Meine Ferien gehen im „gewohnten“ Stil weiter, die bald anderthalb Monate lange Migränephase nimmt kein Ende. Ich sage Fototermine ab und mache einen Abstecher in die hiesige Arztpraxis, um mit dem Bescheid körperlich alles OK, Spuren von Burnout wieder herauszukommen. Die zweite Hälfte des Monats versuche ich mich zu resozialisieren, organisiere mir nach fünf Jahren wieder einen fixen Büroplatz und täglich eine Stunde Bewegung.
Mit der nackten Schaufensterpuppe im neuen Addidas Shop am ehemaligen CS Standort in der Europallee habe ich Halbzeit mit dem Pancake. Sechs Monate begleitet es mich, wir haben uns gut aneinander gewöhnt. Die Kombination im Rucksack ist etwas, was es „zu meiner Zeit“ so nicht gab - Bildqualität, für die wir eine grosse Mittelformatkamera mitschleppen mussten in der Grösse einer besseren Kompaktkamera. Nicht „alles war früher besser“
Ein knorziger Monat, der sich in meine Bildern durchschlägt. Ich bin erkältet, habe gut drei Wochen Migräne am Stück, brauche meine erste Ferienwoche am Ende, um überhaupt wieder aus der Wäsche zu sehen. Nebst meinem Bild vom Tag ergibt sich ein Gruppenbild (wesentlich gelungener als das im Januar) und zwei kleine Fotostrecken zu meinem Thema mobilem Licht.
Der Arbeitstitel Vintage ist für meine aktuelle Begleitung nicht ganz passend, ist mein Set im Rücksack doch ziemlich aktuell. ich überliste mich selbst mit dem Gedanken, dass meine Kamera mittlerweile einen Nachfogler hat und damit wenigsten ein Bisschen Vintage ist
Selbstverständlich konnte ich es nicht lassen und spielte neulich mit der neuen Kamera, wälzte Testberichte und Vergleiche. Es ist faszinierend, wie viel Rechenpower innert vier Jahren in dieses schwarze Stück Plastik gepackt wurde - ich fühle mich erinnert an die besten Zeiten des PC Baus. Gleichzeitig sehe ich, dass ich mit meinem aktuellen Fotorepertoire die beste Kamera bereits habe, die der Markt bietet und bin weiterhin grosser Fan vom kleinen Pfupf. Er wird mich noch mindestens eine Generation begleiten
Mein neues Jahr beginnt ziemlich schräg in einer S-Bahn kurz vor dem Bahnhof Zürich, danach ergeben sich durch den Monat zwei Portraitstrecken, ein experimentelles Selfie und ein Gruppenbild, wobei ich mit letzterem nicht wirklich zufrieden bin. Meine Arbeit bringt mich nach Kaiseraugst, das ich noch nie besuchte, dessen Namen aber oft in den Nachrichten meiner Kindheit vorkam. Ich genehmigte mir ein paar Minuten für ein Bild des Amphitheaters und des nie gebauten nuklearen Wasserkochers.
Ich bin etwas lockerer mit dem 28er unterwegs als im Dezember. So ganz funktioniert der in mir eingebaute Rahmen noch nicht, aber ich sehe mittlerweile schon vor dem Auspacken der Kamera, wenn etwas nichts wird
Dezember, Glitzer- und Funkelzeit. Meine Arbeitslast ist weiterhin tief, doch sind alle um mich herum so angespannt, dass ich die Nervosität nicht von mir weisen kann. Ziemlich genau am 18. spüre ich den Zusammenbruch meiner Mitplanetarier - ab jetzt kann ich in Ruhe meinen Job erledigen. Die Entspannung sorgt dann aber doch für einige Migräne.
Nach dem eher misslungenen November nehme ich mir diesen Monat bei jedem Bild Zeit und Musse, es gestalterisch ordentlich anzupacken. Ich suche ein Motiv, passende Distanz, Höhe und Winkel, gucke mir Ausschnitt, Perspektive und allfällige Störfaktoren in Sucher und Monitor an. Das Resultat beginnt mir zu gefallen und ich erkenne, dass zwischen einem 35er und 28er Welten liegen. Mit dem 35er kann ich einfach „drauflosfotografieren“ und es kommt gut, das 28er ist bereits so weitwinklig, dass eine orentliche Gestaltung Pflicht ist.
Spannend, noch nie hat mich ein Stück Glas so zum Lernen gezwungen
In Kürze sind es 38 Jahre, dass mich ein Metz Mecablitz 45CT4 begleitet, er ist das älteste Stück Hardware, das ich regelmässig einsetze. Ich liebe ihn, doch zeigt er so langsam Alterserscheinungen: Die Kontakte im Batteriekäfig sind mehrheitlich Oxyd, die Synchrokabel haben diverse Brüche und es dauert - natürlich immer dann, wenn Modelle warten - 20-30 Minuten, bis ich Licht aus ihm bekomme. Was moderne Blitze zu tun vermögen, weiss ich seit meiner Fotoschule, gleichzeitig war mir aber auch klar, dass die chinesische Firmware alles andere als harmonisch mit der japanischen Kamera umgeht. Seit diesem Sommer gibt es einen neuen Trigger, zu dem diverse Forenpostings in der Welt ein ordentliches Funktionieren dokumentieren.
Die kommenden Ferien im Hinterkopf liessen die Idee gären, meine letzten Fotoferien Copy & Paste zu übernehmen und mich mit solchem (modernen) mobilen Licht auseinanderzusetzen. Plötzlich wurde es akut, ich bekam Mitte Dezember einen Gutschein mit dem Hinweis unserer Buchhalterin, dass er bis Ende Jahr eingelöst werden muss.
So pilgerte ich am 23. Dezember in den hiesigen Fotografenausrüster, stellte mich in die Schlage und holte chinesische Kartons ab. Ziemlich viel schlechtes Gewissen dabei, schliesslich will ich den Detailhandel in dieser chaotischen Zeit nicht noch mehr stressen…
Die Weihnachtsdeko wurde in Zürich bereits am 23. Dezember abgebrochen. Entsprechend gab es auch keines der traditionellen Christbaumkugelselfies an Heiligabend, was ich an diesem Samstag aber noch nicht weiss.
Ich experimentiere mit Bildideen, die mir schon länger durch den Kopf gehen. Würde es funktionieren? Ich mache öfters derartige Selbstversuche, bei denen ich tüfteln, schieben, verwerfen und neu beginnen kann, ohne das das Modell grantig wird. Wenn eine Idee dann einigermassen ausgegoren ist, erlaube ich mir, sie auch mit anderen Menschen umzusetzen. Dass ich selbst mal vor der Kamera stand, gibt mir das Wissen und Selbstvertrauen, meinen Modellen Anweisungen zu geben. Ich war auch einmal in dieser beschissenen herausfordernden Situation
Ganz abgesehen hilft dieses Bild, meinen Vorrat an IKEA Teelichter etwas zu reduzieren. 100 waren es vor gut 10 Jahren und bei der aktuellen Abbaurate müssen meine Erben sie entsorgen