Beim jährlichen Aufräumen stolperte ich wieder einmal über die drei Feuerwerke vom letzten Züri Fäscht. Dieses Jahr steht das nächste an, eine gute Motivation, mich über diese kalten Winterabende um die Idee zu kümmern, aus Bildern und Soundtrack einen Film zu basteln.
Vielleicht habe ich im Herbst 2016 die falschen Suchbegriffe geggogelt, vielleicht gab es PhotoFilmStrip noch nicht in der Art. Er macht eigentlich genau das, was ich brauche - aus einem Soundfile und Bildern einen Film. Freundlicherweise gibt es ein fertiges Ubuntu Paket, ich starte meine passende VM, installiere es und stelle erfreut fest, dass die Metadaten vom Programm in einer SQLite Datenbank gespeichert werden. Das lässt sich prima hacken
So entsteht ein ziemlich hässliches Perlscript, dass die EXIF Aufnahmedaten in Zeitdauern umrechnet und SQL ausspuckt, mit dem die SQLite Datenbank gepatcht werden kann:
#!/usr/bin/perl -w use strict; use Time::Local; my $lastfile; my $lasttime; opendir DIR, "."; my @files=sort readdir DIR; closedir DIR; while($_=shift @files) { if (/(CT9C.*\.jpg)/) { my $file=$1; my $pid=open IN, "-|"; if ($pid==0) { exec "exiftool", "-DateTimeOriginal", $file; exit 1; } $_=<IN>; / : (\d+):(\d+):(\d+) (\d+):(\d+):(\d+)/; my $time=timelocal($6, $5, $4, $3, $2-1, $1); if (defined $lastfile) { # print "$lastfile ".($time-$lasttime)."\n"; my $duration=$time-$lasttime; my $transition_duration=.4377; if ($duration>3) { print << "EOF"; update picture set duration=$duration, transition_duration=$transition_duration where filename='/scratch/Pictures/Temp/$lastfile'; EOF } else { if ($duration>1) { $duration=$duration-1; } else { $transition_duration=0; } print << "EOF"; update picture set width=1800, height=1200, start_left=0, start_top=0, start_width=1800, start_height=1200, target_left=0, target_top=0, target_width=1800, target_height=1200, rotation=0, duration=$duration, movement=1, effect=0, transition=1, transition_duration=$transition_duration where filename='/scratch/Pictures/Temp/$lastfile'; EOF } } $lastfile=$file; $lasttime=$time; close IN; } } print << "EOF"; update picture set duration=4, transition_duration=0.5 where filename='/scratch/Pictures/Temp/$lastfile'; EOF
Es brauchte dann doch einige Anläufe, bis der Film komplett war: PhotoFilmStrip hat ein mächtiges Memory Leak, mehr als 720p bekomme ich nicht aus den 4G RAM, die ich meiner VM geben kann. Sporadisch verhaspeln sich auch die Threads, so jedes dritte mal gibt es einen Python Stacktrace und das Resultat bricht irgendwo zufällig ab. Das Programm in einem Terminal zu starten ist eine gute Idee, dann zeigen sich die Fehlermeldungen gleich prominent.
Die Bildaufnahmen eines Dings in der Oeffentlichkeit kann zumindest in der Schweiz nicht geschützt werden, bei der Musik ist es anders - so gibt es hier nur einen kleinen Ausschnitt des kompletten Filmes. 1)
Starring Magic Lantern, digiKam, RawTherapee, VLC, Audacity, PhotoFilmStrip, ImageMagick, ExifTool, Perl and a bit of Beat 2):
Für mit ohne Flash: feuerwerk.mp4
Aber ja, einmal mehr muss ich sagen, dass Video nicht meins ist. Der Umgang mit der dritten Dimension „Zeit“ ist etwas, was ich nicht einmal im Ansatz beherrsche, aber sehr wohl weiss, wie es sein müsste. Nach ein paar Videoaufnahmen 1988, einem Musikvideo aus einem Konzert Lifemitschnitt 2012 und dem Feuerwerk jetzt kann ich das mit gutem Gewissen sagen. Ich bleibe beim Fotografieren, werde mich aber sicher früher oder später wieder an einem Video versuchen - sei es einfach, um mir zu beweisen, dass ich es wirklich nicht kann
Es ist Neujahr, Zeit das 2018 auch in fototechnischer Hinsicht abzuschliessen. Ich verschiebe wie vor einem Jahr schon meine Bilder von der melone
auf den max
um Platz für Neues zu schaffen.
