Nach dem Heiligabend lege ich einen drauf und verbringe auch den Silvester alleine in Zürich, das wundervolle Wetter am Nachmittag motiviert mich erneut zum Einpacken der Kamera. Wir verbringen einen gemütlichen Jahreswechsel mit Blick auf die Stadt.
Feuerwerk habe ich eigentlich erledigt, mir fällt es leicht Experimentalfotografie zu betreiben. Nur mit Stativ, Kamera, Fernauslöser, MagicLantern und 500er Spiegellinse bewege ich mich in der Masse von besoffenen Schlittlern ins Triemli und finde meinen Stammplatz am Panoramaweg. Kurz vor Mitternacht steht die Kamera bereit, rund um mich herum fliegen Raketen und Böller, der tiefe Schnee schützt mich vor den Lefzen aufgeregter Hunde, etwas früher als geplant startet das grosse Feuerwerk im Seebecken.
Die 500mm sind doch etwas zu lang, das Fokussieren und die Suche nach dem Ausschnitt sind nicht ganz einfach, ich finde jedoch gut den Takt des Feuerwerkers und erwische die Momente. Leichter Dunst über der Stadt, die privaten Raketen hinterlassen mächtige schwarze Schwaden - teilweise erinnern mich die Bilder eher an Astronomiefotos als an Feuerwerk. Nebst viel Ausschuss finde ich nach dem Tauen der Kamera doch ein paar Bilder, die mir überaus gefallen.
Das Zusammenpacken der Ausrüstung erweist sich dann als die grosse Herausforderung, meine Hände und Füsse sind durchgefroren, die Stativbeine genauso. Auf dem dreiviertelstündigen Spaziergang zu meiner Stadtwohnung das grosse Tauen in mir, Kuhnagel wie seit Jahren nicht mehr. Für den Rest des Winters erschüttert mich die Kälte wohl nicht mehr
Lange ist es her seit meinem letzten ordentlichen Fotospaziergang im Schnee, entsprechend packe ich meine Chance und geniesse meinen letzten Arbeitsweg in der winterlichen Sonne.
2014 ist bald vorbei. Irgendwie ein verrücktes Jahr, aber auch ein ruhiges Jahr. Keine Todesfälle, keine unvorhergesehenen Krankheiten in der Familie, Job as usual. Gleichzeitig das Jahr, in dem ich eine Wohnung mitten in Zürich bezogen und vier bis fünf Stunden Arbeitsweg durch Leben ersetzt habe. Noch bin ich nicht ganz da, wo ich hin möchte - der Weg fühlt sich jedoch gut an und ich bin um jede Stunde froh, die ich dieses Jahr verbringen durfte.
Letzte Nacht ist Cresta über die Regenbogenbrücke gegangen, als letzte Deines Rudels solltest Du Deine Zeit nicht alleine im kalten Stall verbringen. Ein neues Zuhause mit Gesellschaft wartet auf Dich, Nala und Marius begleiten Dich hin.
Ihr ward erst zu dritt, bald zu sechst. Kamt kurz vor meiner ersten Digiknipse, mein Hobby und Euer Quieken gehörten irgendwie zusammen. Auch wenn Marius wohl mehr Bilder von Euch gemacht hat als ich, so seid Ihr ein paar mal brav Modell gestanden. Immer dann, wenn Eure grossen Meerschweinchen unterwegs waren, buchte ich Homeoffice - wenige Tage ist es her, dass Ihr unter meiner Obhut gewesen sind.
Mein Widerstand gegen Haustiere war gross, Nala und Marius hatten sich durchgesetzt, ich zu Deinem Begleiter Quincy eine faszinierende Beziehung aufgebaut. Du warst diejenige mit einem kleinen Ecken ab, bist herumgewuselt und hast jeweils fleissig gequikt, warst die Einzige, die ihr Pellet jeweils zerbissen und in mehreren Portionen verdrückt hat, die Einzige, die ich beim Wassertrinken beobachten konnte. Nie wusste ich, wo Deine dunklen Augen hingucken - versteckt im schwarzen Pelz sah ich sie nur ganz selten.
