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Demo

Es ist Weltfrauentag, kurz nach 20:00. Ein paar Demonstrantinnen haben sich versammelt und ziehen durch die Strassen, wie ich später erfahre ohne sich vorab um eine Bewilligung gekümmert zu haben. Die Stadtpolizisten sind äusserst nervös, rasen erst mit Blaulicht kreuz und quer durchs Quartier, errichten alsbald eine Strassensperre vor meiner Nase, verteidigen diese kurz nach neun mit Schüssen in die Luft. Etwas später taucht der eine Wasserwerfer auf, sein Motor läuft permanent, in meiner Wohnung lärmt's und stinkt's.

Kurz vor Mitternacht kehrt Ruhe ein, die Polizei zieht ab, ich mache neugierig einen Spaziergang durchs Quartier. Die Demonstrantinnen sammeln sich im Hof, kaum eine ueber mitte zwanzig, alle traumatisiert von dem Erlebnis, eingekesselt zu sein. Mädchen, wir sind im braven Zürich. Ihr habt ein verfassungsmässiges Recht darauf, zu demonstrieren und Eure Meinung zu vertreten. Aber bitte meldet das an, dann haben die „Blauen“ keine Angst vor Euch, sondern gucken, dass Ihr nicht unter die Räder kommt.

Ratzingerplatz

München kennt ja abgedrehte Orte - dieses Mal zieht es mich und meine Kamera zum Ratzingerplatz, dem wohl hässlichsten Ort dieser Stadt.

Mitte der 60er Jahre kam das Tram durch die Boschetsrieder Strasse hierher, auf einem eigenen Trasse separiert von dem Verkehr des geplanten und bisher unfertigen Aeusseren Ringes. 25 Jahre später wurde das Tram durch die U3 ersetzt, der nahe U-Bahnhof Aidenbachstrasse ersetzte den Knoten Ratzingerplatz.

Nun liegt er verlassen da, schon länger als er ursprünglich benutzt wurde, ein Geisterbahnhof inmitten einer Stadt. Der Abbruch der Geleise erfolgte nur da, wo sie störten, der Rest soll verschwinden, sobald das Quartier aufgewertet wird. Ein neues Tram soll kommen, wird aber auf das Geld nach die Realisierung der zweiten S-Bahn Stammstrecke warten müssen. Vielleicht ein Schulhaus auf einer der Brachflächen vom letzten Krieg gleich nebenan? Noch sind es bloss Pläne, München's Geld fliesst gerade kräftig in die Innenstadt, aussenliegende Quartiere müssen warten.

Zoo

Ferien! Das gab es seit 2012 nicht mehr. Entsprechend plane ich sorgfältig ein sanftes Runterkommen mit der DevConf und einem Besuch im Brno Office, bevor meine Reise weiter nach Wien geht. Auf dem Weg allerdings Reizhusten und Schüttelfrost, entweder habe ich an der Konferenz einen internationalen Grippevirus erwischt, der im Impfpaket nicht enthalten war, oder aber die erwartete drei-Tage-Migräne hat sich etwas besseres ausgedacht.

Eine Woche lang seuche ich durch Wien, mal schlimmer, mal besser zurecht. An diesem zweiten Februar bin ich genug gesund, um einen Fototag im Haus des Meeres zu machen und fange unter anderem diese nette Badezimmerspinne (eine japanische Meeresspinne, genaugenommen eine Krabbe) ein:

Das Teil ist vielleicht einen knappen Meter gross, die meisten Besucher um mich herum bemerken sie erst auf meinen Hinweis. Dann ging das Gruseln aber heftig durch die Menge :-)

Tags darauf wieder gefühlte 39°, soviel zu meinem diesjährigen Geburtstag. Drei Tage später breche ich ab, lasse den Nachtzug nach München sausen und kehre nach Zürich zurück. Ich glaube ich warte erneut 5 Jahre, bis ich mich wieder auf das Experiment Ferien einlasse…

BRQ

Mein Arbeitgeber hat Büros in den meisten Ecken der Welt, meist nach dem Kürzel des nächsten Flughafens benannt. Ich werde dieses Jahr das eine oder andere sehen und habe mir vorgenommen, jeweils ein Bild zur Erinnerung einzupacken.

