Chasch Du das nomol organisiere? Maja guckt mich verständnislos an. Aber sie hat es geschafft, ich bekomme einen zweiten Sonnenuntergang. Dieses Mal bewaffnet mit dem langen Tele und getreu meinem Vorsatz mit Stativ.
Erinnert Ihr Euch? Die Sonne wandert schnell. Recht hatten die drei Jungs - der Ball verschwindet in drei Minuten hinter dem Horizont.
Asterix und Obelix verkloppen gerade eine Hand voll Römer. Du Papi, das git en grossartige Suneundergang. Miraculix füllt eine Feldflasche ab, damit seine beiden Kämpfer unterwegs gerüstet sind. Da söttsch es Fötteli mache. Ich gucke gelangweilt aus dem Fenster. Ob das etwas Tolles gibt? Der Tag war ohnehin schon komisch. Tut vielleicht gut, ein paar Bilder zu machen. Maja hält brav hin, sie sitzt im Rampenlicht und pflegt ihre sozialen Kontakte.
Ich fotografiere blind, mir laufen vor lauter Licht die Tränen herunter. Ich hoffe, dass der Belichtungsmesser einigermassen trifft und der Ausschnitt nicht total daneben ist. Am anderen Morgen erzählt mir mein Lightroom, dass es endlich fertig ist. Ich nehme mir die Freiheit und kaufe es vor lauter Freude ab den Bildern gleich. Meine Toolchain ist nach zwei Monaten Beta- (und Beat- ) Basteleien wieder komplett.
Der südlichste Bahnhof der Schweiz. Kein anderer Grenzübergang ist ein so intensives Erlebnis - der Bruch zwischen Chiasso und Como, zwischen der sauberen Schweiz und dem lotterigen Italien, ist jedes Mal wieder eindrücklich. Die Grenze ist trotz Schengen stark bewacht, selbst Reisende in der S-Bahn müssen sich an zwei Dutzend Grenzbeamten hindurchschlängeln. Die Italiener suchen unversteuerte Euros, die Schweizer Schmuggel- und Helerware. Beide Gruppen sichtlich mit Erfolg.
Hat man den Spiessrutenlauf hinter sich, wird man in der Halle von der barbusigen Italia e Svizzera begrüsst. Auch das einzigartig, ich kenne keinen anderen Bahnhof mit Kunst an so prominenter Stelle. Ich nehme mir die Zeit und mache ein paar Bilder, froh um das Dach zwischen mir und dem Tessiner Daueregen.
Vor 20 Jahren war ich noch nicht so hart im nehmen wie heute… Drei Wochen RS Vollendung im Februar reichten aus, um mich eine gute Woche mit knapp 40° Fieber ins Bett zu werfen. Vollgepumpt mit Antibiotika verliess ich noch einmal eine Woche später das Triemli - keiner der Aerzte wusste so genau, was mir gefehlt hatte.
Langsam wieder zurück im Leben war ich mit einer bezaubernden Frau unterwegs auf den Albis. Sie hatte mich oft besucht, ihre Ueberstunden angeknabbert, um mir eine Freude zu machen. Sie wurde die Frau meines Lebens.
Auf dem Spaziergang hatte ich meine Minolta 8000i dabei, ein 28-135 und ein Panorama Adapter. Die Bilder auf dem Agfachrome Professional waren die ersten und letzten, die ich mit dieser Kombination machte. Lange lagen die Bilder eingetütet in einer grossen Bananenschachtel und ich freute mich riesig, als ich sie kürzlich in den Scanner legen konnte!
Ein Ende ist immer auch der Anfang von etwas Neuem. Ein beliebter Spruch, der mir in den letzten Wochen ein paar Mal auf der Zunge lag. Um mich herum gehen Beziehungen in die Brüche, ich erfahre von immer mehr Menschen, die einfach noch zusammenleben, weil sie keinen anderen Ausweg sehen.
