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Nürnberg

Ein Projekt, dass ich im November angepackt habe, neigt sich dem Ende zu, ich bin vielleicht das letzte mal in Nürnberg. Diese Tatsache lässt mich „mich selbst in den Arsch treten“ und einen Fotospaziergang machen - die letzten derartigen waren vor mehr als drei Jahren :-O

Das „richtige“ Nürnberg besteht vor allem aus einer wiederaufgebauten Altstadt - meines ist da ein bisschen anders :-) Es gibt viele breite Strassen, östlich der Altstadt ziemlich amerikanisches Flair aus grossen Würfelbauten mit Blick auf den verbauten See. Südlich der Bahn liegt der Balkan, zwischen den Häusern aus der Gründerzeit hört man höchstens bruchstückhaft Deutsch - zwei mal habe ich in der Gegend übernachtet und es fühlte sich ähnlich an wie im Langstrassenquartier.

An allen Eckend und Enden hat es Löcher in den Häuserzeilen. Machmal wurde ein unpassendes Haus hineingestellt, manchmal ein Park oder Sportplatz gestaltet, manchmal sind es auch jetzt noch Brachen. Ich kenne keine andere Stadt, in der die Spuren des nun doch schon über 60 Jahre beendeten Krieges noch immer so eindrücklich sichtbar sind.

Wie jeder Bahnhof hat auch Nürnberg Hbf eine Vorder- und Hinterseite, die sich sowohl architektonisch, als auch von den Menschen unterscheidet, die da jeweils herumlungern. Hier ist es besonders deutlich: Gegen die Altstadt ein grosses Gebäude mit imposanter Architektur, die Rückseite (gegen den „Balkan“) besitzt eine einzelne Tür, die mitten in die Baustelle des zukünftigen Nelson Mandela Platzes führt. Dazwischen gibt es drei Tunnels unter den Geleisen, jedoch führt nur einer ins Freie. Ja, ich habe alle probiert.

Astronomie

Es ist kurz nach sechs *gähn* Frisch geduscht mache ich mich bereit, in meiner Unterkunft in Ingolstadt ein rasches Zmorgen zu mir zu nehmen. Der untergehende Mond linst durch das offene Fenster und ich packe den Blick über die Dächer ein.

Hinter mir liegt die zweite durchzogene Nacht in Serie, ich schiebe das schlechte Schlafen auf das himmelsmechanische Zusammentreffen von Vollmond und Tagnachtgleiche - OK, vielleicht ist es ja auch der Stress dieser Tage und der Umstand, dass ich in Nürnberg dank der Farb- und Lackmesse kein Zimmer fand…

Unboxing

Etwas spät und umso heisser erwartet kann ich mein Geburtstagsgeschenk an mich selbst auspacken.

Dieses mal begleiten mich ambivalente Gefühle beim Auspacken: Einerseits freue ich mich riesig - andererseits weiss ich auch, dass ich jetzt all die Dinge habe, die ich mir vor 35 Jahren gerne in die Fototasche gepackt hätte. Alles, was jetzt kommt, ist Ersatz und nicht mehr Ergänzung meines Fotokrempels. Aber ja, gross sein hat seine Vorteile, man kann sich Sachen kaufen, für die das Sackgeld eines 13-jährigen nicht reichten ;-)

Frühling

Die Blumen spriessen, meine Nase juckt, mein Körper will zurück in den Winterschlaf. Der letztjährige Sommer ist nicht totzukriegen und drängt sich wieder hervor. Es ist Frühling an allen Ecken und Enden.

Ich muss mir dabei immer wieder sagen, dass es erst Februar ist…

Menschen unterwegs

Was fotografiesert Du so? ist eine der häufigste Fragen, die ich höre. Und eine, die mir selbst erstaunlich Mühe macht, zu beantworten :-) Auch wenn es etwas ruhiger wurde, so ist das Einfangen von Eindrücken unterwegs wohl meine grösste Motivation. Begriffe wie Dokumentaitonsfotografie oder Streetphotography möchte ich dabei vermeiden, viel zu unsortiert und wenig zielgerichtet sind dabei meine Fotostrecken - ich packe einfach ein, was mich beschäftigt, erfreut oder nachdenklich stimmt.

Meist sind solche Bilder ohne Menschen. Ich habe erstaunlich Mühe damit, Menschen ins Gesicht zu fotografieren, ohne zuvor mit ihnen eine klare Abmachung zu haben.

Wenn ich in mein Archiv gucke, so gibt es genau eine Reise, an der ich tagsüber und abends erstaunlich viele Menschen in meine Bilder eingebaut habe. Was war damals anders? Vielleicht die 3500 Meilen Entfernung von meinem Zuhause? Oder die kleine Kamera, mit der ich 2010 unterwegs war? Oder ganz einfach „jugendliche Naivität“? Ich weiss es nicht genau und kann aufgrund der Gefühle, an die ich mich erinnern mag, irgendwie auf all diese Punkte zeigen.