Als ich vor bald 10 Jahren mit meiner "kleinen" Digiknipse startete 1), machte ich mir ein paar Gedanken über meine Ablage, die sich durch meinen Weg von iPhoto über Aperture, Lightroom bis zu digiKam durchzog.
Wenn ich meine Kamera auspacke, dann bekommen die Bilder des Tages ein Verzeichnis mit Datum und einem Kurznamen. Die obigen liegen beispielsweise in 20190102-ablage
. Physisch liegen sie auf einer separaten Partition mit Namen /scratch
, zu Beginn machte ich von dieser kein Backup, aktuell ist sie im Gegensatz zur Systempartition nicht verschlüsselt und damit vielleicht noch einen Zacken schneller. Als Struktur wählte ich /scratch/Pictures/Library/2019/01/20190102-ablage
für den Ordner. Die Namen sind dem Macianer geläufig, mit fiel damals nichts besseres ein
Der Platz auf meinen Notebooks war und ist endlich, entsprechend muss ich sporadisch Bilder auslagern. Das war letztendlich auch die Motivation für den Wechsel von iPhoto nach Aperture, ersteres konnte keine Teile der Bildersammlung auf externe Disks auslagern. Den max
habe ich via SMB nach /data
gemountet, der komplette Pfad eines Tages im Archiv lautet /data/Pictures/Archive/2018/12/20181225-suppe
. Das /data
Verzeichnis ist jeweils als „Removable Media“ eingebunden, ich sehe in meiner Bildablage die Thumbnails und kann - wenn ich dann mal etwas aus dem Archiv ziehen will - das /data
„einstecken“.
Nach dem Importieren der Bilder in den passenden Ordner setze ich erst ITPC Tags nach Vorlage und füge den Bildern Tags hinzu. Bilder, die ich für die Galerie auswähle, markiere ich farbig, bei grossen und und unordentlichen Haufen kommen auch Sternchen zum Einsatz. Seit Lightroom schreibe ich jeweils neben den RAW Bildern XMP Sidecar Files, um im Falle eines Verlustes der Datenbank eine Recoverymöglichkeit zu haben.
Seit meiner Umstellung auf OpenSource kommt zusätzlich zum RAW File noch ein geschrumpftes Preview der durch RawTherapee entwickelten Bilder in dasselbe Verzeichnis. Ich speichere die Bilder in RawTherapee nach /scratch/Pictures/Convert
, wo eine AppleScript Folder Action ein kleines Perl Script anstösst, das die Bilder mit den Informationen aus dem XMP File tagt, verkleinert neben dem Original mit dem Suffix _rt
ablegt und das fertig entwickelte Bild nach /scratch/Pictures/Temp
packt. Derselbe Mechanismus wäre auch noch für Darktable und Lightzone vorbereitet, die beiden haben aber nach einer elend harten und steilen Lernkurve mit RawTherapee an Reiz verloren. Während ich kurzzeitig ausschliesslich mit Linux unterwegs war, habe ich den Mechanismus auf incron
umgestellt, was dieselbe Automatisierung gegeben hat.
Für mein regelmässiges Backup mache ich einen rsync
von /scratch/Pictures/
nach /data/Pictures/
, wobei ich Unterverzeichnisse wie Archive
und Temp
ausschliesse. Ein solches Backup dauert typischerweise 5 Minuten und ist etwas, was weniger schmerzt als der Gedanke, Bilder zu verlieren.
