Unterwegs zu einem Treffen mit lieben Menschen. Ich habe ein improvisiertes Studio eingepackt und die Idee, vielleicht den Einen oder Anderen da abzulichten. Kamera, Blitz, Computer, ein kleiner Fotodrucker, grosse Bogen weissen Halbkarton und Fotoecken. Viel zu viel Gepäck, verspäteter Zug, Bus in die Pampas - ich bin überzeugt davon, das nie mehr zu machen. Doch jetzt ist es hier und bleibt drei Tage stehen.
Ich bekomme in meiner Ecke viele Besuche, allesamt Menschen, die ihre Gefühle zu mir bringen. Wünsche, Freude, Tränen, Aengste, Hemmungen, Hoffnungen, Begehren, eine Spur Dominanz und Unterwürfigkeit, eine Portion Exhibitionismus. Manche spielen Theater und lassen verdeckte Emotionen erahnen, andere lassen tief in ihr Inneres blicken. Am Schluss hängt ein Dutzend Fotos an der Wand, hinter jedem steckt eine intime Geschichte. Ich fühle mich ziemlich mitgenommen und müde, überfordert mit den vielen Eindrücken und Erlebnissen.
Hier passiert Kunst! mein ein guter Bekannter. Kunst, die nicht nur mir Freude macht, sondern auch Anderen. Wohl das Schönste, was man mit einem Fotoapparat machen kann.
Auf dem Heimweg fühlt sich der Koffer bedeutend weniger schwer an.