Die letzten dreieinhalb Jahre war ich zufriedener Benutzer von Lightroom - bis zum Tag, als Adobe mit dem Dehaze Filter ein Ding dazupackte, das ich nur mit der Mietversion gebundelt mit Photoshop bekomme. Adobe begründet dies mit dem Sarbanes-Oyley Act, welcher ihnen verbiete, neue Features in eine verkaufte Lizenz hinzuzufügen (als ob neue Kameras und Linsen keine neuen Features wären).
Nach dem Ende des letzten Projektes hielt ich den Zeitpunkt für Ideal, meinen Workflow über den Haufen zu werfen. Ich guckte erst nach einem Programm für die Ablage (in professionellen Kreisen Digital Assets Management - kurz DAM - genannt) und kam über eine Evaluationsversion von Photo Supreme zu digiKam. Letzteres ist als KDE Applikation zwar ungemein buggy, dafür aber OpenSource und mit einer aktiven Entwcklercommunity versehen. Hinter Photo Supreme steht ein einzelner Coder und das weckt mir nicht viel Vertrauen.
Ich beschäftigte mich erst einmal zwei Wochen mit der Frage nach dem Was und Wie meiner Bilderablage. In Lightroom (und zuvor iPhoto und Aperture) war es einfach: Er speichert das RAW File und das Rezept, zeigt ein entwickeltes Preview. In einem DAM sehe ich verschiedene Versionen eines Bildes, das RAW mit dem Preview der Kamera, das oder die bearbeiteten Endresultate. Was mache ich mit den ~45k Bildern in meinem Archiv? Ein grosses Bild zusätzlich ablegen? Oder ein kleines Preview? Aktuell tendiere ich zu einem kleinen Preview, welches bei der Entscheidung helfen soll, den Lighroom oder das Aperture hervorzukramen und das Bild in gross zu entwickeln oder aber das RAW neu anzupacken. Der Import ist natürlich nicht ganz trivial, EXIF, IPTC und XMP sind zwar Standards, können jedoch ganz unterschiedlich interpretiert werden. Rot heisst beispielsweise in Lightroom etwas gaaaaanz anderes als in digiKam, ersteres schreibt seine Metadaten in xxxxxxxx.xmp
, letzteres in xxxxxxxx.CR2.xmp
. Ich kann mittlerweile XMP Files von Hand schreiben und lesen.
Und dann bin ich faul, gestern Abend ist noch ein Script entstanden, dass die Originale und bearbeiteten Bilder automatisch stapelt und die History der Bilder nachträgt. Mein erstes Perlscript mit DBD::SQLite.
digiKam ist vielleicht ein brauchbares DAM, jedoch ein lausiger RAW Entwickler. Hier gibt es in der OpenSource Welt drei bekannte Namen: darktable, RawTherapee und LightZone. RawTherapee machte mir nach dem Lesen der Manuals den vielversprechendsten Eindruck, DarkTable versprach schnellere Resultate. Letzteres hat mich neulich damit überrascht, zuvor in Lightroom bearbeitete Bilder mit den gesamten Einstellungen zu übernehmen. Ich konnte rasch die Basecurve und das Farbprofil aus einem solch importierten Bild als Preset ablegen und automagisch auf neue Bilder anwenden.
digiKam schreibt diverse ns.adobe.com
Namespaces in das XMP File, DarkTable nimmt an es sei aus dem Lightroom und wendet keine automatischen Presets an. Ein etwas scheussliches Perlscript schreibt bei mir nun darktable:auto_presets_applied=„0“
ins XMP File und macht damit das automatisierte Verarbeiten meiner Bilder möglich. Meinen restlichen Stil zu hinterlegen fiel mir nicht schwer, Testbilder und Erfahrung halfen mir enorm.
