Meine Mailbox explodiert, mein Handy surrt - es ist mal wieder Geburtstag. Ich seile mich bezeiten im Büro ab, feire meinen Geburtstag mit einem Besuch in einem speziellen Fotoladen, in dem ich mich problemlos über beide Ohren verschulden könnte.
Mein Sinn steht jedoch - wie bei meiner letzten Anschaffung - nicht nach Verschuldung Passend zu meiner Lomo Linse hatte ich schon länger die Lensbabies im Kopf, nach einem Testbild ist die Ueberzeugung da, dass sie so trashig sind, wie ich mir das vorgestellt habe. Es braucht noch eine dreiviertel Stunde Bürokratie, danach verlasse ich das Schlaraffenland mit einer Wundertüte voll Plastik, Gummi und Glas.
Die nächsten Wochen wird es wohl das eine oder andere trashige Bild hier geben und ich muss Euch dafür schon jetzt um Vergebung bitten… Ich habe ein ganz konkretes Projekt im Kopf, bei dem Euch beim Betrachten so richtig der Kopf brummen soll
Was früher die Filmwahl und (vor allem bei Schwarz-Weissfilm) der Entwickler war, ist heute der RAW Developer. Die RAW Files zu brauchbaren Bildern zu verarbeiten hat viel mit Magie zu tun… Es gibt beinahe unzählig viele Programme zu diesem Zweck und ich nehme mir dann und wann die Freiheit, eine Neuentdeckung auszuprobieren.
Angefangen habe ich ja mit JPEGs aus der Kamera, bin nach kaum 100 Bilder auf RAW umgestiegen und habe das bordeigene iPhoto meines Macs benutzt. Als dieses aus allen Nähten platzte, kam Aperture zum Zug, mit meiner neuen Kamera musste ich auf Lightroom umsteigen - Apple brauchte mehr als ein Jahr, bis die 5DIII endlich sauber unterstützt wurde. Bei einem Projekt habe ich DxO Optics verwendet, zwischendurch mit Capture One, Corel Aftershot, Photo Ninja und Darktable experimentiert. Bin jeweils auf Lightroom zurückgekommen, habe mit der gewonnenen Erfahrung an den Standardeinstellungen geschraubt.
Sollte ich meine Erfahrungen teilen? Mehr als einmal habe ich versucht, einen passenden Text zu bauen - ist leider gar nicht so einfach. So las ich mit grosser Freude vor kurzem eine gute Zusammenstellung:
http://www.nomadlens.com/raw-converters-comparison
Ich könnte es definitiv nicht besser machen
Für den nächsten Pinhole Day habe ich ein Loch bestellt, neugierig auf den Unterschied zwischen selbstgestochenem Plastik und lasergechnittenem Blech. Das Auspacken des liebevoll verpackten Paketes war eine Freude, die Mitarbeiter dieser kleinen Firma scheinen sichtlich stolz auf ihr nicht ganz so alltägliches Produkt zu sein. Etwa 40mm „Brennweite“, f 1:180 - der Sucher ist spürbar dunkler als mit meinem Eigenbau, das schnelle Bild aus dem Fenster merklich schärfer.
19 Tage war das Paket aus dem Osten der USA unterwegs (ich hatte doch Zweifel an der Zustellung in Glaris und rechnete bei der US Post mit einem Umweg über Swaziland).
19 Tage, in denen ich nach ein paar Bildern im Schnee und zum Jahreswechsel nur noch für STREAM, HPL und Excel Sheet lebte.
19 Tage, in denen mehrere Schiessereien in Paris stattfanden, ein Bild der europäischen Staatsmänner und -frauen in mindestens fünf Versionen durch die Presse ging (Bilder lügen bekanntlich nicht…) und die Nationalbank den Euromindestkurs fallenliess.
Für mich wird der Rest des Januars so weitergehen, für die Welt hoffe ich auf etwas Beruhigung…
Nach dem Heiligabend lege ich einen drauf und verbringe auch den Silvester alleine in Zürich, das wundervolle Wetter am Nachmittag motiviert mich erneut zum Einpacken der Kamera. Wir verbringen einen gemütlichen Jahreswechsel mit Blick auf die Stadt.