Keine Ahnung, ob dieser Weg besonders sexy oder effizient ist. Mir hat er geholfen, in den mittlerweile über 100k Files die Uebersicht zu behalten und ich bin froh, praktisch von Beginn weg eine ordentliche Struktur verwendet zu haben. Aus meiner Silberfotografiezeit gibt es ja noch immer eine halbvolle Bananenschachtel, die auf ähnliche sortierte Ablage wartet
Das alte Jahr ist vorbei und abgeschlossen, das neue liegt jungfräulich vor mir. Was mag es wohl bringen?
Ich pilgere auf den Lindenhof, werfe einen Blick in die Glaskugel und bin danach durchgefroren, aber keinen Deut klüger als zuvor
Als ich vor wenigen Jahren die ersten Bilder mit Glaskugeln sah, war auch ich fasziniert von der Idee. Die Welt scharf und umgekehrt in der Kugel, aufrecht und verschwommen dahinter - eine wunderbare optische Spielerei. Sie war jedoch spätestens nach dem neunundneuzigsten Bild auf Faceinstablerblogs schon ziemlich ausgelutscht und ich fühlte mich recht ambivalent, dieser Masse an doch sehr gleichartigen Bildern noch eines hinzuzufügen - gleichzeitig wollte auch ich einmal damit spielen. Der erste Januar bot sich hervorragend an, dem Bild wenigstens einen Sinn zu geben und ich war froh, mir eine Kugel ausleihen zu können und nicht als belastender Besitz mit mir herumtragen zu müssen.
2018 dürfte als einer der wärmeren und wohl trockensten Sommer in die Geschichte eingehen. Im Frühling war eine Freundin krank, ich schickte ihr über diese Zeit täglich eine Blume aus meinem Handy. Während sie schnell wieder gesund wurde, verwandelte ich die Aktion in ein Fotoprojekt, packte für mehr als ein halbes Jahr täglich ein Blümchen ein. 260 sind es geworden, die wohl längste, unprofessionellste, herausforderndste und gleichzeitig spannendste Strecke, die ich je gemacht habe. Und gleichzeitig ein wundervolles Dokument dieses ewigen Sommers
Es ist wie Pokern, das mit dem Nebel über Zürich. Manchmal linst die Kuppe des Üetlibergs darüber, manchmal ist sie darunter, manchmal steckt sie mitten drinn.
Die Wettervorhersage meinte darüber, ich finde mich jedoch mitten in der Suppe wieder. Sie geht noch mindestens 50m höher - zu viel, als dass sich das in der Zeit ändern mag, in der meine Finger noch nicht tiefgefroren sind. Ich packe dennoch die Kamera aus, wäre ja schade, sie vergebens auf den Berg geschleppt zu haben.
Ich war gerade im Liechtensteinischen unterwegs, als ich von der Insolvenz meines Lehrbetriebes hörte. Der Abendspaziergang kurz danach, vorbei an dem ausgeräuberten und versiegelten Laden voller Erinnerungen an meinen Einstieg ins Berufsleben, war ein ziemlicher Stich ins Herz. 105 Jahre war der Foto Bären eine Institution in Zürich, vor 30 Jahren machte ich meine Lehre da.
Am Samstag dem 24. Dezember 1988 stand ich an der Front und verlor meine kindlich-naive Sicht auf Weihnachten, dieses Jahr darf ich zum fünften mal den Heiligabend alleine in Zürich verbringen. Ich nutze den traditionellen Fotospaziergang, um mich mit den Gefühlen über diesen Untergang auseinanderzusetzen. Unterwegs mit der „Winterlinse“ aus dem Glattfelder in Winti, der Erinnerung an das letzte Minilab in Zürich beim Stauffacher, der Tasche aus dem Ganz im Rennweg und der Kamera aus dem Bären statte ich eben diesen Läden einen Besuch ab.
In den Konkurs gelaufen ist die FotoPro Gruppe - ein Konglomerat aus dem ehemaligen Ganz in Zürich, Ecker in Luzern, Schaich in Baden, Dany in Bern, Glattfelder in Winterthur und - etwas vergessen von der Presse - dem Bären.
