Kurz bevor ich in die RS musste, war ich noch einmal per Interrail in Europa unterwegs. Hamburg, Kopenhagen und Bergen hiessen meine grossen Stationen - ich hatte leider zu wenig Ferien, um einen ganzen Monat unterwegs zu sein und leistete mir nur das „Kleine“ für 10 Tage.
Eine faszinierende Zeit! Ich frage mich oft, ob ich nicht mal wieder einen Monat Auszeit nehmen und mit der Flatrate für Europa unterwegs gehen soll. Dann gucke ich aber in meine Galerie und überlege mir, dass schon mein „ganz normales“ Leben ein kleines Bisschen wie Ferien mit dem Interrail ist. Abschalten wie damals liegt heute nicht mehr drinn - zuhause wartet eine Familie, der Job begleitet einen in Form eines Notebooks und Handys. Doch der Traum ist da, lässt sich mit handfesten Argumenten nicht wirklich beseitigen…
Im Herbst 1987 war ich mit dem ganzen 10 Schuljahr im Berner Oberland unterwegs und es war das erste Mal, dass ich die Gegend ohne Schnee kennengelernt habe. Wenn ich die Bilder mit meinen Mitschülern weglasse, so bleibt doch ein starker Eindruck eines Ferrophilen Beats übrig
Ich hatte reichlich lange, um mich für einen Job zu entscheiden. Vielleicht hatte ich auch viel zu spät begonnen - meine Generation lebte noch im Luxus, relativ einfach eine Lehrstelle zu finden, sobald der Jobwunsch da war.
So machte ich zwischen der Oberstufe und meiner Lehre noch ein 10. Schuljahr. Nebst dem üblichen Whansinn wie Rechnen, Deutsch und Französisch guckten wir uns viele Betriebe an und bekamen etwas Allgemeinwissen vermittelt.
Ich besuchte das Freifach Biologie und wir machten kurz nach den Sommerferien einen Ausflug in den Botanischen Garten. Unterwegs mit einer „neuen“ Kamera, einer Olympus OM2, entdeckte ich die Markofotografie. Für die fleischfressenden Pflanzen war ich schlicht zu langsam, für Bienen und Blumen reichte es jedoch.
Nach meinem „eigenen“ Konflager war ich noch einmal im Tessin als Hilfsleiter. Ich erinnere mich gut, mit den Teenies überfordert gewesen zu sein und frage mich heute, wie ich zu dem Job gekommen bin. Vermutlich war ich der Einzige, der nicht „Nein“ sagen konnte. Heute kann ich es ein bisschen besser: „Nein, nein, nein.“
Du Papi, was hast Du denn früher fotografiert? frage mich Maja kürzlich. Gut habe ich seit knapp zwei Monaten einen Scanner und kann ihr da etwas von meinen früheren Arbeiten zeigen
Das älteste Bild, das mit bisher in die Hände geraten ist, hat 26 Jahre auf dem Buckel. 1985 hatte ich meine Kamera gerade einmal gute zwei Jahre, sie begleitete mich zu einem Klassenlager in den Jura, ganz in der Nähe der Spitzkehre der CJ in La Combe du Tabeillon. Es war Morgen, wir waren unterwegs zu einer Wanderung und ich machte noch schnell ein Foto der Schienen.
Das Bild hing jahrelang in der Küche meiner Eltern und war für mich irgendwie ein Symbol des Lebens. Der Weg, der manchmal eine Gabelung hat und ganz weit in die Ferne führt. Das Dia hat nie den Weg zurück in die Schachtel mit seinen Brüdern gefunden und fristete ein einsames Dasein in der Papiertüte, welche das Labor für die Vergrösserung benutzt hat. So überstand das Bild die grosse Aufräumaktion vor gut 10 Jahren, in der ich viel alten Ballast abgeworfen habe.