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Neujahr

Durchgefroren stehe ich in Ziegelbrücke. Der einfahrende Interregio ist von vorn bis hinten mit Reservierte Plätze angeschrieben und ich entscheide mich spontan, „hintenrum“ über Rapperswil nach Zürich zu fahren. Im Stadelhofen steige ich aus und mache einen Spaziergang diagonal durch Zürich.

Beatum reddunt steht auf einer Fassadenverzeirung. Redundanter Beat, das wäre mal etwas! Dann könnte einer schlafen, der andere Fotografieren, der dritte sich um die vielen Dinge kümmern, die auf meiner Todo Liste stehen :-)

Die Tunnelstrasse (wir sagen eigentlich Tunellstrasse und der Duden lässt das zu) ist wohl die übelste Unterführung in Zürich. Endlos lange, beide Enden abgewinkelt. Kein Blick nach draussen, permanent ein mulmiges Gefühl. Der Horror für viele Fussgänger in Zürich.

Etwas weiter ein persönlicher Horror aus meiner Jugendzeit: Auf diesem Platz verbrachte der absolut unsportliche Beat zwei oder drei Schulsporttage und die Aushebung. Dunkle Erinnerungen, die mir ein gutes Gefühl geben, alt zu sein. Ich muss das nie mehr machen. Graue Haare haben ihre Vorteile!

Vorsätze

In meinen gut 40 Jahren habe ich schon manchen Vorsatz gefasst. Mit 30 will ich nichts mehr mit Computern zu tun haben. 10 Jahre später stecke ich tiefer darin als je zuvor. UNIX lerne ich nicht mehr. Heute leben ich davon, dass ich UNIXoide Systeme aus dem ff kenne. Wenn ich alt bin, fahre ich Mercedes. Gut, ab und zu ist es tatsächlich ein Mercedes Citaro, der mich voranbringt. Nur gehört er nicht mir. Gleich noch einmal so ein Fernziel: Wenn ich alt bin, kaufe ich mir eine Hasselblad SWC. Schade, dass sie nicht mehr fabriziert wird. Ich werde mir nie eine Digitalkamera kaufen. Heute spare ich auf eine Vollformat Knipse und hoffe, dass ich sie mir auf den Sommer leisten kann. Vielleicht hat jemand Interesse an einer Hasselblad 1000F mit einer Hand voll Linsen?

Damit sind wir bei den Vorsätzen für 2012. Ich habe einen und ich verspreche, alles zu geben, ihn durchzuziehen. Oefters das Stativ einpacken. Auch wenn es einen Sch…. ist, wenn man es tragen muss 8-)

Reifen

Unterwegs zu einem Kunden, einmal mehr die Welt retten. Der Nebel in der Nacht zuvor hat seine Spuren hinterlassen und ich erwische den Augenblick vor den letzten Sonnenstrahlen in diesem Jahr.

Kaufrausch

Samstag, 24. Dezember, Mittagszeit. Gemäss VISA die umsatzstärkste Stunde im Jahr, 1200 Transaktionen pro Sekunde alleine in der Schweiz. Ich schlendere durch die Menge, die Kamera baumelt am rechten Handgelenk. Für mich ist es ein Stück Vergangenheitsbewältigung, stand ich selbst doch vor 23 Jahren an einem Samstag, dem 24. Dezember an der Front und erlebte die Leute auf ihrer Einkaufstour. Für mich war dieser Tag das Ende der Weihnachtsgefühle meiner Kindheit, der Abend in der Familie so fremd, so unwahr im Vergleich zu dem, was ich den Tag über erlebte. An einen Kunden erinnere ich mich noch heute: Eine Kamera für meinen Neffen. 2000.- Franken soll sie kosten, bitte einpacken. Keine Diskussion, was der Neffe fotografiert. Keine Freude in den Augen des Schenkers. Auf jegliche Nachfrage kam das 2000.- Franken, bitte einpacken.

Ich sehe in die Gesichter der Menschen. Viele schon hübsch angezogen, Anzug, Deux Piece, Strümpfe, Lackschuhe. Aufgebrezelt für den Abend. Kein Lächeln. Angespannte Gesichter, gehetztes Gehen. Viele bepackt mit Säcken bekannter Warenhäuser, da und dort jemand mit einer Bratwurst, um noch etwas Energie für den grossen Run zu tanken. Ich verfluche meine Scham, die verhindert, wildfremden Menschen direkt ins Gesicht zu fotografieren.