Grossen Dank an Eure grossen Meerschweinchen Nala und Marius! Die beiden haben Euch ein wundervolles Zuhause geboten und mir eine Möglichkeit gegeben, ohne Druck und Müssen eine Verbindung zu Euch aufzubauen.
Machs guet, Meite!
Die Schlechtwetterfront hat mich noch nicht erreicht, auch bin ich wider Erwarten ohne sturmen Kopf aufgestanden. Beides motiviert mich zu einem längeren Fotospaziergang, dieses mal auf den Zürcher Hausberg.
Ich setze gleich zwei lang gehegte Pläne um, schnalle das Super-Multi-Coated Takumar 1:1.4/50 auf die Kamera und mache eine Serie Schwarz-/Weiss Bilder. Die Linse war der Stolz meines Vaters, die Konstruktion zeigt nach intensivem Googeln genau auf das Jahr 1971, er muss sie wohl zur Geburt seines Sohnes erworben haben. Es ist eine der zweiten Generation, ein 7-Linser mit radioaktiven Thoriumdioxid Elementen - ein leichter Gelbstich verfärbt das Glas und ruft nach einem Aufenthalt in einem Solarium, dafür passt die Linse mit einem M42 nach EF Adapter (Danke Heiko!) ohne Spiegelstreifen an eine moderne Kamera.
Meine Augen sind nicht mehr 20, auch vermisse ich den Schnittbildindikator auf der Mattscheibe. Dennoch, die Bilder sind mehrheitlich scharf - das Training der vergangenen gut 30 Jahren zahlt sich aus. Und wenn die Bilder scharf sind, dann sind sie richtig scharf. Ich bin auf jeden Fall nicht das letzte Mal mit diesem Objektiv unterwegs.
Heiligabend, nach einem wundervollen Sonnenuntergang packe ich meine Kamera und mache einen ausgiebigen Spaziergang durch Zürich. Es ist mein erster Heiligabend in dieser Stadt seit mehr als 20 Jahren, mein allererster überhaupt alleine.
Seit zwei Jahren trug ich die Idee in mir, das Zusammenpacken der Weihnachten am 24. um 16:00 einzufangen - nur fühlte sich Weihnachten noch nie derart weit weg an wie dieses Jahr. Die letzten Wochen verpeilte ich laufend einen Fotospaziergang, die spärlichen Lichter, die beinahe unpassende Dekoration in den Schaufenstern und die oftmals geschlossenen Weihnachtsmarkthäuschen an der Europaallee halfen mir auch nicht, mich mit der doch sehr fremden Stimmung anzufreunden.
So fange ich etwas von den Lichtern ein, von den menschenleeren Strassen, von den Ueberresten der kommerziellen Weihnachten, die im späteren Nachmittag des 24. schlagartig vorbei ist. Mir begegnen wenige Menschen auf dem Weg zu festlichen Aktivitäten, ein paar Touristen auf der Suche nach Eindrücken, ein einzelner Obdachloser unter einer Brücke am Schanzengraben. Die Stadt gehört mir und meiner Kamera - ein ganz besonderes Erlebnis, das ich ungemein geniesse.
Kurze drei Tage - zumindest in der Agenda. Der Weihnachtstrubel sorgt für 72 Stunden permanenter Angespanntheit, wenigen Minuten Musse für einen Blick aus dem Fenster.
Aber Du arbeitest doch zuhause? werde ich oft gefragt, wenn ich meinen Arbeitsweg zwischen Obstalden und Volketswil erwähne. Eher selten - ich brauche einen klaren Bruch zwischen Arbeit und Zuhause, wenn beides örtlich nicht getrennt ist, neige ich zu viel zu langen Arbeitstagen. Ende der Woche werden es gut 60 Stunden sein…