Vor 20 Jahren war ich noch nicht so hart im nehmen wie heute… Drei Wochen RS Vollendung im Februar reichten aus, um mich eine gute Woche mit knapp 40° Fieber ins Bett zu werfen. Vollgepumpt mit Antibiotika verliess ich noch einmal eine Woche später das Triemli - keiner der Aerzte wusste so genau, was mir gefehlt hatte.
Langsam wieder zurück im Leben war ich mit einer bezaubernden Frau unterwegs auf den Albis. Sie hatte mich oft besucht, ihre Ueberstunden angeknabbert, um mir eine Freude zu machen. Sie wurde die Frau meines Lebens.
Auf dem Spaziergang hatte ich meine Minolta 8000i dabei, ein 28-135 und ein Panorama Adapter. Die Bilder auf dem Agfachrome Professional waren die ersten und letzten, die ich mit dieser Kombination machte. Lange lagen die Bilder eingetütet in einer grossen Bananenschachtel und ich freute mich riesig, als ich sie kürzlich in den Scanner legen konnte!
Ein Ende ist immer auch der Anfang von etwas Neuem. Ein beliebter Spruch, der mir in den letzten Wochen ein paar Mal auf der Zunge lag. Um mich herum gehen Beziehungen in die Brüche, ich erfahre von immer mehr Menschen, die einfach noch zusammenleben, weil sie keinen anderen Ausweg sehen.
Etwas Neues ist immer auch ein Ende. Diese Umkehrung kam mir in den Sinn, als ich letzte Woche seit langem wieder einmal zu Fuss ins Büro unterwegs war. Wo noch vor kurzem liebevoll gepflegte Schrebergärten standen, hat ein Bagger die Welt von unten nach oben gekehrt. Mir hat es im Herzen weh getan, die bunten Gärten durch eine Mondlandschaft ersetzt zu sehen.
Eine Anwohnerin erzählte mir in gebrochenem Deutsch, dass hier eine Lärmschutzwand entstehe. Ja, auch ihr tat es weh, diese vielen Stunden Arbeit unter den Raupen des Baggers verschwinden zu sehen. Aber sie freut sich auf die Ruhe, wenn die Wand fertig sein wird.
Auffahrtsdonnerstag. Die Sonne scheint, ich schaffe es trotz einem Arsch voll Arbeit mich zu lösen und nicht ins Büro zu pilgern. Nehme eine alte Idee hervor und reise nach Bolligen, welches vor über 8 Jahren zu einem Geisterbahnhof mutierte.
Schon wenige Jahre nach der Eröffnung der Linie Uster - Rapperswil - Uznach - Weesen - Glarus und Chur, damals eine Verbindung grosser wirtschaftlichen Zentren der Schweiz, wurde der Bahnhof Bolligen vom Dorfkern und seinen Steinbrüchen an die Ausweichstelle der neu eröffneten Strecke durch den Ricken verlegt. Mit der Optimierung Anfangs der Jahrtausendwende gab die SBB die Haltestelle vollends auf. Heute ist der ehemalige Bahnhof ein Wohnhaus, einzig ein paar Wanderer machen Rast auf dem Bänklein. Das Dorf selbst ist mehr als zwei Kilometer zu Fuss entfernt, kein Bus bedient den ehemaligen Bahnhof. Es bleibt dem Besucher nichts anderes übrig, als von Schmerikon nach Rapperswil zu wandern und sich unterwegs einen roten Kopf zu holen.
Auf dem Weg finden sich viele Details. Spiegel in denen man einen Beat sieht, Tips zum Ueberleben von Bahnübergängen, ein vergessener Wanderschuh, ein Boot von Falco oder eine kleine Kapelle des Klosters Wurmsbach. Früher war alles besser: Mann besiegte einen Drachen und bekam die Liebe der barfüssigen Prinzessin. Das Motiv des getöteten Drachen findet sich auch an der Kirche von Uznach wieder.
Im ehemaligen Stellwerk, das von den Bewohnern zum Gewächshaus verwandelt wurde, stehen noch Reste der mechanischen Fernbedienung der Weichen und Signale. Der Bahnhof selbst ist komplett erhalten, inklusive Perrons, Beschriftung und Sicherheitslinien. Ein Abbruch wohl viel zu teuer, die Option Züge anzuhalten ist offen gehalten.