In Brno verbringe ich einen Tag im Service Delivery, bereinige meine Pendenzen, lerne Gesichter hinter IRC Nicks kennen und höre das erste und letzte Schweizerdeutsch für lange Zeit.

DevConf

Ein verlängertes Wochenende in Brno, das alljährliche Treffen der Codemonkeys und Sysadmins aus dem Upstream Universum meines Arbeitgebers ruft.

In einem Nebenraum der technischen Uni hat sich ein Professor ein Computermuseum eingerichtet. Die Sinclair Computer fanden auf irgendwelchen dunklen Wegen in die damalige Techoslowakei, wurden - von uns Westlern unbekannt - schnell adaptiert und in vielerlei kreativen Nachbauten bis zur Wende hin fabriziert. Dieses mal habe ich die Kamera dabei und mache ein ordentliches Bild eines ZX81.

Irgendwie schon spannend, meinen ersten Computer im Museum zu sehen. Erinnert mich daran, dass auch ich irgendwie furchtbar alt sein muss :-)

KISS

Nicht der Song von Prince, sondern Keep it simple, stupid! Sporadisch möchte ich gerne mit dem Zaunpfahl winken und dazu eignet sich nichts besseres als ein eindrückliches Bild in meinen Präsentationen. Ich mache solche Bilder gerne selbst, dann habe ich garantiert keine Probleme mit dem Copyright - freundlicherweise hat sich Maja als Model zur Verfügung gestellt.

Das Bild erinnert mich noch an einen anderen Gedankengang: Seit Monaten tobt ein Kampf gegen Kopftücher und Verschleierungen, selbst in der braven Schweiz kennen wir mittlerweile ein regionales Burkaverbot. 1)

Wann immer ich draussen unterwegs bin, gucke ich mir die Menschen um mich herum an. Sehe ihnen ins Gesicht, überlege mir, was dahintersteckt. Mir begegnet kaum eine Frau ohne Schminke im Gesicht, manchmal ist es eine dicke Maske, manchmal einfach nur ein dunkler Strich über den Wimpern - nur in den seltensten Fällen gänzlich ohne.

In vielen Gesprächen hörte ich den Satz „ich kenne es nicht anders“, „ohne fühle ich mich nackt“, „dahinter kann ich mich verstecken“. Unsere Gesellschaft übt einen enormen Druck aus, dass die Frauen sich „schön machen“, „herrichten“ oder „aufhübschen“ müssen. Dieser Druck kommt wohl aus der Werbeecke 2), praktisch nie von den Partnern 3), sondern erschreckend oft von den Frauen untereinander. Von der Mutter zur Tochter, unter Freundinnen, Arbeitskolleginnen. Wer ungeschminkt erscheint, wir belächelt, bedauert und schlimmstenfalls durch die Gerüchteküche gezogen.

Ja, ich kenne Ausnahmen. Frauen, die sich davor gruseln, Farbe im Gesicht zu tragen. Frauen, die sich bewusst nicht schminken und das als politisches Statement stehen. Und dann sehe ich regelmässig diejenigen, die ganz unten angelangt sind und bei Pfarrer Sieber's Sunestube gegenüber einkehren. Es sind die Ausnahmen. Die grosse Masse dürfte sich kaum Gedanken um das „warum“ machen, sondern am frühen Morgen selbstverständlich zu Grundierung, Puder, Wimperntusche, Lidschatten, Kajal und Lippenstift greifen.

Sind wir da wirklich anders als die Kulturen, in denen Frauen Kopftücher umbinden?

1) Ja, ich habe tatsächlich schon eine Burka in natura gesehen, an einem kalten Abend in Genève, direkt vor dem Eingang der UNO. Damit habe ich wohl so manchem Verbots-Befürworter etwas voraus.
2) Die Werbeleute, die ich persönlich kennenlernen durfte, waren allesamt schwul.
3) Gerade gestern sagt mir einer, er sehe üblicherweise keinen Unterschied zwischen „vorher“ und „nachher“ :-)

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