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Diana 40

Unterwegs zum Geburtstag einer lieben Freundin. Ich mache mit müden Augen ein paar Bilder aus dem ICE in die Morgensonne.

Gegen Mittag strande ich in „Windelsbleiche“. Einer der wenigen Bahnhöfe in Deutschland, die ihren Namen nicht von Ort, sondern von einem erfolgreichen Fabrikaten (Herrn Windel) bekommen hat. Ein Bahnhof, der meine Schwäche für Geisterbahnhöfe vollumfänglich erfüllt, auch wenn da noch zwei Züge pro Stunde anhalten.

Dachau

Ein freier Nachmittag nach einer kurzen Visite bei Microsoft. Ich folge meiner Stimmung und reise mit der S-Bahn nach Dachau. Ganz anders als bei meinem letzten Besuch an einer Weihnachten ist das Gelände mit unzähligen Menschen überfüllt, viele Schulklassen machen ihren Pflichtbesuch. Es gibt Orte, an denen fotografiere ich nur spärlich oder gar nicht. Entsprechend schales Gefühl hinterlassen die Turis, die sich gegenseitig in der Gaskammer und dem Krematorium ablichten.

Die Ausstellung ist gross und mit vielen Bildern und Texten gefüllt. Ganz besonders faszinierte mich die Weimarer Verfassung, die schon 1918 die Rechte von Mann und Frau gleichstellte. Knappe 20 Jahre später war diese offene Haltung wieder vorbei, die Frau gehörte hinter den Herd und musste möglichst viele Kinder grossbringen. Diese kleinbürgeliche Haltung hat sich bis in unsere Tage gehalten, die Stimmmung der 20er Jahre, die damalige Freiheiten sind verschüttet. Das, was Frauenbewegung und 68er erreicht haben, gleicht einer Monumentalaufgabe für Frauen: Kinder, Haushalt, Job und eigenes Leben unter einen Hut zu bringen. Mich wundert es nicht, dass ich in der S-Bahn so viele Mamis sehe, die von der Hölle der Gleichberechtigung unserer Tage gezeichnet sind.

Das Foto von der brennenden Synagoge. Es berührt mich ganz besonders, da ich das Gebäude unlängst selbst sehen durfte. Wiederaufgebaut, von seiner ursprünglichen Aufgabe befreit und von den Verkehrsmassen umflutet begegnete es mir mitten in Essen.

„Never again“ steht auf der grossen Tafel im Hof. Am selben Tag lese ich von Kims Lagern in Nordkorea, denke an Guantanamo. Selbst die Befreier von Dachau betreiben ein rechtsfreies Lager, in dem Menschen der Willkür ihrer Bewacher ausgeliefert sind…

Meiniger

Backpacker mit Interrail. So war ich zu einem Business Event im wohl teuersten Hotel in München unterwegs. Standesgemäss einquartiert im Meininger, ein paar Minuten vom Bahnhof weg. Ganz anders als eine Jugi sind Männlein und Weiblein wild gemischt und das Zimmer trägt Spuren beider Lebensformen :-)

Auf dem Weg zum Kongress mache ich eine Stippviste auf den „Wiesen“. Ein grosser Kiesplatz (Wiese?!?), der gerade von riesigen Staubsaugerlastwagen gereinigt wird. Am Rand steht ein Notfallautomat, an dem alles von Kondomen über Tampons bis zum Alkoholtester zu bekommen ist.

Bayern ist nah an der Schweiz, die Spuren sind überall. Sei es die Versicherung oder der Güterwagen in der Starterpackung des Modelleisenbahnladens.

Konfirmation

…oder nicht Konfirmation. Egal, ich war am Morgen vor dem feinen Essen früh draussen und habe ein paar Eindrücke aus dem Frühling mitgenommen. Ueberall spriesst es, die tiefstehende Sonne sorgt für grossartige Kontraste.

Zwischen Essen und Dessert mache ich noch ein paar Fotos meiner Tochter. Damit ihr tolles Outfit für die Ewigkeit erhalten bleibt :-)

Sonntagsspaziergang

Schon beim Brunnen in Obstalden bleibe ich kleben. Die Oberfläche ist leicht gekräuselt und die strahlende Sonne spiegelt sich im Wasser. Das Wetter war über die vergangenen Wochen eher zu trocken und der Walensee hat so wenig Wasser wie selten zuvor.

Geisterbahnhof

In den 50ern vollendete die SBB die Doppelspur zwischen Ziegelbrücke und Sargans. Dabei entstand ein neuer Bahnhof für Weesen, auf Glarner Boden. Der vorherige Schwenker ins Dorf wich einer geraden Linie. Damals modernes Design, Beton und Holz.

Vielleicht 40 Jahre später wurde der Bahnhof faktisch aufgegeben. Es halten noch zwei Züge, sie packen normalerweise aber nur Wanderer ein, die sich den Weg nach Ziegelbrücke sparen wollen. Wer in Weesen wohnt, nimmt den Amdener Bus.

Ein grosser Caterpillar zeugt von den periodischen Güterzügen, die Kies und Schotter aus der Gegend abtransportieren.

Eine grosszügige Schalterhalle, grösser als die von Ziegelbrücke. Ein Stellwerk, das von der Fernsteuerung mittlerweile definitiv zum alten Eisen gehört. Ein riesiger Kiosk, in dem wohl vor langer Zeit auch Kaffee und Brötchen ausgegeben wurden. Und eine grosse Bushaltestelle, die schon seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt wurde. Die Scheiben werden langsam Blind, die Türen der WCs und Büros bleiben für die Ewigkeit geschlossen.

Die letzten Reste der Werbung zerfällt. Niemand bucht mehr die Plakatwände. Ein Mädchen mit dem Text <i>Mir stinkts</i>, aus der Zeit als man in den Zügen, in Restaurants und am Arbeitsplatz noch rauchen durfte, blickt den wenigen Fahrgästen entgegen.

Das Wartehäuschen wird noch dann und wann benutzt, mich empfängt ein dezenter Geruch eines aufgebrezelten Partygirls. Als einziger Bahnhof auf Glarner Boden ist Weesen definitiv nicht behindertengerecht. Nicht einmal Omitauglich. Nebst einem tiefen Perron und Treppen sind die Schlaglöcher bald so gross, dass man darin festststeckt.

Die St.Galler wollen in wenigen Jahren ihre S-Bahn da durchfahren lassen. Ich bin gespannt, ob dies dem Bahnhof wieder Leben einflössen wird oder ihn definitiv in der Versenkung verschwinden lässt.


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