Es ist Weltfrauentag, kurz nach 20:00. Ein paar Demonstrantinnen haben sich versammelt und ziehen durch die Strassen, wie ich später erfahre ohne sich vorab um eine Bewilligung gekümmert zu haben. Die Stadtpolizisten sind äusserst nervös, rasen erst mit Blaulicht kreuz und quer durchs Quartier, errichten alsbald eine Strassensperre vor meiner Nase, verteidigen diese kurz nach neun mit Schüssen in die Luft. Etwas später taucht der eine Wasserwerfer auf, sein Motor läuft permanent, in meiner Wohnung lärmt's und stinkt's.
Kurz vor Mitternacht kehrt Ruhe ein, die Polizei zieht ab, ich mache neugierig einen Spaziergang durchs Quartier. Die Demonstrantinnen sammeln sich im Hof, kaum eine ueber mitte zwanzig, alle traumatisiert von dem Erlebnis, eingekesselt zu sein. Mädchen, wir sind im braven Zürich. Ihr habt ein verfassungsmässiges Recht darauf, zu demonstrieren und Eure Meinung zu vertreten. Aber bitte meldet das an, dann haben die „Blauen“ keine Angst vor Euch, sondern gucken, dass Ihr nicht unter die Räder kommt.