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Dreilinsenjahr

Drei Linsen habe ich mir dieses Jahr gekauft. Drei Spielzeuge? Erweiterung des Fotografischen Horizontes? Sinnlos? Sinnvoll? Vielleicht von allem ein Bisschen. Und vor allem auch eine handfeste Erinnerung an 2013.

Anfangs Jahr ein Tief. Ich erinnere mich an einen Abend in einem Burger King in Basel, vor mir eine Hand voller PostIt: „Ausziehen“. „Durchhalten“. „Selbstmord“. Schlussendlich verbrachte ich zwei Monate in Zürich, machte trotz eisigem Winter das Beste aus den Tagen und genoss die Tatsache, vier Stunden weniger Arbeitsweg und mehr Zeit zum Leben zu haben.

Ein Abend im Februar, ich rutschte auf einem Flecken Eis aus. Die Kamerareparatur ist ein Trinkgeld, mein geliebtes 24-105 Totalschaden… Glücklicherweise war noch etwas Prämie vom letzten Jahr übrig und ich konnte das Objektiv ersetzen *schweissabwisch*

Intensive „Fotomonate“ im Frühsommer. In der “Fotohütte“ die wohl speziellste Strecke, die ich je gemacht habe. Eine Hochzeit in zivil und kirchlich, ein Konzert. Heimwege spätabends zu Fuss, einmal bis auf die Unterhosen verregnet, einmal ein verpasster Nachtbus in Näfels und der lange Weg den Berg hoch. Ich will hier weg.

Mitte Juli, ich fühle mich müde und freue mich auf gemütlichere Tage - einen Anruf von der Kantonspolizei, Spitalbesuche, Aufräumen, Organisatorisches. Morgens im Büro, am Nachmittag weiter zu meiner Mutter, spätabends heim, lange Lesestunden in Wikipedia. Viel Verantwortung für Andere, zu viel für mich. Ich brauche lange um mich zu erholen, muss mich wochenlang zu jedem Aufstehen, jedem Schritt, jeder Tätigkeit quälen.

Ich gönne mir bewusst etwas, erfülle meinen Traum aus der letzten Photokina und werde stolzer Besitzer eines 12-24mm.

Herbst, Reisezeit. Mitte Oktober das Erste Mal in diesem Jahr das Gefühl von Energie, ich bin mit mir selbst im Reinen, die depressiven Gedanken sind weit weg, ich fühle mich zufrieden und fröhlich. Mein Weg führt mich bis nach Amerika, wach und entspannt fahre ich mit dem Zug durch die Staaten.

Einmal im grössten Fotoladen der Welt einkaufen. Ein 500mm Spiegelobjektiv ist das perfekte Souvenir, es hat eingewickelt in Schmutzwäsche geraden noch im Köfferchen Platz, liegt weit unter der Freigrenze am Zoll und ist bei uns nicht zu bekommen.

Im Dezember noch einmal Home Office, mit gut drei Wochen das Längste bisher. Ich schaffe es, täglich Bilder zu machen - auch wenn es manchmal nur das Meerschweinchenfutter ist :-)

Drei Linsen, so unterschiedlich wie die Abschnitte in meinem wechselvollen 2013…

Putztag

Sonntag, Putztag. Erst das Häuschen der Meerschweinchen, dann das Häuschen der Menschen.

Abends sitze ich am Computer, schraube an meinen Development Presets und versuche „meinem“ Bildstil umzusetzen. Lightroom gehört zu den Programmen, an denen man alles einstellen kann - aber auch alles einstellen muss. Die Defaults sind sehr konservativ, Objektivkorrekturen, Schärfen oder Rauschreduktion sind erst einmal abgeschaltet und jeder Benutzer muss darf für sich selbst die optimalen Werte finden.

Vor einem Jahr habe ich das schon einmal gemacht, mich mutig von den Standardeinstellungen wegbewegt. Der damals entstandene Preset Unterwegs hat mich ein Jahr begleitet und das nahe 2014 ist eine gute Motivation, auf diesem Weg einen Schritt weiter zu gehen.

Morgengrauen

Für einmal früh aus dem Bett. Vor meinen kleinen Augen graut der Morgen, im richtigen Augenblick stehe ich auf dem Balkon und drücke ab.

Die 30'000 Bilder in meinem Archiv sind geknackt, ein guter Moment meinen Lightroom up to date zu bringen. Beim Surfen stosse ich auf ein Statistik Plugin:

Mal eine ganz andere und faszinierende Sicht auf meine Bilder der letzten Jahre.

