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Lonon

Ein unglaublich schöner Herbsttag entschädigt für das viele Nass der vergangenen Wochen. Ich klaue mir zwei Stunden und montiere das Souvenir von der Photokina. Vorn ein Lomo 20mm Fisheye aus chinesischem Plastik, dahinter eine Canon - zusammen wohl eine Lonon :-) Investiere Dein Geld in Objektive, der Body ist völlig egal ist ein guter Ratschlag und ich missachte ihn grundlegend. Das Resultat sind Bilder mit einer Portion Unwirklichkeit. Als ob sie aus einem Traum kurz vor dem Klingeln des Weckers stammen.

Ich gehe den Weg, den ich vor einem Jahr öfters machte. Besuche ein Grab, halte inne. Das Jahr war intensiv, acht Monate für andere Menschen gearbeitet, vier weitere Monate Hangover. Ich habe mich durch beinahe jeden Tag quälen müssen, merke so langsam wieder Energie in mich zurückflliessen. Trotz allem überkommt mich die Gewissheit, dass es genau so richtig war.

Cirque

Place du Cirque, Plainpalais, Genève. Auf dem Weg von der Pont Hans-Wilsdorf zu etwas Futter durchquere ich den grossen und leere Platz mitten in der Stadt. Ein Rest Abendlicht, die fernen Leuchtreklamen und Lichter der Stadt umgeben mich in der frühen Dunkelheit.

Klickt auf das Bild und danach auf die vier Pfeile in der linken oberen Ecke.

Lange ist es her seit meinem letzten Panorama. Vor einem Jahr war ich der Ueberzeugung, meine zweite Linse würde ein 85/1.4 werden und die 24mm meines neuen Objektives seien bestenfalls ein nice to have. Schon bei meinen ersten Bildern packte mich das Weitwinkel, wie ich es nie gedacht hätte. Die paar Grad mehr, die ich in den 30 Jahren zuvor nie besass, erlauben ganz neue Eindrücke einzufassen. Panormas zwingen mich irgendwie zu einer 360° Sicht, ein extremes Weitwinkel erlaubt weiterhin einen Ausschnitt einzufangen und auf dem „normalen“ Bild mit einer ungewohnten Perspektive zu spielen. Genauso sind die 84° in der Diagonalen aber auch eine Herausforderung - ich merke gut, dass ich wach sein muss und meist auch die Wasserwaage brauche, um meine Bilder nicht zu verkanten. Schon ein kleines Bisschen schief und das Bild ist für die Tonne. Vielleicht einmal richtig schief, aber bitte nicht zu häufig. Sonst wird mir beim Aussortieren schlecht :-)

Bei meinem letzten Projekt mit Menschen habe ich durchaus gemerkt, dass ein 1.4er nicht das Gelbe vom Ei sein kann. Abblenden ist Pflicht und selbst mit Blende 4 ist der Schärfebereich genug klein, dass er nicht von Nasenspitz bis zum Ohrläppchen reicht. Dafür sind die paar Milimeter zwischen 85 und 120 mehr dasjenige welches, was ein nachträgliches Beschneiden von Portraits hinfällig macht. So spielte ich an der Photokina vor allem mit Weitwinkelzooms. Das 17-40mm von Canon hinterliess einen alltagestauglichen Eindruck, das 12-24 von Sigma dann doch eher eine Ambivalenz, das Canon 8-15mm Fisheye war ein Erlebnis, die Einsatzmöglichkeiten aber zu begrenzt um als zweite Linse in den Rucksack zu wandern. So oder so, eine Entscheidung wird noch etwas Zeit zum reifen brauchen und natürlich auch um die notwendigen finanziellen Mittel zusammenzuklauben ;-) Bis dahin will ich mich mit dem Souvenir 20mm von Lomo austoben, das mit seiner Grottigkeit durchaus einen zusätzlichen Reiz mit sich bringt.

Morgenrot

Frühmorgendliches Pendlerleben. Mein Zug ist pumpenvoll, bis ich ausgestiegen bin muss ich nicht mehr zur S9 rennen. Ich gönne mir einen Kaffee, schlendere zwischen Gleis 3 und 51 zur S14, gucke kurz zurück. Geil!

Sammelstelle

Winterthur muss ein spezielles Städtchen sein. Da darf man doch tatsächlich Schäfchen entsorgen!

Zugegeben, von etwas weiter betrachten sind die Schäfchen nur noch Deko auf einer riesigen Rechtsmittelbelehrung, wer wann was entsorgen darf oder eben nicht.

Zwei unterschiedliche Standpunkte und das Bild hat eine komplett andere Aussage. Die Bildgestaltung, Ausschnittswahl, der Moment wo vielleicht aus Knipsen Kunst wird. Wo ich als Fotograf die Blicke des Betrachters dahin lenke und die Gedanken und Emotionen auslöse, die ich mir vorstelle.

Wobei, geht es uns nicht auch so? Auch bei Menschen beeinflussen die Standpunkte das, was sie sehen. Ein Vorurteil und ich sehe genau das, was zu eben diesem passt - selbst wenn jemand anderer etwas völlig anderes sieht.

Mit einem Grinsen über das Fundstück im Gesicht und philosophischen Gedanken im Kopf fahre ich nach Hause.

Plainpalais

Müde und durchgefroren stolpere ich aus einem Serverraum, der mein heutiger Arbeitsplatz war. Auf der Suche nach einem Tram begegnet mir ein Mädchen. Ganz Genferin mit Jupe und hohen Schuhen, ganz Studine mit Schlabberpulli und Büchern unter dem Arm. Sie müsste mir eigentlich schon andere Male begegnet sein, sie steht im Gegensatz zu ihren quirligen Kolleginnen ziemlich fest an Ort.

Mein Zug erreiche ich eh nimmer, also schenke ich ihr eine Viertelstunde. Eine längere Serie von Bildern mit dem Gedanken, sie auf den Hintergrund meines Notebooks zu pappen. Auf dem Heimweg eine vergnügliche und kreative Schnippel- und Bastelrunde - das Resultat reist bis zur nächsten Bildidee mit mir und kann gerne im Rahmen eines persönlichen Treffens - bei einem Kaffee? *hint* - begutachtet werden 8-)

Genève

Reisetag. Von der Donau über den Rhein zur Rhône. Ich spule in 11 Stunden knapp 1000km ab, überquere zwei Europäische Wasserscheiden. Für einmal eine absolut reibungslose Bus- und Zugfahrt, ich erreiche mein Ziel pünktlich auf die Minute. Zeit noch kurz bei der Pont Hans-Wilsdorf vorbeizugehen. Sie ist nach jahrelangem Bau endlich fertig und ich kann vor dem Eindunkeln noch ein paar Bilder für Beni einpacken.

Schön? Ich weiss es nicht. Aber bestimmt faszinierend. Auf den Tafeln neben dem Bau beschreiben die Leute ihre Statikberechnungen und ich fühle mich wieder in meinem Job. Meine Kunden machen ganz ähnliche Grafiken von ihren Dingen :-)


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