Durchgefrohren gehe ich in den nächsten Starbucks, bestelle einen Kaffee und einen Zvieri. Die Baristas sind mies drauf, sie reagieren nicht mehr auf ein Lächeln. Einen Tisch weiter sitzt eine ältere Schwarze, schon ziemlich betrunken. Erzählt ihrer Nachbarin von der Reise aus der Karibik nach London. Viele Jahre muss ihr Weg schon sein, irgendwann muss sie in der Schweiz gestrandet sein. Denglisch erzählt sie mir von der grossen Freude, die sie in Gott gefunden hat. Als ich gehe folge ich ihrem Wunsch und drücke ihr die Hand.

Bei meiner Mutter zuhause dekorieren die Kids einen Baum, es gibt etwas zu Essen, wir zünden die Kerzen an. In der Stille kommt ein friedliches Gefühl, ein bisschen Weihnachten. Einmal mehr erkenne ich fasziniert, wie mich das Fotografieren verändert. Mir eine innere Ruhe gibt, die ich an keinem anderen Ort gefunden habe.

Lucy

Das Pärchen bei der Rolltreppe hat den Konflikt um die aktuelle Bahnhofsstrassenbeleuchtung auf einfache Weise zusammengefasst. Sie: Früener isches doch viiiiel schöner gsi! Er: Aber das da spart Strom. Ganz nebenbei ein wunderbares Beispiel von weiblicher und männlicher Denkweise.

Lucy in the sky with diamonds soll das Motto sein. Besser als die Technoröhren im vorletzten Jahr, aber Welten von dem entfernt, was ich in meiner Kindheit und Jugend erlebt habe. Zumal die damalige Beleuchtung in der Erinnerung immer besser wird. Schade, trotz Suche in der Bananenschachtel sind mir die Bilder, welche ich vor vielleicht 25 Jahren gemacht habe, nicht zum Vorschein gekommen.

Früher war es viel schöner. Da bin ich einer Meinung und einmal mehr darin bestätigt, dass ich viel zu viel weibliches Denken in mir habe ;-)

Panoramaweg

Die letzten Wochen habe ich hier einige der schönsten Herbsttage erlebt und fand nie die Musse, meine Kamera aus dem Rucksack zu nehmen. Andere Dinge standen im Vordergrund. Diesen Sonntag packte ich mich warm ein und ging den Weg noch einmal. Viele Erinnerungen, Bilder in meinem Kopf und der Versuch, sie mit der Kamera einzufangen.

In Thalwil steht die Art Box. Ein Traum von mir ist eine kleine Ausstellung da drin, ich hätte sogar ein Projekt, das wunderbar zu diesem Raum mitten auf dem Bahnhofsperron passt. Wahrscheinlich werde ich nie dazu kommen, aber man darf ja noch Träume haben :-)

Im Albisgüetli die Tafel, die ich im September bewusst missachtet habe. Unten die verwitterte Tafel, die von einem Durchgangsverbot spricht, wenn die Schiessflagge gehisst ist - oben die etwas neuere Tafel, die Fussgänger generell verbietet. Widersprüchliche Gesetze, ein Gräuel für mich. Ich hatte zu viel davon in den letzten Wochen.

Wenige Meter daneben ein altes Bahnhofshäuschen. Es stammt wohl aus der Zeit, als der 13er noch kein Tram, sondern eine Bergbahn zum grossen Schützenfest war. Alle Dinge sind Vandalensicher eingepackt und rufen „geh weg!“

Genauso die Schilder und Zäune neben den Schrebergärten. Elektrozäune mitten in der Stadt, ein ungewohntes Bild in der Schweiz. Dazwischen das Bächlein, das ich in meiner Kindheit einmal mächtig aufgestaut habe. Ein Mordsspass, zumindest seit ich die damalige Kälte erfolgreich verdrängt habe.

Die Aussicht vom Panoramaweg ist eindrücklich. Selbst bei dem trüben Wetter am Sonntag. Und sie ist seit einem Monat der Ausblick aus dem Zuhause meines Vaters. Ich mache spontan zwei Panoramas und verfluche es einmal mehr, kein Stativ eingepackt zu haben. Ein guter Vorsatz für das nächste Jahr?

Im Triemli wartet die Schlittelbahn auf den Schnee. Daneben die schwarzen Kühe, für die der Winter bereits begonnen hat. Das Gebäude eine Hässlichkeit, die selbst von der spärlichen Kunst rundherum nicht verdrängt werden kann.


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