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Schizophren?

Kundenbesuch in Winti, ich warte auf den Zug nach München, der mich ein Stück weit nach Obstalden bringen wird. Ich höre Stimmen. Zu laut für Bahnhofsgespräche, zu undeutlich für Lautsprecheransagen. Sind SIE an diesem 23.5. gekommen, um mit mir zu sprechen? Waren die vielen Serverraumbesuche diese Woche zuviel für meine Psyche?

Nach dem ersten Schreck mache ich mich auf die Suche und finde über dem Mittelperron eine Hand voller Satellitenschüsseln mit Lautsprechern. Sporadisch fallen Sätze: Wie isch Winterthur zum Name Velostadt cho? oder Wo werdemer i 10 Jahr sii? Bi all dene Krise? und Was mached Tier wänns ganz still isch? Strubes Zeugs ohne Kontext :-)

Nachdem der erste Schreck vorbei ist, kommen die Gedanken. Ein Kunstprojekt als Antwort auf den Hafenkran? Ein alternativer Weg zu klassischer Musik, um die ungebetenen Gäste vom Bahnhof zu verscheuchen? Oder eine Installation im Rahmen der Verteilung von stillem Valserwasser vor dem Bahnhof?

Google hilft weiter. Es ist tatsächlich eine Kunstinstallation - Winterthur feiert 750 Jahre Stadtrecht.

Wide-Angle

Einmal mehr in Lausanne, für einmal ist die grosse Pyramide an der Esplanade des Cantons frei und ich kann das lange geplante Pano fabrizieren. Montage können auch gut sein.

Am Morgen früh tauschte ich noch kurz meine Standardlinse gegen das Weitwinkelzoom. Das Spiel mit der immensen Tiefe, die sporadisch auftauchenden Finger und Füsse sowie der grosse Kontrast sind Herausforderungen, denen ich mich heute stelle.

Das Mädchen am Strand ist gleich noch eine. Mit viel Adrenalin frage ich sie auf Französisch an, ob ich ein Bild mit ihr machen dürfte - als Antwort will sie gleich aufspringen und sich in Pose stellen. Mist, ich hätte vielleicht doch die Standardlinse einpacken sollen :-)

Üetliberg

Duschen, Rasieren, Abwaschen, Putzen, Einkaufen, Nachmittagsschlaf, Abendessen kochen und futtern. Die Verpflichtungen des heutigen Tages liegen hinter mir, ich fahre spontan auf den Zürcher Hausberg.

Muss wohl Anfangs der 90er gewesen sein, als ich das letzte Mal hier war. Mich empfängt ein neuer Bahnhof, massiv verbreitete Wege, ein neuer Aussichtsturm und Gaslampen, die zwischenzeitlich auf LED umgestellt wurden. Aber auch alte Bekannte wie das Karusell, auf dem ich schon als kleiner Beat Runden drehte, die Felsen aus Nagelfluh und der Planetenweg. Trotz klarem Himmel ist es saukalt, die Bise zieht durch meine Knochen und schüttelt den Turm, ich lasse die Kamera gut verpackt im Rucksack.

Ich fliehe bald vom Kulm, vertrieben von der Musik des Nachsächsileutens, gehe vorbei am Staffel, wo mich die Karte ab ihren Preisen erschauern lässt. Bei der ehemaligen Annaburg gucke ich nach der alten Skispungschanze - beides ist verschwunden, während bzw. kurz nach meinem letzten Besuch abgebrochen worden. Ich werde alt, erinnere mich an längst vergangene Dinge und staune über die neuen.

Noch ein Blick zurück, bevor ich den Weg ins Albisgüetli in Angriff nehme. Die untergehende Sonne blinzelt durch die Wolken, lässt die beiden Türme schwarz in den Himmel ragen. Ich war bestimmt nicht das letzte Mal auf dem Üezgi.

Getarnt

Der alte botanische Garten in Basel ist einer der Orte, die ich ohne Kunden nie kennengelernt hätte. Noch weiss ich nicht, ob ich wieder in diese Gegend kommen werde und nehme mir eine Stunde Zeit vor der Fahrt nach Zürich.

Gleich am Eingang fängt mich ein Mitarbeiter ab und fragt mich, ob ich den Basilisken fotografieren wolle. Erst war ich etwas überrumpelt, dann liess ich mir das gut getarnte Tier zeigen. Er hätte weder etwas mit dem Basilisken von Basel noch mit dem aus Asterix und Obelix zu tun :-)

Glion

Capslock Wetter, es shift permanent. Ich bin in meiner „Notunterkunft“ in Territet, Lausanne war bereits ausgebucht. Zu allem gibt es das Bett, das ich wollte, nur im Internet - als Entschädigung bekomme ich ein Dreierzimmer für mich alleine und ein feines Znacht *freu* Danach traue ich mich ins Scheisswetter, fahre mit dem Zug nach Montreux und mit dem Ersatzbus den Berg hoch.

Viele Erinnerungen an meinen letzten Besuch, beinahe 30 Jahre sind es her. Ich muss nicht einmal denken, meine Beine finden den Weg von selbst zu dem kleinen Hotel, in dem meine Grosseltern die meisten Sommer meiner Jugend verbracht haben. Finde den Weg, auf dem ich oft mit meiner Grossmutter ins Tal gelaufen bin und auf dem Edgar Wallace einen seiner Protagonisten einen Selbstmord vortäuschen liess. Und natürlich zu der wunderbaren Aussicht über den See, auf die französischen Berge, Schloss Chillon, Villneuve und den Eingang ins Vallis.

Die Zeit ist beinahe stehengeblieben, der Ort strahlt wie das darunterliegende Montreux den Charme der Belle Epoque. Die strukturellen Probleme sind offensichtlich, ich finde auf meiner Suche nach einem Regenschirm kaum einen Einheimischen, dafür ein Dutzend Ladenlokale, Restaurants und Hotels, die ich sofort kaufen könnte…


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