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Meeries

Spontane Portraitsession mit meinen vier kleinen Mitbewohnern.

Zugegeben, ist irgendwie schon fies, beim Essen zu fotografieren. Ich gab mir daher auch wirklich Mühe, möglichst ästhetische Bilder in die finale Auswahl zu nehmen :-)

6. Juni

Homeoffice. In den Nachrichten zu meinem ersten Kaffee kommen Berichte über die 70-Jahr Feiern der Landung in der Normandie und erinnern mich daran, dass mein Vater heute seinen 70. Geburtstag feiern würde. Ich kümmere mich in Obstalden um das Wohlergehen der Meerschweinchen und versuche mich in meinem Job, Computer schnell zu machen.

Nach elf erfolglosen Stunden gebe ich auf, auch wenn der Tag mehrfach viel Glück im Wiederbeleben von Computern mit kaputter Firmware gezeigt hat. Wäre vielleicht doch gerade der richtige Moment, meiner Kamera neue Firmware zu spendieren? Ihre Garantie ist ausgelaufen, ich habe keinen Hinderungsgrund mehr Magic Lantern zu installieren. Nach einer Runde Screenshots, für den Fall, dass ich meine Einstellungen neu setzen muss, bin ich mutig und lass das Update laufen.

Ich verspreche mir einiges vom Peak Focus in der Benutzung des 500mm Spiegels und das Resultat ist schon ganz brauchbar. Links durch den Sucher, rechts mit Unterstützung scharfgestellt - damit gehe ich demnächst mal in den Zoo:

Aber da war noch etwas anderes. Dual ISO. Verschiedene Empfindlichkeiten auf dem Sensor, um den Kontrastumfang zu erweitern. Wenn es schon installiert ist, probiere ich es auch gleich aus und bin begeistert:

Das sind gemäss Logfile knappe 14 Blenden, drei mehr als die „normalen“ 11:

Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, eine neue Kamera in den Händen zu halten ;-)

Sprinter

Abends auf dem Weg nach Obstalden. Herr SBB hat Puff nach einem Erdrutsch zwischen Fribourg und Bern, ich muss mehr als eine Stunde am HB warten. Mich erwartet einen Sprinter - vermutlich ist es meine letzte Fahrt mit ihm:

Vor 10 Jahren sei der Glarner Sprinter eingeführt worden, so erzählt uns Wikipedia. Ich hatte nicht viel später meinen Testdrive mit ihm, Ende 2005 verliess mich mein Smart und ich begann meine Arbeitswege mit dem Zug zu machen.

Ein ganz spezieller Zug. Ein Zug mit Namen, einer der nur jede zweite Stunde führ und damals mit *tadaa* einem Wägelchen mit Kaffee, Tee und Glarner Süsskram. Eines der Projekte zur Wiedereingliederung von Arbeitslosen, das nur schon deswegen unterstützungswürdig war. Selbstverständlich trug der Zug damals schon die Glarner Farben:

2008/2009 viele Aenderungen, das Wägelchen ging verloren, die Züge wurden modernisiert und mit einer oftmals ziemlich kaputten Klimaanlage ausgestattet, der Zug wurde eine Stunde verschoben und passte nicht mehr auf die Pendelbedürfnisse der meisten Mitreisenden und mir selbst. Fortan hiess es sich am Morgen in Ziegelbrücke in den Intercity zu quetschen und auf einen reservierten Sitzplatz auf der Treppe in den Doppelstockwagen zu hoffen. Bald verschwanden hier die Doppelstockwagen, letzten Dezember die Busanschlüsse. Dann und wann brachte mich der Sprinter nach Hause, wenn ich viel zu früh aus dem Büro kam oder viel zu lange unterwegs sein wollte.

In anderthalb Wochen ist der Sprinter Geschichte. Die Eröffnung des Bahnhofes Löwenstrasse wird Raum schaffen für eine stündliche Verbindung, die neu S25 heisst und ganz im Stil der Zürcher S-Bahn daherkommen wird. Vielleicht werden die Verbindungen besser - so genau wird sich das erst in der Praxis zeigen - der spezielle Zug, der mich vom Autofahrer zum Zugreisenden gemacht hat, wird es auf jeden Fall nicht mehr sein…

Palm-Express

Das sterbende Blümchen am Dorfbrunnen von Obstalden war kein schlechtes Omen - meine ziemlich durchgeknallte Fahrt über Chur, die Albula, St. Moritz, die Maloja und Chiavenna nach Lugano war ein grossartiges Erlebnis. 8 Stunden Weg, jede Minute hat sich gelohnt! Ich lege mich im Belle Epoque Charme eine Stunde aufs Ohr, futtere etwas und mache trotz drohendem Gewitter einen Fotospaziergang. Ich bin nicht alleine, dutzende von Kameras, Telefone und Tablets säumen meinen Weg.

