Trotz seines schönen Namens ist es vermutlich der übelste Fleck in Zürich. Bis zur Eröffnung der Westumfahrung die meistbefahrendste Strasse in der Schweiz, ich habe 120'000 Fahrten täglich im Kopf. Gleichzeitig war es die beste Einnahmequelle der Stadt, seit ich mich erinnern mag stehen Fotoautomaten am Rand und blitzen zu schnelle Autos. Auch mich hat es einst erwischt, zum Glück folgenlos.
Es ist Sonntagnachmittag, ich komme eben aus dem Büro. Das umbrechende Wetter passt zu meiner Stimmung, aber auch zu diesem Ort. Die ersten Tropfen fallen auf meine Kamera. Ein paar Anwohner gucken mich schräg an, wer da wohnt muss sein Leben in eine Sackgasse gefahren haben und bringt wohl jedem Fremden Misstrauen entgegen.
Im Keller quält sich der Tumbler meine Wäsche trockenzukriegen, ich geniesse die frühlingshaften Temperaturen und den Blick vom Balkon.
Auf meinem derzeitigen Arbeitsweg sind mir eine Hand voller Skulpturen begegnet - trotz anfänglichem Hochnebelwetter packte ich Kamera und lange Linse und machte mich auf den Weg, sie einzufangen. Einmal mehr fasziniert davon, wieviele Akte im zwinglianischen Zürich auf offener Strasse zu finden sind. Da ein Relief an einem Wohnhaus, die Mutter trägt eine überaus transparente Bluse; das sportliche Mädchen mit dem grossen Hintern auf dem Vordach von Bindella; die wehrhafte Amazone am Restaurant Nordbrücke; die vier ziemlich geschlauchten Jungs vor dem Museum für Gestaltung; das junge Mädchen mit Blume vor dem Platzspitz; die starke Sozialistin auf dem Weg zum Stampfenbach; der Kampf mit oder gegen die Pferde.