Wintereinbruch

Letzter Weihnachtstag, dann ist es für dieses Jahr überstanden. Ganz spontan drücke ich auf den Auslöser, als Maja eine Kerze anzündet.

Das Los der Bilderblogbetreiber. Die tollsten Weihnachtsbilder sind erst nach den Festtagen auf der Webseite ;-)

Scannertag

Weihnachtsmorgen. Wie üblich früh raus, Meerschweinchen versorgen, selbst etwas in den Kopf drücken. Im Haus ist es totenstill, die Kids schlafen noch tief und fest. Draussen tobt der Föhn, sobald er zusammenbricht kommt der Winter zurück. Womit den Rest des Morgens verbringen?

Ich wende mich einem Bündel Dias zu. 24. Juni 1993, wir kamen eben von Skandinavien zurück, verbrachten noch drei Tage im Tessin. Ich hatte einen Stapel Filme übrig, Entwicklungskosten machten mir (unverheiratet und ohne Kids…) keine Bauchschmerzen. Es sollte beinahe 20 Jahre dauern, bis ich wieder (dank Digiknipse) in dieser Unbefangenheit Menschen fotografiere.

Vier Stunden Kampf mit den Bugs der „besten“ Scannersoftware, danach sind die 16 Filme drinn. Wird noch etwas Postprocessing benötigen, das OK des Models brauche ich selbstverständlich auch. Mich überrascht es einmal mehr, was früher möglich war und wie begrenzt die digitale Darstellung von Bildern sein kann.

Zum Znacht ein weihnächtliches Abendessen. Ich lasse mich auf einen Ris-o-Beat ein, der sehr schmackhaft, aber viel zu klein geratet. Gut habe ich noch eine Dose Schoggicrème und etwas Schlagrahm im Kühlschrank!

30 Jahre

Sie lag am Heiligabend 1983 unter dem Christbaum.

Klein-Beat ging in die 6. Klasse, der Uebertritt in die Sek war unter Dach und Fach. Seine Mitschüler machten ihm das Leben zur Hölle, der Lehrer warf mit Bleistiften und Radiergummis durchs Klassenzimmer. Lange Spaziergänge in Zürich und auf dem Uetliberg wurden zu meinem Ventil.

Kurz zuvor brach mein Vater sein Projekt Selbstständigkeit ab, das Haus war voll Inventar aus dem Laden an der Zweierstrasse. Das Gastzimmer wurde eben zu meinem Zuhause und sollte es für die nächsten Jahre auch bleiben.

Trotz Schulden und viel zu langer Arbeitstage wollte mir mein Vater etwas zugute kommen lassen. Die Sommerferien verbrachte ich mit dem Ferienpass zuhause in Zürich, meine Fotos mit der Agfamatic Pocket meiner Mutter scheinen mein „Sehen“ aufgezeigt zu haben. Ich sollte eine ordentliche Kamera bekommen.

Die Evaluation dauerte lange und war fundiert, ein 5cm Stapel Prospekte und Preislisten lag auf meinem Nachttisch. Etwas Steuerung von meinem Vater, es sollte keine Knipse sein, sondern eine „richtige“ Kamera. Eine, bei der ich einzustellen hatte und etwas lernen würde.

Prägende Erlebnisse, deren Wirkung mir teilweise erst in diesem Jahr so richtig bewusst wurde.

Die Pentax K1000 mit dem 2.0/50er begleitete mich lange, für die vielen Filme fanden meine Eltern und ich selbst immer etwas Geld im Portemonnaie. Es kamen Teile hinzu, drei Jahre später erbte ich eine Olympus, noch einmal drei Jahre später kaufte ich mir von meinem Lehrlingslohn eine Hasselblad, noch einmal viele Jahre später verschwand auch diese und ich bin seither mit einer grossen Digiknipse unterwegs. Sie blieb bei mir, eingepackt in ihrer Bereitschaftstasche, wie sie unter dem Baum lag. Manchmal in einer Bananenschachtel im Keller, manchmal in einer kleinen Vitrine, aktuell liegt sie im Zimmer von Maja.

Vor zwei Jahren packte ich sie ein, kaufte unterwegs eine Batterie und Film. Machte vor dem Nachtzug noch einen Besuch bei meinen Eltern und zeigte sie meinen Vater. Er sollte wissen, wie viel sie mir bedeutet hatte, wie viel sie in meinem Leben ausgelöst hat.

Es sollte das letzte Mal sein, dass ich ihn zuhause sehe.


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