Feuerwerk habe ich eigentlich erledigt, mir fällt es leicht Experimentalfotografie zu betreiben. Nur mit Stativ, Kamera, Fernauslöser, MagicLantern und 500er Spiegellinse bewege ich mich in der Masse von besoffenen Schlittlern ins Triemli und finde meinen Stammplatz am Panoramaweg. Kurz vor Mitternacht steht die Kamera bereit, rund um mich herum fliegen Raketen und Böller, der tiefe Schnee schützt mich vor den Lefzen aufgeregter Hunde, etwas früher als geplant startet das grosse Feuerwerk im Seebecken.
Die 500mm sind doch etwas zu lang, das Fokussieren und die Suche nach dem Ausschnitt sind nicht ganz einfach, ich finde jedoch gut den Takt des Feuerwerkers und erwische die Momente. Leichter Dunst über der Stadt, die privaten Raketen hinterlassen mächtige schwarze Schwaden - teilweise erinnern mich die Bilder eher an Astronomiefotos als an Feuerwerk. Nebst viel Ausschuss finde ich nach dem Tauen der Kamera doch ein paar Bilder, die mir überaus gefallen.
Das Zusammenpacken der Ausrüstung erweist sich dann als die grosse Herausforderung, meine Hände und Füsse sind durchgefroren, die Stativbeine genauso. Auf dem dreiviertelstündigen Spaziergang zu meiner Stadtwohnung das grosse Tauen in mir, Kuhnagel wie seit Jahren nicht mehr. Für den Rest des Winters erschüttert mich die Kälte wohl nicht mehr
Lange ist es her seit meinem letzten ordentlichen Fotospaziergang im Schnee, entsprechend packe ich meine Chance und geniesse meinen letzten Arbeitsweg in der winterlichen Sonne.
2014 ist bald vorbei. Irgendwie ein verrücktes Jahr, aber auch ein ruhiges Jahr. Keine Todesfälle, keine unvorhergesehenen Krankheiten in der Familie, Job as usual. Gleichzeitig das Jahr, in dem ich eine Wohnung mitten in Zürich bezogen und vier bis fünf Stunden Arbeitsweg durch Leben ersetzt habe. Noch bin ich nicht ganz da, wo ich hin möchte - der Weg fühlt sich jedoch gut an und ich bin um jede Stunde froh, die ich dieses Jahr verbringen durfte.
Letzte Nacht ist Cresta über die Regenbogenbrücke gegangen, als letzte Deines Rudels solltest Du Deine Zeit nicht alleine im kalten Stall verbringen. Ein neues Zuhause mit Gesellschaft wartet auf Dich, Nala und Marius begleiten Dich hin.
Ihr ward erst zu dritt, bald zu sechst. Kamt kurz vor meiner ersten Digiknipse, mein Hobby und Euer Quieken gehörten irgendwie zusammen. Auch wenn Marius wohl mehr Bilder von Euch gemacht hat als ich, so seid Ihr ein paar mal brav Modell gestanden. Immer dann, wenn Eure grossen Meerschweinchen unterwegs waren, buchte ich Homeoffice - wenige Tage ist es her, dass Ihr unter meiner Obhut gewesen sind.
Mein Widerstand gegen Haustiere war gross, Nala und Marius hatten sich durchgesetzt, ich zu Deinem Begleiter Quincy eine faszinierende Beziehung aufgebaut. Du warst diejenige mit einem kleinen Ecken ab, bist herumgewuselt und hast jeweils fleissig gequikt, warst die Einzige, die ihr Pellet jeweils zerbissen und in mehreren Portionen verdrückt hat, die Einzige, die ich beim Wassertrinken beobachten konnte. Nie wusste ich, wo Deine dunklen Augen hingucken - versteckt im schwarzen Pelz sah ich sie nur ganz selten.
Grossen Dank an Eure grossen Meerschweinchen Nala und Marius! Die beiden haben Euch ein wundervolles Zuhause geboten und mir eine Möglichkeit gegeben, ohne Druck und Müssen eine Verbindung zu Euch aufzubauen.
Machs guet, Meite!