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Rheinland

Zwei Tage unterwegs am Rhein, nach einem gemütlichen Wochenende. Die Entspannungsmigräne haute erneut zu, ich bin erst am Dienstag wieder Fotofähig… Der Morgen ist frei, ich mache vor und nach der kurzen Zugfahrt einen langen Spaziergang. Fast einen Monat ist es her seit meiner letzten grösseren Fotostrecke und ich habe Nachholbedarf - mich mag nicht einmal der dicke Nebel über Spay demotivieren :-)

Es dauert lange, bis sich die Sonne endgültig in Szene setzt, ich bin unterdessen in Bonn. Ein endlos langes Geländer sperrt den Weg vom Fluss, etwa in der Mitte taucht ein Maler auf, aus dem schäbigen Schwarz wird neues Weiss. Jeden Morgen aufstehen, Pinsel in den Topf, Farbe ans Metall. Abends ein paar Meter weiter. Mit dem Wissen ins Bett, dass es morgen im selben Trott weitergeht… Ich bewundere den Mann, seine Geduld und seinen Durchhaltewillen. Mir würde das gerade fehlen, ich bin froh darum, dass mich jeder Tag mit Neuem herausfordert.

Reisestudio

In zwei Wochen sollte ich am Aufbau eines improvisierten Studios sein - Raum und Zeit für Bilder von einem wilden Haufen faszinierender Menschen. Der schwere (und „billige“) Teil meiner Ausrüstung geht schon jetzt auf die Reise, die Kamera und das Notebook werden mich wie üblich persönlich begleiten.

Noch nie fühlte sich ein so nahes Fotoprojekt so fern. Mein Leben ist gefüllt von Terminals, RRD Grafen und Excel Sheets, vielen Verpflichtungen und allerlei Dingen, die gestern hätten erledigt sein müssen. Ich bin gefangen im Kreislauf zwischen fehlender Motivation, etwas Spezielles zu tun und dem Frust, nichts Spezielles getan zu haben. Die letzte Auszeit ist drei Monate her, irgendwie viel zu lange.

Mit etwas Glück bin ich die nächsten Tage unterwegs und werde aus dem aktuellen Kreislauf ausbrechen können. Danach wieder in der Lage sein, mich auf Menschen einzulassen und in ihnen nicht nur Verpflichtungen zu sehen.

Inspiration

Sonntagsspaziergang in Zürich. Für einmal ganz langsam, mir platzt beinahe der Schädel… Genug Zeit, Blicke in die vielen Läden voller Krimskrams zu werfen, die den Weg durch Zweier-, Birmensdorfer- und Löwenstrasse säumen. In einem steht eine kleine Skulptur, ein afrikanisches Mädchen, ganz im Stil der Kolonialzeit. Irgendwie exotisch, gleichzeitig durch eine imposante Unterhose züchtig verhüllt.

Sie erinnert mich daran, dass ich noch nie einen dunkelhäutigen Menschen vor der Kamera hatte - ein Gedanke, der mir kürzlich eben durch den Kopf ging. Ich stelle mir das als ziemliche Herausforderung vor. Ganz andere Kontraste, die Frage nach passendem Hintergrund und Beleuchtung. Aber auch die Frage, wie ein ästhetisches Bild aussehen müsste. Mir liegt viel daran, Menschen vor der Kamera respektvoll zu zeigen und ich bin mir bewusst, dass bei einem dunkelhäutigen Menschen ganz viel Geschichte und Vorurteile vorhanden sind.

Bin gespannt, ob ich die Chance jemals erhalten werde. Obiges Bild wandert jedenfalls in mein Sammelsurium von Inspirationen - mit einer gewissen Ambivalenz, ob eine solche Pose jetzt „schön“, „kitschig“ oder einfach nur „abschätzig“ ist…

Strasse

Auch wenn ich mich seit einem Vierteljahrhundert als freischaffender Fotograf bezeichne - hey, klein Beat wollte unbedingt eine Kundennummer beim örtlichen Profilabor und flunkerte ein wenig :-) - sehe ich mein Fotografieren ausschliesslich als Hobby. Davon zu leben stelle ich mir irgendwie als eine Art Hölle vor, in der ich nicht braten möchte. Und doch, manchmal mache auch ich Auftragsarbeiten.

Der Job hiess „Strasse fotografieren“. Ich konnte es nicht lassen und habe auch dafür die eine oder andere ungewohnte Perspektive eingefangen. So zumindest sehen Eure Schuhspitzen den Weg zu unserem Häuschen :-)

Stein

Der wohl übelste Bahnhofsvorplatz der Schweiz, die Bilder vermitteln den trüben Blick in die beengte Weite - für einmal habe ich Euch nicht nur Fotos, sondern auch den dazugehörenden Soundtrack. Hey, der Kiosk hat keinen Kaffee, irgendetwas musste ich da tun :-)

Der Vorplatz ist eingeklemmt zwischen der Bötzberglinie und der A3, kaum genug Platz für zwei kleine Postautos. Der Lärm der Autobahn ist trotz Schutzwand penetrant, nach zwei Minuten Warten fühle ich mich jeweils aggressiv, nach 20 Minuten total plemplem. Freundlicherweise passt hier der Fahrplan überhaupt nicht zu meiner Reiserichtung: 16 Minuten Wartezeit bei der Hin- und 59 Minuten bei der Rückreise, Abends noch eine zusätzliche dreiviertel Stunde in Zürich.

An solchen Tagen verstehe ich den Hass vieler OeV Benutzer auf die Autofahrer - und die Motivation vieler Autofahrer keinen OeV zu benutzen…

Sihlpost

Ein Provisorium, dem Abbruch geweiht. Die letzten Jahre hat dieser Bahnhofsteil Platz geschaffen, bis der unterirdische Bahnhof Löwenstrasse fertig wird. In einem knappen Jahr werden hier die Bagger wüten, Raum schaffen für weitere Kaffeeketten, Modeboutiquen und Luxuswohnungen. Bin gespannt, was sich Herr SBB als nächstes einfallen lässt - 1991 war der letzte Ausbau, der aktuelle wird auch nicht lange dem wachsenden Verkehr standhalten.

Manche Stunde habe ich hier verbracht. Warten auf die S14 ins Zürcher Oberland, manchmal Abends ein paar Minuten Ruhe auf einem der Bänkchen. Die Stimmung ist so anders als in der Haupthalle, selbst an Weihnachten ein angenehmes „Business as usual“. Menschen auf der Reise von da nach dort, ganz wenige nervöse Pendler, Omis auf der Suche nach ihrem Gleis, orange und blaue Männchen und Weibchen in der Pause. Das Spuntino mit der türkischen Grossfamilie und dem feinen Kaffee werde ich definitiv vermissen, der nahe und meist freie Bankomat genauso wie das kostenlose Pissoir.


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