Aber ja, wenn es draussen kalt und gruselig ist, stöbere ich nicht nur in meinem Archiv, sondern lese auch fleissig ;-) Ueber Klimawandel, Dust Bowl und die grosse Depression bin ich neulich auf ein Bild gestossen, dass Dorothea Lange 1936 von Florence Owens Thompson geschossen hat. Die unterschiedliche Beschreibung über die Entstehungsgeschichte hat mich fasziniert: Da ist einerseits die Fotografin, die ein Bild gemacht hat, das die Welt bewegte, aber auch das Modell, welches in einer gewissen Weise überrumpelt und letztendlich in seiner Integrität verletzt wurde.

An besagtem Tag in New York machte ich ein Bild eines Obdachlosen. Wir plauderten ein wenig, ich drückte im $10 in die Hand, wir machten zwei, drei Fotos - bis heute habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich an diese Bilder zurückdenke. Irgendwie begleitet mich immer der Eindruck, meine Position in der Lebensleiter über ihm missbraucht zu haben.

Draussen vor meiner Stadtwohnung wabert das Leben, seit meinem Umzug vor einem guten Jahr bin ich noch tiefer in den Kreis 4 gerutscht. Es hat schräge Menschen zuhauf, alltägliche Geschichten in „meinem“ Quartier sind definitiv nicht alltäglich. Da wurmt es mich manchmal schon, so viel Hemmungen zu haben, meine Kamera auszupacken.

Vielleicht bietet die diesjährige Streetparade wieder eine Möglichkeit zum Trainieren? Zum Ausloten, wo spontane Bilder von Menschen OK sind und wo nicht? Ich habe die eine oder andere vergangenen dazu benutzt - spätestens dann, wenn sich die ausgesuchten Modelle in Pose werfen, ist es alles OK. Auf jeden Fall steht der Termin schon einmal in meiner Agenda…

Götheturm

Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich meine längsten Ferien meines Lebens gemacht habe. Der Turm, auf dem ich damals stand und auf Frankfurt blickte, gibt es genauso nicht mehr wie die Kamera, mit der ich dieses Bild machte - trotz allem sind und bleiben die Tage eine schöne Erinnerung.

Wie alle Jahre werde ich wieder gefragt, wann ich Ferien machen will. Und da man für richtige Ferien etwas unternehmen soll, müsste ich mir auch überlegen, was ich tun und wo ich hin will. Was aber, wenn ich überhaupt keine Motivation dazu habe?

Ja, da waren zwei mal „richtige“ Ferien seit den beiden Monaten 2005: 2012 machte ich eine grosse Deutschlandtour (um wenig später in tiefste Loch meines Lebens zu purzeln), letztes Jahr gab es eine erstaunlich nette Tour durch Europa, auf der ich mich wunderbar erholt habe (um danach einen neuen Job zu brauchen).

Da waren aber auch Jahre, in denen mich familiäre Pflichten einholten und ich Freitage brauchte, um irgendwie über Wasser zu bleiben. Ich muss bis auf Weiteres sicher zwei Wochen im Hintergrund haben, um ähnliche Ereignisse abfedern zu können - ich bin weder gewillt noch fähig, einmal mehr über Monate 150% zu leisten. Die letzten Jahre habe ich diese Wochen dann jeweils im Januar bezogen. Ich versuchte das auch letztes Jahr (trotz bzw. auch wegen dem Jobwechsel), nur hat das Beziehen neben einem grossen Projekt nicht geklappt. Dumm gelaufen.

Solche Projekte kommen vor und teilweise lebe ich für sie. Eines war damals in Heidelberg, gerade stecke ich wieder in einem. Ich sehe Arbeit bis im frühen Herbst, Unplanbarkeit, Terminverschiebungen, Chaos. Ja, man kann da auch mal zwei Wochen weg. Nur braucht man zuvor einen Monat, um irgendwie (üblicherweise erfolglos) das Gröbste beseitezuschaufeln und danach einen weiteren, um irgendwie dem Chaos wieder Herr zu werden. Erholung? Ganz bestimmt nicht.

So schiebe ich die Frage vor mich hin, irgendwann ist es Sommer, irgendwann ist das Jahr vorbei. Und rundum werde ich „warum hast Du nicht?“ und „mach es dieses mal besser!“ hören müssen.

Auch dieses Jahr will ich nehmen wie es kommt, aus Arbeit Reisen zu machen, die mich irgendwo hinspülen und bei denen ich Dinge erleben kann, die ich nie hätte planen können. Beste Erinnerung ist noch immer meine Reise im Zug durch die Staaten - wohl die beste meines Lebens. Ich habe bereits eine Winterreise hinter mir und bin überzeugt davon, dass noch mehr derartige kommen werden.


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