Gegen Mittag sitze ich in einem der unzähligen klimatisierten Seminarräume, höre gespannt einer Handvoll Jungs zu, die über den aktuellen Stand von Infiniband plaudern und spüre das gruselige Gefühl, wie sich innert weniger Minuten ein Käfer den Weg durch meinen Körper bahnt. Ich weiss, dass ich noch drei Tage durchhalten muss und draussen über 30° herrschen - entsprechend kürze ich das Abendprogramm ab und jage mir im Quartier ein schnelles Abendessen.
Aktuell habe ich gerade mächtig den Koller und denke intensiv über einen Ausstieg nach (dass Rüebli Pflanzen nicht das meinige ist, konnte ich vor Kurzem erfahren). Ich nutzte die Fahrt nach Frankfurt für ein intensives in-mich-gehen mit dem Ergebnis, dass ich wohl noch immer am richtigen Ort bin - einem Ort, an dem ich Gutes tun kann und die Menschen um mich herum Freude an dem haben, was ich mache. Meine beiden Jobwechsel haben mich in vielerlei Hinsicht auf Feld "1" gesetzt, ich muss auf jeden Fall die kommenden Monate nutzen, wieder eine Nische zu finden, in der ich mich langfristig wohl fühlen kann. Selbiges in der Fotografie zu finden dürfte ziemlich hart sein und ich weiss, dass ich mich für Erfolg ziemlich verbiegen müsste. Ja, es gibt einige Menschen, die Freude an meinen Bildern haben - doch die grosse Masse hat einen anderen Geschmack.
Wie durch Zufall laufe ich auf der Suche nach Futter an obigem Schild vorbei. In der folgenden Surfstunde erfahre ich, dass Studioline (ich verknüpfe diesen Namen mit dem Ultra Strong Haargel, mit welchem wir Ende der 80er unsere Frisuren betonierten ) eine Kette ist, die in Deutschland und neu Oesterreich an gut frequentierten Orten kleine Studios einrichtet. Noch haben sie keine Niederlassungen in der Schweiz - sobald das kommt, sehe ich kaum noch Chancen, als freischaffender Fotograf einen Fuss auf den Boden zu bekommen.
Trotz allem werde auch ich älter, in anderthalb Jahren winken die 50. Ich möchte auf jeden Fall etwas komplett Schräges unternehmen und möchte das mit meinem Hobby Fotografieren verknüpfen. Ein Semester Fotografie an einer Hochschule (habe ich erfolglos schon vor 10 Jahren einzufädeln versucht), ein Praktikum bei einem Fotografen? Klingt als Ziel schon einmal ganz OK, Plan „B“ dürfte eine längere Reise mit Kamera sein - auch hier gibt es noch ein paar wunderbare Möglichkeiten.
Wie üblich, wer eine Idee hat, einfach her damit