Etwas Neues ist immer auch ein Ende. Diese Umkehrung kam mir in den Sinn, als ich letzte Woche seit langem wieder einmal zu Fuss ins Büro unterwegs war. Wo noch vor kurzem liebevoll gepflegte Schrebergärten standen, hat ein Bagger die Welt von unten nach oben gekehrt. Mir hat es im Herzen weh getan, die bunten Gärten durch eine Mondlandschaft ersetzt zu sehen.
Eine Anwohnerin erzählte mir in gebrochenem Deutsch, dass hier eine Lärmschutzwand entstehe. Ja, auch ihr tat es weh, diese vielen Stunden Arbeit unter den Raupen des Baggers verschwinden zu sehen. Aber sie freut sich auf die Ruhe, wenn die Wand fertig sein wird.
Auffahrtsdonnerstag. Die Sonne scheint, ich schaffe es trotz einem Arsch voll Arbeit mich zu lösen und nicht ins Büro zu pilgern. Nehme eine alte Idee hervor und reise nach Bolligen, welches vor über 8 Jahren zu einem Geisterbahnhof mutierte.
Schon wenige Jahre nach der Eröffnung der Linie Uster - Rapperswil - Uznach - Weesen - Glarus und Chur, damals eine Verbindung grosser wirtschaftlichen Zentren der Schweiz, wurde der Bahnhof Bolligen vom Dorfkern und seinen Steinbrüchen an die Ausweichstelle der neu eröffneten Strecke durch den Ricken verlegt. Mit der Optimierung Anfangs der Jahrtausendwende gab die SBB die Haltestelle vollends auf. Heute ist der ehemalige Bahnhof ein Wohnhaus, einzig ein paar Wanderer machen Rast auf dem Bänklein. Das Dorf selbst ist mehr als zwei Kilometer zu Fuss entfernt, kein Bus bedient den ehemaligen Bahnhof. Es bleibt dem Besucher nichts anderes übrig, als von Schmerikon nach Rapperswil zu wandern und sich unterwegs einen roten Kopf zu holen.
Auf dem Weg finden sich viele Details. Spiegel in denen man einen Beat sieht, Tips zum Ueberleben von Bahnübergängen, ein vergessener Wanderschuh, ein Boot von Falco oder eine kleine Kapelle des Klosters Wurmsbach. Früher war alles besser: Mann besiegte einen Drachen und bekam die Liebe der barfüssigen Prinzessin. Das Motiv des getöteten Drachen findet sich auch an der Kirche von Uznach wieder.
Im ehemaligen Stellwerk, das von den Bewohnern zum Gewächshaus verwandelt wurde, stehen noch Reste der mechanischen Fernbedienung der Weichen und Signale. Der Bahnhof selbst ist komplett erhalten, inklusive Perrons, Beschriftung und Sicherheitslinien. Ein Abbruch wohl viel zu teuer, die Option Züge anzuhalten ist offen gehalten.
Eine letzte Brücke in Stahlbauweise. Das eine Ende steht auf Rollen, die Brücke kann sich je nach Temperatur ausdehnen oder zusammenziehen. Vielleicht ein Bild für unseren Konstrukteur zuhause?
Kurz vor Rapperswil steht mit der Blumenau die jüngste Station an der Stecke. Ein paar hässliche 60er Jahr Bauten, ein Signal aus der Zeit vor den elektrischen Stellwerken steht zur Dekoration da. Die letzten Meter bis Rappi ziehen sich endlos, vorbei an Stacheldrahtverhau, der die Eishockey Fans aus dem Lido vor dem Randalieren auf den abgestellten Zügen trennt. Ein Handschuh ist aus der letzten Saison übriggeblieben.
Zum Schluss einen Blick auf das Gleisfeld von Rapperswil. Aehnlich gross ist Mühldorf, in dem ich vor einer knappen Woche umstieg und welches im Gegensatz zu unseren Bahnhöfen keine Drähte kennt.