Der schnellste Weg ins Büro bringt mich an den Bahnhof Wipkingen, ein kleines Loch zwischen dem Wipkingerviadukt und dem Tunnel nach Oerlikon. Kurz vor der Einfahrt der S14 ins Zürcher Oberland fährt jeweils pünktlich der Eurocity nach München durch - auch am anderen Ende ein bekannter Vertrauter. In Lindau wechseln die internationalen SBB Wagen von der Cargofarbenen Re 4/4 II gegen zwei Br218, um sich dann endlos langsam durch das wunderschöne Allgäu zu quälen.
Der Zug hat jeweils mein Fernweh geweckt. Es ist ein grossartiges Gefühl, mitten in einer Stadt zu wohnen - und doch haben mir meine vielen Reisen gefehlt. Drei Monate ist es her, dass ich das letzte Mal aus der Schweiz kam, per Zufall auch da nach München. Jeweils eine kleine Erinnerung am frühen Morgen, aber auch eine Vorfreude auf das nächste Mal.
Heute Abend geht es wieder auf die Reise, ins schöne Rheintal, ganz in die Nähe der Loreley. Gleich richtig, mit Rucksack, Nachtzug und Wecken um 4:30 *gähn* In Koblenz müsste der Imbissstand bereits offen haben (Frau SBB war überrascht als ich ihr sagte, ja, da bekomme ich Zmorgen) und die Jahreszeit dürfte passen, um den Sonnenaufgang über dem Rhein zu erleben.
Die Schneeberge liegen zum Greifen nah, ein seltener aber immer wieder toller Blick in Zürich. Und wenn ich schon die Kamera in den Händen halte, mache ich gleich einen Rundgang durch mein temporäres Zuhause und fange ein paar Impressionen ein.
Bald ist unser Kleiner 18 und darf sein Autobillet machen - Grund genug, mit ihm die lange Reise nach Genf zu machen und den Autosalon zu besuchen.
Der Mini-Leichenwagen hat ihn nicht sonderlich überzeugt, gut 40'000 für keinen Platz ist dann doch ein bisschen viel. Nicht weit weg der englische Morgan - wohl mehr ein Traum von Papi als dem Sohn. Mit drei Rädern über den Pragel, das muss doch irgendwie ein tolles Erlebnis sein Der Motor vom Landy ist einmal mehr gewachsen, eine hässliche Hutze verunstaltet die Motorhaube. Wenigstens klingen die hinteren Türen noch nach Kindheitserinnerungen.
Ich gab mir Mühe, den Besuch pädagogisch wertvoll zu gestalten, so stellten wir schön brav auch alle Sitze möglichst korrekt ein. Interessanterweise haben die Smart-Leute ihre Hutablage unter dem Lenkrad neu gestaltet und ich kann ohne kaputte Knie darin sitzen - sollte ich jemals wieder ein Auto brauchen, habe ich wieder eine Option. Jedoch nicht den Elektro-Smart - die überdimensionierte Handybatterie vermieten sie einem für stolze 99.- pro Monat *uff*
Im oberen Stock dann die Träume aus Blech, umrundet von gazillionen Schaulustigen. Flügeltüren sind es noch immer, auch wenn der Gedanke, dass das engbejupte Mädchen neben dem Auto sich über den Schweller schwingen soll, bei uns beiden Heiterkeit hervorruf. Die Hostessen generell so langsam auf dem Zahnfleisch, viele bereits in ausgelatschten Ballerinas statt den vorgeschriebenen Pumps. Die Alfa Romeo Mädchen eingewickelt in grossen Halstüchern - Messedesigner vergessen oft, dass eine solche Halle verdammt zugig sein kann und nach acht Tagen jeder Virus einen Wirt gefunden hat.
Wenn keine Flügeltüren, dann wenigstens einen R8, so zumindest Beni. Auch wenn der Inhalt seines Portemonnaies aktuell nicht einmal für ein indisches Budgetauto reichen wird
Tanzende Schneeflocken unter der Strassenlaterne. Hätte nicht gedacht, diese im März noch einmal zu sehen.
Ein wenig Experimentalfotografie, ein feines Znacht und bezeiten ins Bett. Unter der Decke lässt sich der späte Wintereinbruch am Besten ertragen.
Erst grub der Bagger, dann explodierte ein Unterwerk. Ich kam früh von Lausanne nach Hause, ziemlich überrascht, dass der Trolleybus unterwegs den Diesel anwarf. Zuhause kein Strom, ich entschied mich kurzfristig dazu, kalten Znacht einzukaufen. Zurück mit dem Tram bis in den Escher Wyss Platz, wo ich länger mit einem freundlichen Herrn VBZ plauderte. Sie könnten gerade noch durch das Depot wenden, der Prime Tower sei bereits evakuiert worden. Ein spezieller Blick auf das grosse Gebäude, für einmal stockdunkel. Ich bekam ziemlich früh wieder Strom, noch mehr als eine Stunde ruhten die Trams und ein Teil des Lebens in Zürich.
Irgendwie erschreckend, dass das höchste und wohl teuerste Gebäude der Stadt keinen Diesel im Keller oder auf dem Dach hat. Die Lifte blieben stehen, Licht war dunkel und die Lüftung tot. Wie war das bei einem allfälligen Kabelbrand? Sollte da die Lüftung nicht auf Saugen stellen, um den Rauch loszuwerden? Ich kann mir gut vorstellen, dass der Herr Prime Tower ziemlich bald vom Herrn Feuerpolizei unangenehmen Besuch bekommt.
Es ist bald nicht mehr wahr, dass ich das erste Mal im Jeunotel in Lausanne schlief. Jedes Mal bin ich am Wegweiser zum Vallée de la Jeunesse vorbeigekommen und habe mich gefragt, ob sich dahinter irgend eine Art Jungbrunnen versteckt. Heute hätte ich so etwas gebraucht und nahm den Weg statt an den See auf diese Seite.
Es ist ein Kinderspielplatz! Zwar ein grosser, inklusive Verkehrsgarten, monströser Sonnenuhr und langer Rutschbahn, aber kein Jungbrunnen. So musste ich meine alten Knochen dann doch noch in die Stadt quälen um etwas zu Futtern