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Familienzuwachs

Nach den aufreibenden und fotolosen Wochen wollte ich mir etwas zugute kommen lassen. Eine Idee, die mich seit der letzten Fotokina verfolgt, mit 102° Diagonale eine wortwörtliche Erweiterung meines fotografischen Horizontes. Nach dem OK meiner Budgetberaterin *wink* war es schnell bestellt und in meinen Händen. Ich freue mich wie ein kleiner Junge :-)

Die ersten Versuche - hmnunja - noch etwas davon entfernt, gute Bilder zu sein. Die grossen Kontraste, schief gehaltene Kamera und störende Dinge (inklusive mir selbst :-) ) machen mir noch zu schaffen. Es wird noch ein paar Bilder brauchen bis ich ein Gefühl dafür habe, was die Linse „sieht“, bevor ich sie aus dem Rucksack packe. Aber hey, der Weg ist das Ziel und ein schwacher Start eine optimale Chance zu Verbesserungen ;-)

Blick zurück

Am Wochenende reiht Herr SBB einen Bpm 51 am Schluss des Interregios von Chur nach Basel ein. Ich packe die Chance und mache etwas Experimentalfotografie durch die Fenster.

Ein Tag ohne Bilder ist ein verlorener Tag. Ueber den letzten Monat hatte ich viele verlorene Tage… Die wenigen Bilder, die ich machte, waren Dokumentation für mein Tagebuch - die meiste Zeit verbrachte ich in einem Spital und am Aufräumen und Entsorgen von fremden Erinnerungen, schaffte Platz für Leben. So langsam sehe ich den Horizont, das Licht am Ende des Tunnels.

Nach Jahren habe ich meinen Fahrausweis aus den Tiefen meines eigenen Krempels gefischt und bin am Steuer gesessen. Ein ganz anderes Gucken als beim Fotografieren, die Anstrengung hat mich doch ziemlich geschlaucht.

Es war Sommer, so richtig Sommer. Fünf Wochen schön und heiss! Auf dem Weg zwischen Büro, Obstalden und Zürich begegneten mir viele kleine Details, die ich ohne Kamera mitnahm. Im HB Zürich sass eine Taube auf dem Brunnenrand und trank Wasser. Im Sprinter eine junge Mutter, erzählte Sprössling eins aus einem Büchlein vor und packte für Sprössling zwei ihre Milchfabrik aus. Am Gleis drei im HB ein Pärchen, das sich regelmässig am Abend traf und lange miteinander schmuste - ganz verstohlen sitzte die etwas jüngere Blondine auf dem Schoss des etwas älteren Herrn und liess vermuten, dass er zuhause seine Verpflichtungen hätte. Auch in Obstalden war es heiss, eine Wespe sass auf dem einen Brunnenrohr und trank mit mir zusammen Wasser. In Näfels-Mollis eine Katze auf dem heissen Blechdach, verfolgte mich mit dem Blick einer erfahrenen Jägerin. In Rapperswil ein Rudel Spatzen auf der erfolglosen Jagt nach einer Libelle. Noch noch einmal ein junges Mami, das sich ungeniert vors AVEC in Näfels auf den Boden setzte und ihrem Sprössling die Brust gab.

Ein spezieller Sommer, an den ich mich wohl noch lange erinnern werde.

Testfilm

Geil, sie tut! Das Fräulein vom Stundenlabor guckte mich erst etwas schräg an, als ich einen Blick auf den frischentwickelten Film warf.

Als ich mich zu einer Vollformat Digiknipse entschied war mir gleichzeitig klar, dass ich ein zweites Gehäuse mit Film für die Linsen suchen wollte. Ich wurde in einem Occasionsfenster in Zürich schnell fündig. Ein rundes Jahr quälte ich mich mit dem Gedanken, endlich einen Testfilm zu machen und zu gucken, ob sie auch in Ordnung ist - am Sonntag konnte ich mich endlich durchringen. Kleine Premiere, das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit einer professionellen Kleinbildkamera unterwegs bin. EOS1, 4.0/24-105L, XP2 Super.

