Die Festtage sind vorbei, mich empfängt in Zürich trüb-nasses Wetter. Perfekte Stimmung um eine Inspiration umzusetzen, die mich Mitte Dezember ansprang.
Die Sechseleutewiese der Sechseläuteplatz war im vergangenen Jahr Baustelle, seit dem Abbruch des Weihnachtsmarktes präsentiert sich der zugepflasterte Platz in seiner ganzen Hässlichkeit. Auch wenn ich die Anbauschlacht in den frühen 40ern nur aus Erzählungen meiner Grosseltern kenne, traure ich um die vergangene Grünfläche. Wie die Münchner haben die Zürcher jetzt eine zugepflasterte Wiese(n)…
Der Fleischkäse neben dem Opernhaus im Hintergrund kommt in dieser Welt aus Stein perfekt zur Geltung. Die Erinnerungen der Zürcher an die damit verbundenen Opernhauskrawalle dürften genauso verblasst und fleckig sein - das Los moderner Würfelbauten, an denen der Zahn der Zeit nagt.
Die vergangenen dreieinhalb Wochen war ich Zuhause, die Futterzeiten unserer Meerschweinchen setzten Fixpunkte in meinem Tagesablauf und liessen meine Reisen zurückstehen.
Nebst vielen Eindrücken von unserem Balkon gelang mir auch eine Serie der Mittag- und Abendessen der Kleinen. 42(!) Bilder, zugegeben mehr Dokumentation als professionelle Food Photography Das Handyfoto von Tango in Mitte kommt von dem Tag, an dem ich mit Magen-Darm-Grippe flach lag und für einmal nur eine Hand voll Heu servierte, das Foto rechts daneben hat Maja beigesteuert.
Sollte mich Buddah je fragen, als was ich reinkarniert werden will, ist Meerschweinchen bei Nala und Marius definitiv eine gute Option
Drei Linsen habe ich mir dieses Jahr gekauft. Drei Spielzeuge? Erweiterung des Fotografischen Horizontes? Sinnlos? Sinnvoll? Vielleicht von allem ein Bisschen. Und vor allem auch eine handfeste Erinnerung an 2013.
Anfangs Jahr ein Tief. Ich erinnere mich an einen Abend in einem Burger King in Basel, vor mir eine Hand voller PostIt: „Ausziehen“. „Durchhalten“. „Selbstmord“. Schlussendlich verbrachte ich zwei Monate in Zürich, machte trotz eisigem Winter das Beste aus den Tagen und genoss die Tatsache, vier Stunden weniger Arbeitsweg und mehr Zeit zum Leben zu haben.
Ein Abend im Februar, ich rutschte auf einem Flecken Eis aus. Die Kamerareparatur ist ein Trinkgeld, mein geliebtes 24-105 Totalschaden… Glücklicherweise war noch etwas Prämie vom letzten Jahr übrig und ich konnte das Objektiv ersetzen *schweissabwisch*
Intensive „Fotomonate“ im Frühsommer. In der “Fotohütte“ die wohl speziellste Strecke, die ich je gemacht habe. Eine Hochzeit in zivil und kirchlich, ein Konzert. Heimwege spätabends zu Fuss, einmal bis auf die Unterhosen verregnet, einmal ein verpasster Nachtbus in Näfels und der lange Weg den Berg hoch. Ich will hier weg.
Mitte Juli, ich fühle mich müde und freue mich auf gemütlichere Tage - einen Anruf von der Kantonspolizei, Spitalbesuche, Aufräumen, Organisatorisches. Morgens im Büro, am Nachmittag weiter zu meiner Mutter, spätabends heim, lange Lesestunden in Wikipedia. Viel Verantwortung für Andere, zu viel für mich. Ich brauche lange um mich zu erholen, muss mich wochenlang zu jedem Aufstehen, jedem Schritt, jeder Tätigkeit quälen.
Ich gönne mir bewusst etwas, erfülle meinen Traum aus der letzten Photokina und werde stolzer Besitzer eines 12-24mm.
Herbst, Reisezeit. Mitte Oktober das Erste Mal in diesem Jahr das Gefühl von Energie, ich bin mit mir selbst im Reinen, die depressiven Gedanken sind weit weg, ich fühle mich zufrieden und fröhlich. Mein Weg führt mich bis nach Amerika, wach und entspannt fahre ich mit dem Zug durch die Staaten.
Einmal im grössten Fotoladen der Welt einkaufen. Ein 500mm Spiegelobjektiv ist das perfekte Souvenir, es hat eingewickelt in Schmutzwäsche geraden noch im Köfferchen Platz, liegt weit unter der Freigrenze am Zoll und ist bei uns nicht zu bekommen.
Im Dezember noch einmal Home Office, mit gut drei Wochen das Längste bisher. Ich schaffe es, täglich Bilder zu machen - auch wenn es manchmal nur das Meerschweinchenfutter ist
Drei Linsen, so unterschiedlich wie die Abschnitte in meinem wechselvollen 2013…
Sonntag, Putztag. Erst das Häuschen der Meerschweinchen, dann das Häuschen der Menschen.
Abends sitze ich am Computer, schraube an meinen Development Presets und versuche „meinem“ Bildstil umzusetzen. Lightroom gehört zu den Programmen, an denen man alles einstellen kann - aber auch alles einstellen muss. Die Defaults sind sehr konservativ, Objektivkorrekturen, Schärfen oder Rauschreduktion sind erst einmal abgeschaltet und jeder Benutzer muss darf für sich selbst die optimalen Werte finden.
Vor einem Jahr habe ich das schon einmal gemacht, mich mutig von den Standardeinstellungen wegbewegt. Der damals entstandene Preset Unterwegs hat mich ein Jahr begleitet und das nahe 2014 ist eine gute Motivation, auf diesem Weg einen Schritt weiter zu gehen.
Für einmal früh aus dem Bett. Vor meinen kleinen Augen graut der Morgen, im richtigen Augenblick stehe ich auf dem Balkon und drücke ab.
Die 30'000 Bilder in meinem Archiv sind geknackt, ein guter Moment meinen Lightroom up to date zu bringen. Beim Surfen stosse ich auf ein Statistik Plugin:
Mal eine ganz andere und faszinierende Sicht auf meine Bilder der letzten Jahre.
Letzter Weihnachtstag, dann ist es für dieses Jahr überstanden. Ganz spontan drücke ich auf den Auslöser, als Maja eine Kerze anzündet.
Das Los der Bilderblogbetreiber. Die tollsten Weihnachtsbilder sind erst nach den Festtagen auf der Webseite