gelingt, meine Höhle auf Vordermann zu bringen und ein paar schöne Fotostrecken zu realisieren.
Meine Kamera begleitet mich ständig. Ich bin nach wie vor froh, dass sie nicht allzu schwer im Rucksack liegt - die Tage, in denen ich „richtiges“ Glas mit mir herumschleppe, sind spürbar. Aber ja, es lohnt sich halt eben schon
Im Januar 1994 machte mein damaliger Arbeitgeber ein Schlittelwochenende in Andermatt - exakt 30 Jahre später macht mein aktueller Arbeitgeber dasselbe. Ich bin ein alter Sack!
Nach einem sozialen Abend ziehe ich mich in die Stille zurück und produziere ein nettes Bild mit Nachthimmel. Es ist eisig kalt, gegen minus 30 Grad, der Wind bläst durch alle Kleider. Ein Sujet kriege ich eingestellt, danach finden die Finger die nötigen Kameraknöpfe nicht mehr. Vor dem Hoteleingang sind sie dann so durchgefroren, dass ich die Schlüsselkarte nicht mehr aus dem Portemonnaie bekomme und bin heilfroh, dass mich ein angesäuseltes Arbeitsgspöndli rettet.
Eine schräge Weihnachtszeit, noch nie sind mir die Menschen um mich herum derart verpeilt, aggressiv und unkoordiniert vorgekommen. Ob es der Schnee und gefühlt permanente Regen ist? Oder aber die erste wirklich „normale“ Weihnachten nach dem grossen Chaos? Ich empfinde all die Wünsche für besinnliche Zeit als esoterische Schwurbelei, kämpfe mich durch die Tage und versuche, etwas von der Entspannung aus meinen drei Wochen verzettelter und unterbrochenen Ferien mitzutragen.
Vintage Objektive sind selten wirklich scharf, wurden sie doch im Hinblick auf Film optimiert, deren Korn im Kleinbildformat meist zwischen 8, typischweise so um die 24 und maximal (im Fall von Kodachrome 25) etwa 30 Megapixel äquivalent abbildeten. Mein Exemplar ist besonders betroffen, der immense Zoombereich machte optische Qualität technisch unmöglich herausfordernd. Gerade im dunklen Dezember liefert die Linse oftmals so wenig Scharf, dass der Autofokus meiner Kamera vergeblich suchen muss. Auch sehe ich zum ersten Mal die Reflexionen zwischen CMOS Sensor und Hinterlinse (sie war grosses Thema nach der Jahrtausendwende und führte zu „Digitalobjektiven“), gerade bei Bildern, in denen Spitzlichter wie Autoscheinwerfer blenden. Ich packe diese Herausforderungen und finde grossen Spass daran, solche Fehler Eigenheiten in meine Bilder einzubauen.
Wir werden alle älter, auch meine erste Kamera hat jetzt 40 Jahre auf dem Buckel. Ich belade sie mit einer Rolle HP5+ (dem ersten Film seit 12 Jahren), mache meinen traditionellen Abendspaziergang am 24. Dezember und suche nach einer schönen Kugel für ein Christbaumkugelselfie. Nach dem Spaziergang durchs nieslige Zürich spule ich den Film in die Entwicklerdose und plantsche im Bad mit Chemie. Der Entwickler, im Oktober noch prima, ist mittlerweile kollabiert und bereitet mir ordentlich Mühe beim Scanner der Negative. Dafür sieht das Bild so richtig Vintage aus, Korn ohne Ende
So ganz anders als 2017, beim letzten Heiligabend an einem Sonntag, ist die Stadt gefüllt mit Menschen. Es ist definitiv eine andere Zeit geworden, in die ich mich noch nicht eingewöhnt habe.
Nach den Ferien ist vor den Ferien, zumindest in meinem November. Ich versuche das Chaos aus den beiden Wochen zu Beginn in den Griff zu bekommen und gleichzeitig all meine Projekte und Aufgaben für eine weitere Woche am Ende einzutüten. Ich arbeiten zu viel und bin Abends meist ausgelaugt, entsprechend viele Bilder kommen aus meiner Stadtwohnung.
Einer der grossen Abstriche der ersten Superzooms war die doch sehr lausige Naheinstellgrenze, in meinem Fall sind es 2.1m. Tamron offerierte damals eine Nahlinse als Zubehör, welche der Vorbesitzer nicht erwarb oder aber den Weg zu mir nicht gefunden hat. Ideal wäre wohl eine halbe Dioptrie, damit ist der Nahbereich nahtlos von 2m abgedeckt - keine Chance, heutzutage so etwas zu bekommen, weder neu noch auf dem Flohmarkt, zumal in 72mm Durchmesser. So bekommt das Superzoom ein chinesisches Nahlinsenset, das qualitativ nicht berauschend, dafür bezahlbar ist. Die 10 Dioptrien Linse aus dem Set gibt mir einen spannenden Bastelnachmittag, die 1 Dioptrien Linse kommt in einer alten Filterschachtel in den Rucksack. So hat meine Linse fürs Bild vom Tag eine Lesebrille wie ich