Das Gefühl einer 25 Jahre alten Kamera mit Film ist definitiv ein Anderes: Einerseits immer die Kosten im Hinterkopf, andererseits auch das Wissen, dass die Bilder gut sein sollten - ich bin nicht der Erste, der sie in den Händen halten wird und die übelsten Ausreisser spurlos verschwinden lassen kann :-)

Ich bin restlos begeistert. Die Scans, naja, ist nicht mein Stil. Eine Spur zu viel Kontrast, ich mag mattes Papier in der Gradation „Spezial“. Die Negative einfach Hammer - kein Lichteinfall, Verschluss OK, Belichtungsmesser auch, Filmtransport präzise. Die Bilder werden ganz anders als mit Flatrate Digiknipse, nicht nur die Technik, auch das (kostenbewusste?) Gucken und Fotografieren zeigt seine Spuren.

Kleines Deja-Vu am Rande: Nach meinem letzen Film kam mein Vater ins Spital, dieses Mal meine Mutter. In den nächsten Tagen wird sich viel ändern in meinem Leben, ich hoffe dennoch für das eine oder andere Bild Zeit zu finden…

Autsch

Entdecken Sie stylische Herbstlooks, mit denen Sie zum Blickfang werden. Mit einem gebrochenen Unterarm wirst Du garantiert zum Blickfang ;-)

Hochglanzspam von einem Deutschen Versandhaus im EC9 von Hamburg nach Chur. Ich finde es immer wieder unglaublich, wie sehr die Photoshopper die physischen Gegebenheiten missachten und Mädchen entstellen - aber noch viel schlimmer die Marketingfuzziesleute für viel Geld Papier drucken und dann derart lausige Bilder verwenden.

Genauso nachdenklich stimmen mich die „professionellen“ Portraits und Bewerbungsbilder, die mir in den letzten Wochen über den Weg liefen. Seit die Leute von Anthropics Portrait Professional 11 releast haben, übertreiben die Fotografen noch mehr und verpassen ihren Subjekten eine Haut, die Barbie faltig aussehen lässt.

Irgendwie bin ich froh, einen anderen Job zu haben und zu solchen Bilderwünschen nein sagen zu können. Ich mache gerne Bilder von Dir, zeige Dich wie ich Dich sehe, versuche etwas von dem einzufangen, was in Dir steckt. Dich zu dem zu verwandeln, was aktuell „schön“ ist, ist in meinen Augen der verkehrte Weg - so lukrativ er gerade eben für viele Fotografen erscheinen mag.

Bastelabend

Neue Vorsatzlinsen - nein, nicht für den Fotoapparat, sondern für den Beat 8-) Und den Vorsatz, zwischen dem Okular und den teuren Gläsern etwas Weiches zu platzieren. Normale Augenmuscheln sind viel zu dick und vignettieren das Sucherbild, ja selbst spezielle Brillenträgeraugenmuscheln geben noch zu viel Distanz. Ich versuche es mit etwas Klebeband:

Wahrscheinlich wird es mich in Kürze nerven und ich teste einmal mehr die Hartvergütung der Brille. Die letzte hat dreieinhalb Jahre Fotografieren überstanden, zerkratzt ist interessanterweise das Glas, das nie durch eine Kamera blickte…

Bänkli

Auf dem Walsaweg, kurz nach Obstalden, Richtung Filzbach. Eine alte Bank mit grossartigem Blick auf den See und die Berge. Ich bin fasziniert, wie innert fünf Minuten ganz unterschiedliche Bilder entstehen können.

Das Fotografieren ist für mich ein erstaunlich effektiver Weg geworden, Dinge aufzuarbeiten, die mich beschäftigen. Ein Weg zum Ausbruch aus einer Grübelei, zum Abbruch einer Gedankenspirale. Zufrieden gehe ich zurück in das kühle Haus.


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