Zwei Nächte im wohl luxuriösesten Hotel, in dem ich je logiert habe. Schwülstig, überladen, vollklimatisiert - stellenweise echte Belle Epoque, meist billige Nachahmungen. Ich bin froh wegzukommen und geniesse den Weg zum nächsten Bahnhof zu Fuss. Ein Mitbewerber bedauert es ungemein, mir von seinem Rollkoffer behindert mir nicht gleichtun zu können.
Frankreich unterschiedet sich nicht mehr allzu stark von Italien. Alles ist ein bisschen kaputt, niemand fühlt sich motiviert etwas zu unternehmen. Im Brünneli und der Dusche musste ich den Ablauf umbauen, damit überhaupt etwas abfliesst, erst die dritte Steckdose im Zimmer liefert Strom für mein Handy, die Serviertochter muss minutenlang nach einem Löffel suchen, damit ich zu meinem Müesli aus dem defekten Dispenser komme. Ueberall Schlaglöcher, bröckelnder Verputz, wilde Mülldeponien.
Ganz anders als Paris ist es ein ländliches und ruhiges Frankreich. Die Menschen sind fröhlich, verwickeln mich in das eine oder andere Gespräch. Viele Pferde auf endlosen Weiden, wohl ein Traum für Maja. Mir fallen die hohen Mauern um Häuser und Brachland sowie der Baustil auf - die Briten sind definitiv ausgewanderte Franzosen mit einer etwas speziellen Sprache. Ist es, ist es nicht?
Frankreich ist auch ein Land der Ordnung. Jedes Bauvorhaben wird beschildert, selbst der Abbruch einer alten Garage. Manchmal steht allerdings einfach X.Y.Z auf der Tafel, manchmal vergisst sie auch einer fünf Jahre lang abzuhängen. Hauptsache dem Gesetz ist Genüge getan.
Und es ist das Land der Kriegsmonumente, jedes Dorf huldigt seinen gefallenen Söhnen aus mindestens zwei Kriegen. Français! n'oubliez jamais! Trotz offizieller Freundschaft mit dem Nachbarn steckt die Abneigung gegenüber den Deutschen noch tief in den französischen Knochen - sobald mich die Leute als Schweizer erkannten, bekam ich einen signifikant besseren Service…
Ein verkorkster Samstagabend. Eine Spur zu lange im Büro, als dass ich noch den letzten Bus nach Hause erwischt hätte. Ich mache einen Spaziergang in Rappi, zu lange um schnell umzusteigen, zu kurz um ausgiebig Bilder zu machen.
Am Signal heisst es Fussgänger drücken. Doch keiner drückt mich *sniff*
Ein Selbstmordeinsatz in Lausanne lässt mein geplantes Wochenende in Paris ins Wasser fallen. Schöne Bilder kann man auch hier machen - vor allem an solchen Tagen, an denen die Wellen bleiern über das Ufer spritzen. Ich lasse die Kamera klappern, fabriziere Ausschuss und eine Hand voll Bilder der perfekten Welle.
Mein erster Spaziergang seit vergangenem Oktober, bei dem ich so richtig warm habe. Ein halbes Jahr Winter - definitiv zu viel… Mir war der Letzte, kurz und heftig, irgendwie lieber.
Der April ist schon eine Woche alt, wir haben astronomischen Frühling und Sommerzeit. Es bleibt kalt und trüb, ich friere mir den A ab. Der Blick fürs Detail ist zum Glück nicht eingefroren und ich überwinde mich, mit kalten Fingern doch noch eine Hand voll Bilder zu machen.
Der bemalte Abfalleimer guckt mich schon seit langem an, Herr Zürich hat die Idee jedoch nicht übernommen. Die „teure Treppe“, auf der ich kürzlich meine Linse zerdepperte, wirkt im diesigen Wetter so bedrohlich wie im Februar… Dafür scheint die Kälte dem etwas arrogant blickenden Jungen beim Bahnhof Wiedikon nichts anzuhaben. Besonders faszinierend finde ich aber die Bodenbemalung im HB: Mir fehlen da fünf Buchstaben und zwei Ü-Tüpfelchen. Der Maler hatte wohl eine starke Legasthenie oder ein grosses Bier zuviel
Vier Tage Homeoffice, Meerschweinchenbabysitten und die Kids am Leben erhalten. Ich hatte spontan eine Idee und sie mit Maja umgesetzt - mein wohl ältestes Fototeil, ein Mecablitz 45CT4 aus 1987, versorgt mich mit Licht für die Bilder, meine Nachttischlampe mit Licht zum Einstellen.
Malerklebeband entwickelt sich zu meinem Lieblingsutensil für Fotosessions Trotzdem bleibt der Traum von einem richtigen Studioblitz. Vor 27 Jahren hatte ich das erste Mal einen in den Händen, vor 10 Jahren das letzt Mal. Dann bin ich aber wieder mit dem Rucksack unterwegs und weiss, dass so ein Teil uhuere schwer ist und laut nach einem Auto schreit.
Vor einem Vierteljahrhundert begann ich mit meiner Lehre als Fotoverkäufer, ein kleiner Teddy begleitete mich auf meinen ersten Schritten im Berufsleben.
Auch wenn sie nie Hauptthema wurde, so blieb mir die Liebe zur Fotografie auf dem ganzen Weg.