Vor dem Tor am See - ich kann mich nicht entscheiden, ob das jetzt Kunst, einen abgeschlossenen Anlegeplatz oder vielleicht ein Ort für Seebestattungen ist - sprechen mich noch zwei Mormonen an. Leider habe ich mich vor einiger Zeit intensiv mit ihrer Religion auseinandergesetzt, als ich eine später abgesagte Reise nach Salt Lake City plante. Irgendwann kommt das Gespräch auf meine Kamera, danach habe ich die beiden im Sack. Genauso das muslimische Pärchen im Hintergrund, die meinen Ausführungen lauschen und mich anschliessend fröhlich beim Fotografieren beobachten. Ich fühle mich mit keiner Kirche verbunden - meine Beschäftigung mit der Schönheit unserer Erde scheint jedoch ansteckend zu sein.

Zum Glück war ich etwas später unbeobachtet: Blümchen mit San Salvatore im Hintergrund funktioniert nur, wenn man am Boden liegt und die verrücktesten Verrenkungen anstellt ;-) Bevor die Tropfen kommen noch bei Maria Grazia vorbei - leider hat Herr Lugano das Grün gesperrt und ich trickse lange herum, bis der Bauschutt hinter ihren Beinen verschwindet. Das Mädchen ist ein schönes Beispiel der Imperfektion mancher Bronzefiguren: Etwas Bauch, Hintern, Haltungsschäden und einen grossartig unmotivierten Gesichtsausdruck.

Träume aus Glas

Die nächste Photokina in Köln ist noch weit, ich folge daher gerne dem Ruf der Canon Lens Road Show zum Prime Tower. Im Hinterkopf meinen Wunsch nach einer Portraitlinse - andere haben Träume aus Blech, meine sind aus Glas :-)

Etwas mit den Menschen vor Ort geplaudert, schnell ein Formular ausgefüllt und die ID hinterlassen. Ich bekomme einen Schutzdeckel für meine Linse und lasse mir erst das 28-300 geben. Eine „Universallinse“, weiss, roter Kringel, von allem ein Bisschen und - wie ich im Nachhinein sehen konnte - erstaunlich gut. Verdammt schwer und ziemlich toir - aber definitiv mein Glas, sollte ich jemals mit Reportagen Geld verdienen. Nur, das war mal am Rand, wirklich hier bin ich für das 1.2/85. Ich tausche um und bekomme nach längerer Suche ein ziemlich abgefucktes Exemplar.

Die Linse ist eine Herausforderung. Ich würde sogar sagen es uhuere Gniet. Gähnend langsamer Autofokus, elektrischer Manual Fokus, ein knapper Meter Minimalabstand. Als ob die Millimeterbruchteile grosse (kleine) Tiefenschärfe nicht schon herausfordernd genug ist, kommt ein Handling hinzu, das einen mehr fordert als unterstützt. Nach ein paar Experimenten mit ruhenden Objekten frage ich die versammelte Crew nach einem Modell. Ein blondes Mädchen wird mit dem Satz „das isch es Portraitobjektiv, de Maa hät scho rächt“ verdonnert und nach meiner Beteuerung, ihr Foto lande nicht im Netz, lächelt sie brav und hält auch einigermassen still ;-) Ich tausche das Glas zurück zu meiner ID und mache einen gemütlichen Spaziergang durch die Kreise 5 und 4.

Die Bilder: Hammer. Klar, endlos viel Ausschuss. Nach dem Fokussieren einen Millimeter nach vorn oder hinten runiniert die beste Komposition. Von dem blonden Mädchen ist eines von sieben Bildern überhaupt brauchbar. Aber das, was übrig bleibt, ist einfach nur geil.

Der Besuch hat sich gelohnt. Ich bin noch unschlüssiger als je zuvor 8-) Canon selbst hat zwei 85er, wobei nur das teure einen Gutschein für den CSP-Himmel mit sich bringt. Das Zeiss 1.4/85 hatte ich schon an einer Photokina beerdigt, von Hand scharfstellen ist mit modernen Kameras keine Freude - dasselbe Schicksal dürfte auch das Samyang 1.4/85 teilen, auch wenn dessen Preis unschlagbar ist. Bleibt noch das Sigma 1.4/85 und natürlich das Lomo x Zenit Petzval 2.2/85 - ich hoffe mal, dass ich die beiden im Herbst in Köln in die Hand bekomme. Träume sind ja oft schöner als deren Erfüllung :-)

Bessières

Lausanne ist ein dreidimensionales Objekt, am eindrucksvollsten kommt dies wohl an der Métrostation Bessières zum Vorschein: Der Zug ruckelt über eine Brücke zwischen zwei Tunnel in den Widerlagern einer alten und höheren Brücke. Hoffe unser Zeichner EFZ Änscheniörwesen hat Spass an der statisch nicht ganz anspruchslosen Lösung ;-)

Am Vorabend habe ich im Regen, ganz ohne Kamera unterwegs, die Altstadt von Lausanne entdeckt. Aktuell ist es trocken, ich fange von der Cathédrale einen Einblick auf das Häusermeer, den See und die untergehende Sonne ein. Viel mehr mag ich nicht mitnehmen, noch nie begleiteten derart viele gierige Blicke meine Kamera. In Zürich oder Genève lungern die dubiosen Gestalten in der abgefuckten Peripherie, in Lausanne sind sie wie in Paris in der touristisch attraktiven Altstadt…


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