Ich war zufrieden - bis ich eines der Bilder aus einem Abend mit viel zu wenig Licht und viel zu viel ISO öffnete. Der Denoiser von DarkTable ist ziemlich beschissen, das Resultat schmerzte in den Augen. Langes Googeln und Forumslesen später zeigte mir, dass man mit zwei Instanzen des Profiled denoisers, einen für Farbrauschen und einen für Helligkeitsrauschen, bessere Resultate bekommt. Abgesehen davon, dass sich das nicht mehr automatisieren lässt, ist das Resultat noch meilenweit von meinen Erwartungen entfernt. Schneller Blick auf RawTherapee - hey, da sieht der Denoiser wesentlich besser aus!
Also RawTherapee konfigurieren. Hier können die diversen Profile von Adobe geladen werden, ich pfriemelte die passenden LCP und DCP Files heraus. Die restlichen Settings waren rasch gemacht (wer weiss, was er dreht, kommt schnell ans Ziel…) und passende Profile angelegt. Im Manual beschreiben die RawTherapee Leute einen grossartigen autmatischen Profile Selector, welcher sich unter OS X nicht compilieren lässt. Bevor ich Workarounds zu fehlenden Funktionalität in der libstdc++
suchte, schrieb ich ein weiteres passendes Script von Hand. RawTherapee legt seine Infos in INI Files ab - ich hätte nie gedacht, nach Windows 3.x noch einmal solche von einem selbstgeschriebenen Script editieren zu lassen.
Mittlerweile kann ich von der Kamera und ab Speicherkarten Bilder importieren, ich kann sie taggen und mit IPTC Infos versehen. Dann habe ich zwei Entwickler, mit denen ich die RAW Files in etwas verwandle, was meinem Stil unter Lightroom sehr nahe kommt. Beide Entwickler kennen Presets, welche die (meine ) Basiseinstellungen für meine historische und aktuelle Digiknipse in allen ISO Variationen und den meisten Linsen automatisch einstellt. Nach dem Entwickeln der Bilder stapelt ein Script die Kopien und Originale übereinander.
Noch habe ich keinen Plan, wie die Bilder hierher finden und die zwei Scripte - taggen für DarkTable und Stapeln - muss ich noch von Hand anwerfen, da das aktuelle digiKam Binary für OS X keine Notifications auslöst. Auch bin ich mir noch nicht ganz im Klaren, wie allfällig nachträglich angelegte Tags im Stapel nach unten wandern. Braucht wohl noch einen Script, allenfalls etwas Magie in der Datenbank. Ich habe noch nie Triggers und Stored Procedures gemacht
Zwischenbilanz: Ja, man kann mit OpenSource Bildverwaltung und -bearbeitung machen und dabei Resultate erzielen, die den kommerziellen Applikationen sehr nahe kommen. Und ja, es ist ein verdammt steiniger Weg, den ich niemandem empfehlen will, der sich nicht mit allen Aspekten von Metadaten und RAW Entwicklung im Detail auseinandersetzen will - ich habe ganz viele Dinge gelernt, die ich eigentlich gar nicht wissen wollte.
Das Fotobuch ist gedruckt, die DVD gebrannt, die Negative liegen bereit - pünktlich zum Ende des Augusts und dem vermutlich letzten Sommertag 1) liegt der Abschluss des wohl grössten Fotoprojektes in diesem Jahr vor mir.
Von den 2058 elektronischen und 36 chemischen Bildern sind 400 übrig geblieben (ich liebe gerade Zahlen ), runde 45 Stunden Arbeit steckt in dem kleinen Haufen. Ich habe enorm viel gelernt, viele Fehler gemacht (und fleissig das Beste daraus geholt) und möchte keine dieser Stunden missen.
Der Bellvue Umbau hat die diesjährige Streetparade im Kalender nach hinten verschoben, trotzdem strahlt die Sonne und motiviert mich, meinen sturmen Kopf beiseite zu legen und etwas Experimentalfotografie zu betreiben.