Eine letzte Brücke in Stahlbauweise. Das eine Ende steht auf Rollen, die Brücke kann sich je nach Temperatur ausdehnen oder zusammenziehen. Vielleicht ein Bild für unseren Konstrukteur zuhause?
Kurz vor Rapperswil steht mit der Blumenau die jüngste Station an der Stecke. Ein paar hässliche 60er Jahr Bauten, ein Signal aus der Zeit vor den elektrischen Stellwerken steht zur Dekoration da. Die letzten Meter bis Rappi ziehen sich endlos, vorbei an Stacheldrahtverhau, der die Eishockey Fans aus dem Lido vor dem Randalieren auf den abgestellten Zügen trennt. Ein Handschuh ist aus der letzten Saison übriggeblieben.
Zum Schluss einen Blick auf das Gleisfeld von Rapperswil. Aehnlich gross ist Mühldorf, in dem ich vor einer knappen Woche umstieg und welches im Gegensatz zu unseren Bahnhöfen keine Drähte kennt.
Meine Lieblingsente meinte kürzlich It's not the gear, it's the guy. Ich muss ihr recht geben - und doch kam über die letzten Monate der Wunsch nach einer grossen Digiknipse auf. Die letzten zweieinhalb Jahren war ich mit der zweitbilligsten Kamera unterwegs, die ich Ende 2009 bekam, und habe mit ihr nahezu 25'000 Bilder gemacht. Immer im Hinterkopf, dass das Sammeln von Erfahrung ist und ich - wenn ich dann mal Zeit habe - wieder eine „richtige“ Kamera in die Hände nehme.
Werde ich wieder einmal Zeit haben? Die Frage stellte ich mir letzten November. Mein Leben ist noch für ein paar Jahre von der Arbeit bestimmt, ob ich in 10 Jahren noch fotografieren kann, eine völlig offene Frage. Nach einer langen Evaluationszeit stand meine Entscheidung fest und ich tauschte meine Hasselblad 503CX gegen eine EOS 5D Mark III. Zusammen mit einer ordentlichen Linse - dem ersten ordentlichen Zoom in meinem Leben - wurde sie Ende März meine neue Begleiterin.
Mittlerweile habe ich mit ihr das 1000. Bild gemacht, meinen ganzen Workflow über den Haufen geworfen und einen Einbrecher aus meiner Galerie verjagt. Meine alte Kamera ist jetzt bei Maja und ich hoffe, dass sie ihr genausoviel Freude machen wird wie sie es mir gemacht hat!
Ein gemütlicher Spaziergang nach einem kurzen Einsatz. Ein paar Impressionen vom Strand zwischen der Uni und den Ruines Romain, getaucht in ein wunderbares Frühlingslicht. Das Mädchen am Strand hatte einen Flecken auf der Mattscheibe und ich kramte all mein Branchenfranzösisch aus 1989 hervor, um sie zu beruhigen, dass dieser Dreck nicht auf den Bildern endet.
Die Vögel haben noch immer ihre Fluchtdistanz und sie ist ganz ähnlich zwischen Möwen, Enten und Raben. Beat einen Schritt vor, Vogel macht „Hüpf, hüpf, hüpf.“ Vielleicht sollte ich mal ein Stück trockenes Brot einpacken?
Ein erstes Blümchen vor der Unterkunft, zwei alte Bekannte beim IOC. Dann ruft mich einmal mehr die Arbeit und ich erwische etwas später gerade noch den letzten Rest vom Sonnenuntergang.
Zurück zum Titel: Nein, ich höre nicht auf zu Fotografieren. Und Reisen wird weiterhin einen Teil meiner Arbeit sein. Ja, selbst Lausanne steht auf dem Programm. Und doch, ich glaube die nächsten Tage gibt es hie vorerst keine Bilder mehr - ich muss mich erst einmal mit meinem neuen „Arbeitsgerät“ auseinandersetzen
Familienfeste sind immer willkommene Möglichkeit, viele Bilder zu machen. Ein paar davon, aus der Umgebung von Feusisberg, möchte ich Euch nicht vorenthalten. Schliesslich schickte mich Marius vorab auf den Weg, um ein paar Panos zu machen. Here you are!