November. Letztes Jahr der intensivste Monat im Jahr, dieses Jahr einmal mehr. Ich hatte eine Reise nach San Francisco und Seattle geplant, hoffte mein 20'000. Bild von der Golden Gate Bridge zu machen. Es kam anders.
Ein wunderbarer Herbstmonat. Durchgehend trocken, warm, raschelndes Laub, das warme Licht der tiefstehenden Sonne. Am Morgen teilweise Nebel, der die Landschaft wie eine Decke umkuschelt. Ich nahm die Bilder in mich auf. Gab sie meinem Vater auf seine letzte Reise mit.
Es war auch der Monat der Erinnerungen. Meine Kindheit, die vielen Dinge die er mir gezeigt hat. Der Blick über die Weinstöcke am Genfersee, welcher ihm so viel bedeutet hat. Das Hobby Fotografieren, das wir lange Zeit miteinander geteilt haben. Noch vor Kurzem war ich mit der Kamera unterwegs, die er mir vor bald 30 Jahren unter den Christbaum legte.
Herumrennen. Beerdigung, Karten, Blumen, Essen organisieren. Briefe schreiben, Telefonieren, Bank und Swisscom besuchen. Gleichzeitig da sein für meinen Job, meine Mutter, die Kids, Nala. Auf den Wegen dazwischen nehme ich die Landschaft auf, die Menschen, die Bilder, die Eindrücke, die mich umgeben. Die Kamera bleibt im Rucksack, zu kurz sind die Momente, als dass ich sie mehr als einfach für mich aufnehmen mag.
Die letzten Monate hatte ich einen fleissigen Besucher meiner Galerie. Oft sprachen wir über die Eindrücke, die ich hier zusammengetragen habe. Dann und wann sah ich, wie er eines meiner Bilder ausgedruckt auf dem Küchentisch hatte. Er besucht sie nicht mehr. Muss sie auch nicht mehr besuchen. Er begleitet mich jetzt, guckt dann und wann neben mir die Dinge an, die uns so viel Freude machen.
Oben blau, unten grau. Das typische Winterwetter bei uns zuhause. Ich nahm mir eine Stunde Auszeit und genoss den Weg ins Graue - einmal mehr der Weg zu einem Familienanlass. Trotz allem blühen noch ein paar Blumen, der Schnee ist noch fern.
Drei Tage im Lausanner Hochschulquartier, überladen mit Installationen und Ausbauten. Ich kann einen Kunden nicht erreichen und bekomme so unerwartet Zeit für einen Spaziergang nach Ouchy.
Nach einem feinen Kaffee empfängt mich draussen eine grossartige Herbststimmung. Die Blätter fallen von den Bäumen, die von der tiefstehenden Sonne beleuchteten Bäume erscheinen wie Scherenschnitte. Zwischen den Gebäuden der Unil weiden noch ein paar Schafe. Die Unterführung zum See, die „Würgeanweisung“ für Hunde und mein eigener Schatten faszinieren mich.
Bevor die Sonne ganz untergeht, mache ich noch ein paar Bilder vom Strand. Ich falle einem Pärchen mit Hunden auf, die meinen Blicken folgen und ganz überrascht die Schönheit der Landschaft entdecken. Für die Vögel ist der Tag nichts Spezielles, die Möwen behalten ihre Fluchtdistanz, die Schwäne gucken neugierig in mein Objektiv.
Kurz vor Ouchy lagert die Compagnie Générale de Navigation sur le lac Léman ihre Raddampfer. Seit mehr als einem Jahr habe ich mir vorgenommen, hier einmal bei Licht vorbeizugucken - vergeblich. Ich entschloss mich dennoch ein paar Bilder zu machen und schraubte alle Hebel der Kamera an den Anschlag. Einige der Schiffe scheinen wohl noch im regelmässigen Einsatz zu stehen, andere wiederum dümpeln schrottreif im Wasser. Trotz ihrem Alter und Zerfall strahlen sie noch etwas von der Belle Epoque aus, in der sie ihre grossen Tage erlebt haben. Die Dunkelheit und die unwirkliche Beleuchtung, in der sie stehen, passt.
Kurz bevor ich in die RS musste, war ich noch einmal per Interrail in Europa unterwegs. Hamburg, Kopenhagen und Bergen hiessen meine grossen Stationen - ich hatte leider zu wenig Ferien, um einen ganzen Monat unterwegs zu sein und leistete mir nur das „Kleine“ für 10 Tage.
Eine faszinierende Zeit! Ich frage mich oft, ob ich nicht mal wieder einen Monat Auszeit nehmen und mit der Flatrate für Europa unterwegs gehen soll. Dann gucke ich aber in meine Galerie und überlege mir, dass schon mein „ganz normales“ Leben ein kleines Bisschen wie Ferien mit dem Interrail ist. Abschalten wie damals liegt heute nicht mehr drinn - zuhause wartet eine Familie, der Job begleitet einen in Form eines Notebooks und Handys. Doch der Traum ist da, lässt sich mit handfesten Argumenten nicht wirklich beseitigen…
Im Herbst 1987 war ich mit dem ganzen 10 Schuljahr im Berner Oberland unterwegs und es war das erste Mal, dass ich die Gegend ohne Schnee kennengelernt habe. Wenn ich die Bilder mit meinen Mitschülern weglasse, so bleibt doch ein starker Eindruck eines Ferrophilen Beats übrig
Ich hatte reichlich lange, um mich für einen Job zu entscheiden. Vielleicht hatte ich auch viel zu spät begonnen - meine Generation lebte noch im Luxus, relativ einfach eine Lehrstelle zu finden, sobald der Jobwunsch da war.
So machte ich zwischen der Oberstufe und meiner Lehre noch ein 10. Schuljahr. Nebst dem üblichen Whansinn wie Rechnen, Deutsch und Französisch guckten wir uns viele Betriebe an und bekamen etwas Allgemeinwissen vermittelt.
Ich besuchte das Freifach Biologie und wir machten kurz nach den Sommerferien einen Ausflug in den Botanischen Garten. Unterwegs mit einer „neuen“ Kamera, einer Olympus OM2, entdeckte ich die Markofotografie. Für die fleischfressenden Pflanzen war ich schlicht zu langsam, für Bienen und Blumen reichte es jedoch.