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Abendspaziergang

Zwei wundervolle Bilder von hkos aus unserem gemeinsamen Abendspaziergang am Main.

an evening stroll along the main, today

Von http://hkos.tumblr.com/post/118145124194/an-evening-stroll-along-the-main-today, CC BY-NC-SA

Frankfurt

Zwei Tage Schulung spülen mich nach Frankfurt. Runde zehn Jahre ist es her, dass ich, motiviert von einer Freundin, die vor Ort arbeitete, tief in diese Stadt eintauchte.

Mich empfängt Nieselwetter, der Bahnhof, die S-Bahn nach Sachsenhausen und das Quartier selbst erscheinen mir genauso wie vor 10 Jahren - nichts ist passiert, ausser den Spuren der Zeit. Alles ist am zerfallen und kaputtgehen, versifft, vermüllt und von einem wilden Sammelsurium von Menschen bevölkert, von denen niemand Deutsch spricht. Ich brauche die beiden Tage, um mich in der Stadt (wieder) zurechtzufinden, ein Gefühl dafür zu bekommen, auf welchen Strassen ich mich mit einer dicken Kamera tummeln kann, ohne einen Schlag auf den Hinterkopf zu riskieren. Gut bin ich im Sommer noch einmal hier und kann all die Blicke einfangen, die ich dieses mal verpasst habe.

Am Dienstag ein langer Spaziergang zum Bahnhof, mitten durch das Bankenviertel. Es erscheint ganz anders, wie mit der Zahnbürste geputzt, lauter Mädchen in Deux Pieces und Jungs mit Krawatten, fette Porsches auf der Strasse und eine mit Drittmitteln aufgehübschte S-Bahn Station. Die Schere ist sichtlich aufgegangen - die beiden Parallelwelten „mit Geld“ und „Looser“ sind sauber voneinander getrennt, die Stadt investiert ihr schmales Budget nur dahin, wo das Geld schon auf einem grossen Haufen liegt.

Die streikenden Lockführer haben mein vollstes Verständnis, auch wenn ihre Aktion meine Reisepläne kräftig durcheinanderwirbelt. Dieser Neofeudalismus, wie ich ihn in Frankfurt so nah miterleben kann, ist definitiv keine gesunde Entwicklung.

Pinhole Day

Chaos wohin ich blicke - dennoch lasse ich es mir nicht nehmen und zelebriere wie letztes Jahr den Worldwide Pinhole Photography Day.

In den Wintermonaten entstanden ein paar Ideen, letztendlich wurde ein unvorbereitetes Bild mein persönlicher Favorit. Ein grosser Chriesibaum, ein spontanes Modell 1) und Cherry Blossoms war im Kasten. Das gelaserte Pinhole war für dieses Bild schlicht zu scharf 2), die Zoneplate 3) aus der Wundertüte brachte genau die passende Stimmung.

Für die Agenda: Sonntag 24. April 2016, nächster Worldwide Pinhole Photography Day ;-)

1) Ich habe brav gefragt, ob ich das Bild veröffentlichen darf
2) Ja, selbst Lochkameras können zu scharf sein
3) Glücklicherweise keine Linse und damit innerhalb der Regeln

Inventur

Seit ein paar Tagen steht vor meiner Stadtwohnug ein Gerüst und ich habe ein mulmiges Gefühl dabei - der Zugang zum Fenster war noch nie so einfach wie jetzt. Zeit, meinen Krempel mal auszubreiten und eine ordentliche Liste zu schreiben. Dabei sind mir spannende Dinge aufgefallen:

  • Meine Liste hat 28 Positionen .oO ( Ich habe zu viel Krempel )
  • Ich habe 13 Linsen bzw. linsenartige Dinger .oO ( Hoffentlich kein Unglück )
  • Das 500mm Spiegel hat keine Seriennummer
  • In Obstalden hat's noch mehr, das passt aber nicht mehr in die Fototasche

Und für mich ganz besonders überraschend:

  • Ich habe genau drei Teile in den vergangenen 12 Monaten nicht benutzt:

Davon müsste ich mich gemäss meiner aktuellen Lebenseinstellung trennen ;-)

Bise

Samstagnachmittag. Ich rechne nach dieser Woche mit einer heftigen Migräne und bin letztendlich erfreut, dass mein Kopf „nur“ schmerzt und der Mageninhalt drin bleibt. Mir bleibt genug Energie für meine Idee, das Wort Migräne bildlich einzufangen, mich fotografisch damit auseinanderzusetzen. Auf die Kamera kommt ein Teil aus der Wundertüte und ich gehe auf einen Spaziergang raus - soll ja gesund sein und gegen Kopfschmerzen helfen.

So richtig zwäg bin ich nicht, das merke ich am Schanzengraben. Unbemerkt von mir, wohl beim Free Hug vor der Pestalozziwiese, hat sich die Kamera an meiner Jacke verfangen und die automatische ETTR Regelung mal schnell +5 Blenden eingestellt. Die Bilder sind katastrophal überbelichtet - dabei wäre es mein Job, jeweils einen Blick auf die Sucheranzeige zu werfen. Für die Tonne? Oder richtige Kunst? Ich mag mich nicht entscheiden und besinne mich auf den Satz Ich bin der Künstler, ich darf das. 8-)

Sihltal

Von der Paradiesstrasse zur Militärstrasse, der Sihl entlang - ein langer Spaziergang, den ich an diesem wundervollen Frühlingstag unter die Füsse nehme. Drei Stunden, eine Batterie und eine Speicherkarte später bin ich mit einem ordentlichen Muskelkater am Ziel.

Die Sihl ist im Stadtgebiet gefürchtet, kanalisiert, verbaut, überbrückt und untertunnelt. Die alten Zürcher hausten an der Limmat, die Sihl war draussen vor der Stadtmauer, sorgte für Ueberschwemmungen, Krankheiten und unfruchtbares Sumpfland. Wer da lebte, war verloren. Ueber die Jahre wuchs die Stadt, Aussersihl wurde eingemeindet, die Industrie an ihrem Wasser Grundlange von grossem Wohlstand - der schlechte Ruf zieht sich bis ins heutige Langstrassenquartier. Die Bahn übernahm die gefährliche Flösserei aus dem stadteigenen Wald im Sihltal, das Flussbett wurde beim Vergraben der linksufrigen Seebahn verschoben, in den 60ern kam die Sihlhochstrasse als Zubringer für das geplante Ypsilon mitten in der Stadt. In den 80ern bekam die Sihltal- und Uetlibergbahn ein Tunell im Fluss, in den letzten 20 Jahren entstand das Autobahndreieck über der Allmend und der erste Teil des Zimmerberg Basistunnels. Kein Stein blieb auf dem anderen, die ehemalige Baustelle ist jetzt Staubecken für den gefürchteten Fall eines Bruches der Sihlsee Staumauer.

Das Sihltal habe ich in dunkler Erinnerung, einer der hässlichsten Flecken in Zürich. Wir waren nie gerne da, viel eher zog es uns an die Limmat und den See. Gleichzeitig verbinden mich Erinnerungen, die langen Spaziergänge von klein-Beat mit seinem Mami und den Hunden, die Besuche der Modellfliegernerds mit seinem Papi, ein Badenachmittag im eisigen und schmutzigbraunen Wasser, die endlose Baustelle, die mich über die ganze Zeit als Autopendler zwischen Obstalden und meinem Arbeitsplatz verband. Auch heute ist die Sihl und ihr Tal einer der hässlichsten Flecken der Stadt - auch wenn die Frühlingssonne alles gibt, um ihn einigermassen hübsch aussehen zu lassen.


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