Wildfremden Menschen ins Gesicht zu fotografieren - noch immer fällt mir das ungemein schwer und ich bin froh um solche Events, dieser Angst ins Gesicht zu schauen. Dann aber auch die Erkenntnis von der letzten Hochzeit, dass ich beim Fotografieren von Menschen dringendst mit Aufhellblitz Erfahrung sammeln muss. Ich baue den Blitz rechts an die Kamera, beklebe ihn mit dem Fernauslöser, platziere ein ND Filter vor der Winterlinse, reise in den Stadelhofen und kämpfe mich durch die Massen.
Die Raver halten mich für einen professionellen Fotografen und fragen nach meiner Webseite. Wird Zeit, ein fotistudio.ch T-Shirt zu organisieren
Am anderen Ende der Quaibrücke ist der Akku leer und die Leute um mich herum husten wie irr - ich bin froh, dem Tränengas einigermassen ungeschoren entkommen zu sein. Die Bilder sind definitiv noch nicht perfekt, die Blitzfolgezeiten haben mich arg gequält, das Verhältnis Tages- zu Kunstlicht ist noch nicht optimal, auch zeigt der Graufilter „interessante“ Spiegelungen. Trotz allem bin ich zufrieden, ein überaus lehrreicher Nachmittag!
Zwei Tage Neuchâtel, lange ist es seit meinem letzten Besuch. Der Sommer 2015 meldet sich gerade noch einmal zurück, mir bratet die Sonne den Kopf und mein geplanter Fotospaziergang am Abend fällt dem wackeligen Kreislauf zum Opfer.
Wenigstens den Ausblick vom Bänkchen, auf dem ich meinen Workshop mental vorbereite. Die Studis hier haben definitiv eine wundervolle Aussicht - auch wenn sie eine Sprache sprechen müssen, die mir noch immer verdammt schwer fällt.
Einen wunderschönen Geburtstag wünsche ich Nala, möge Dein nächstes Lebensjahr so abwechslungs- und erfolgreich werden wie Dein letztes!
…wo auch immer ich unterwegs bin, in meinem Herzen bist Du bei mir…
Whatever can go wrong will go wrong. 1) Getreu nach diesem Grundsatz packte ich meinen Rucksack zur letzten Hochzeit: Die 5D3, die EOS1, drei Linsen mit teilweise überlappenden Brennweiten. Die wichtigsten Szenen packte ich sowohl mit der Digiknipse als auch mit klassichen Film. Und wie wenn man einen Schirm einpackt und die strahlende Sonne sieht - beides ist gut geworden
Während dem Fotografieren einmal mehr die angenehme Erkenntnis, dass sich die beiden Kameras trotz 23 Jahre Altersunterschied identisch bedienen lassen. Dieselben Knöpfe am selben Ort, blind finden meine Finger ihren Weg, auch in der grossen Hektik während dem Gemeinschaftsbild aller Gäste.
Zurück in Zürich trifft mich einmal mehr das Sterben der Silberfotografie - Studio 13 macht keine Filmentwicklungen mehr, Hepting hat geschlossen, der Bohn, in welchem ich vor 30 Jahren geschnuppert habe, schloss kürzlich seinen Laden mit Studio und Labor. Das Minilab im Ganz am Stauffacher scheint es noch zu geben - auch wenn es nicht mehr ein „Stundenlabor“, sondern eher ein „Zwei Tages Labor“ ist. Irgendwie erschreckend und faszinierend zugleich, was in den letzten drei Jahren alles der Digitalisierung zum Opfer gefallen ist - mehr als in den 10 Jahren zuvor.
Auch wenn die mit 8 Megapixel gescannten Bilder bereits Korn zeigen, die 7 Blenden Belichtungsumfang im aktuellen „Kampf“ zwischen Sony und Canon lachhaft erscheinen - ein chemisches Bild besitzt einen faszinierenden Ausdruck. Ich muss hier Maja recht geben, die für eben diesen Ausdruck schwärmte, als sie ihre Maturaarbeit vor verständnislosen Lehrerinnen verteidigte. Aber irgendwie wird es verdammt schwierig, wenn das Bad zu klein zum Entwickeln ist…