CityNightLine - der Name ist für mich verbunden mit Freiheit und Abenteuer, in Ziegelbrücke ein sechser unten zu bestellen war wie Vorfreude auf Ferien. Vor gut 10 Jahren sass lag ich während den längsten Ferien meines Lebens in einem solchen Zug, schnell wurden sie zum Mittel meiner Wahl auf längeren Strecken.
Abends in Zürich ins Bett, am Morgen in Koblenz, Bonn, Köln, Berlin, Leipzig, Dresden oder Hamburg. Aber auch auf der Strecke München - Innsbruck - Bologna war ich sporadisch zu sehen. Mehr als hundert Fahrten dürften es gewesen sein, mein Lieblings-Schlafzimmer für so manche Nacht.
Zu Beginn waren die Wagen dunkelblau mit goldenem Sternenhimmeldesign, nach der Uebernahme der Schweizerischen CityNightLine durch die DB kam das schmutzigweiss / rote Design der Wagen - welche zum Teil noch heute Schweizer Bezeichnungen tragen. Vor Schengen musste man Abends jeweils das Ticket und die ID abgeben, am Morgen kamen sie zurück, zusammen mit einem Sammelpunkt. Ich hatte so viele Punkte zusammen, dass Nala und ich eine richtige Schlafwagenfahrt geniessen konnten.
Trotz guter Auslastung (ich musste einmal Schlafwagen und mehrfach Sleeperette buchen) passen die Züge nicht mehr in das Konzept der DB, in dem es nur noch ICEs und Intercitys geben darf. Am 9. Dezember fährt der letzte Zug, sie werden durch Nacht ICEs ersetzt, ohne Betten, Verdunkelung und Nachtruhe (einfach Scheisse, ich habe da Erfahrung). Ein paar Strecken wird die ÖBB übernehmen, leider fehlt die von mir am meisten befahrene Strecke durchs Rheinland. Mir bleibt nichts anders übrig, als wehmütig „meinem“ letzten CNL nachzuwinken…
Nur noch das rudimentärste steht im Haus, Zeit das Internet auszuknipsen. Seit dem April 2001 waren wir online, hatten mit dem max
ein Fenster zur Welt (oder viel eher die Welt ein Fenster nach Obstalden ). Fortan ist unser virtuelles Zuhause in der Cloud und nennt sich sky
.
Auch die Webcam - vor 12 Jahren mehr ein Jux als ein ernstzunehmedes Ding - geht den Weg des irdischen, aus dem gut 27G grossen Archiv habe ich einmal die vier Jahreszeiten herausgezogen.
Meine letzte Nacht in Obstalden, das Wetter ist traumhaft übel und hält mich davon ab, auf dem Balkon ein letztes Panorama zu machen.
Das Jahr war bisher einfach zu chaotisch, ich packe einiges an Krempel ein, den ich eigentlich über den Sommer loswerden wollte. 6×9 Rollfilmkameras, eine Hasselblad 1000F und 6×6 Projektoren warten darauf, fotografiert und ausgeschrieben zu werden. Stay tuned kann ich nur allen Sammlern und Freaks altes Fotoequipments hier sagen
Wie schon in meiner Wohnung mache ich ein paar dokumentarische Bilder der leeren Räume für den Fall, dass wir einen Nachmieter suchen müssen. Meine Serverraumlinse sorgt dafür, dass die Bilder auch ordentlich Raum zeigen
Nach gut 22 Jahren verlassen wir Obstalden und ziehen allesamt ins Unterland. Abschied nehmen, Erinnerungen noch einmal auffrischen, Krempel verpacken und entsorgen - aber auch Aufbruch zu einem neuen Lebensabschnitt, Spannung, Freude, Bammel.
Für einmal bin ich Profi .oO ( jemand, der mit Bildermachen Geld verdient )
Unser Büro dient für einmal als Raum für einen Communityevent, ich trage mein bedrucktes Poloshirt herum und staune darüber, keinen der anwesenden Gäste schon einmal gesehen zu haben. Mehr aus Jux als mit Plan habe ich die Kamera dabei und fange ein paar Impressionen ein.
Stipvisite in München, das Oktoberfest sorgt für unbezahlbare Schlafplätze und komisches Vok auf den Strassen. Ich packe minimalistisch, lasse meine Kamera für einmal zuhause.
So muss das Handy für den wundervollen Sonnenaufgang über dem Ostbahnhof hinhalten.