Zwei grosse und traditionsreiche Fotogeschäfte in Zürich, der Ganz und der Bären, waren schon 1988 irgendwie speziell. Der Ganz war zumindest unter uns Lehrligen berüchtigt für seine direktive Führung, auch in den Jahren danach fühlte ich mich nie so richtig wohl in seinen Filialen, ganz besonders nicht am Rennweg. Als kurz nach meiner ersten Digiknipse der Bären von meinem ehemaligen Chef der Fotopro Gruppe verkauft wurde, so fragte ich mich schon, was eine Zusammenlegung dieser ehemaligen Konkurrenten bringen wird. Meine zweite Digiknipse kam trotz allem noch aus dem Bären, nicht viel später wurde der Laden umgebaut und seinen Brüdern angeglichen. Nach aussen hin schien das Konzept zu funktionieren, es gab ein jährliches Fotoschiff am Bürkliplatz, noch vor anderthalb Jahren bezog der Glattfelder ein neues Lokal.
Ich vermisste fortan aber die Auswahl in dem Laden, all die speziellen Dinge mussten erst bestellt werden. Eine Sonnenblende für ein 28-135? Während meiner Lehrzeit griff ich in eine Schublade und legte sie dem Kunden hin, kurz vor meiner ersten Reise nach Brno musste ich zwei Wochen warten. Auch war die nette blonde Verkäuferin, die in meiner Lehrzeit schon zum Inventar gehörte und mir vor 10 Jahren zwei für einen Film verkaufte, einfach verschwunden. Genauso wie der nerdige Verkäufer, mit dem ich ganz viel Spass beim Kauf meiner grossen Digiknipse hatte.
Ueber die Monate wurde Neuwahre nur noch zum höchsten je geforderten Listenpreis beschildert, die Occasionen zu exorbitanten Preisen angeboten. Vielleicht war es der verzweifelte Versuch des Inhabers, irgendwie den Laden über Wasser zu halten - vielleicht aber auch Kalkül, den Lagerwert möglichst hoch zu bewerten, um die Läden wie den Leica-Store teuer zu verscherbeln? Ich traue ihm - auch wenn ich ihn nicht persönlich kenne - ein solches Handeln zu. Erzählungen aus meiner Lehrzeit, die Uniformiertheit der Filialen und die Politik der ganzen Gruppe über die letzten Jahre geben mir kein gutes Bauchgefühl. Die Eurokrise, die Handies und die Ladenmieten mögen gute Ausreden sein, weshalb es „plötzlich“ fertig ist - es kann aber auch der Versuch sein, Fehlentscheidungen über das letzte Jahrzehnt und persönliche Habgier zu überdecken.
Ich gehe davon aus, dass vor allem auf dem Platz Zürich sich noch der eine oder andere Lieferant schadlos hielt und zwischen Ankündigung und Versiegelung das Warenlager für den Weihnachtsverkauf in einer dunklen Nacht in einen Kofferraum packte. Es fehlen die Kameras und Objektive der renomierten Marken, der Hama und Cewe Vertreter waren wohl zu langsam. Auch wenn im Graubereich der Gesetze, so durfte auch ich eine solche Aktion vor vielen Jahren miterleben - ein kleines Geschenk des alten Chefs an seine Lieferanten, eine Möglichkeit, in späteren Jahren noch einmal von Null her zu beginnen.
Für die Leute, die so schlagartig ihren Arbeitsplatz verlassen mussten, dass gar eine Kaffeetasse auf dem Tresen stehenblieb, habe ich viel Mitgefühl. Kurz vor dem Weihnachtsgeschäft, der Hölle auf Erden, aber auch dem 13. Monatslohn, ohne Job auf der Strasse zu stehen und gleichzeitig mit knapp 90 anderen um die wenigen freien Stellen zu buhlen, ist noch viel schlimmer, als sich von der einkaufswütigen Menge auszusetzen. Ich wünsche jedem von ihnen einen Platz, an dem sie sich wohlfühlen und irgendwann mit dem Erlebnis abschliessen können.