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Telezoom

Draussen nieselt der Regen vor sich hin, ich babysitte Benchmarks im fernen Volketswil und bin froh, ein Problem durch einen Reboot und nicht persönliche Intervention flicken zu können. Und wenn ich schon am Computer sitze, kann ich gleich eines der lange angedachten Projekte an die Hand nehmen und ein Korrekturprofil für mein Canon EF 70-210mm 1:4 zusammenbasteln.

Die Linse wurde 1987 zusammen mit der EOS 650 lanciert, der optische Aufbau dürfte aus dem FD 70-210/4.0 stammen, welches scheinbar mit der A-1 Ende der 70er lanciert wurde. Aus heutiger Sicht verzeichnet die Linse gewaltig, vignettiert vor allem im Telebereich massiv und zeigt fröhlich chromatische Aberration. Sie klingt beim Fokussieren wie ein Modellauto und ist relativ langsam, Sports and Action ist definitiv nicht (mehr) ihre Stärke.

Ich liebe sie. Mein Exemplar fand im Frühling 2010 den Weg aus dem Occasionsschaufenster vom Ganz in der Museumspassage (auch Geschichte…) für 120.- den Weg zu mir, der goldene JCII Aufkleber lässt ordentliche Behandlung vermuten. Ich packe sie drei, vier mal pro Jahr auf meine Kamera - selten genug, dass ich die Beschaffung einer „modernen“ Linse für eine reichlich sinnlose Investition halte. Interessanterweise benutze ich sie meist in dunkler Umgebung, die Schärfe der Linse reicht durchaus aus, um bei > 6400 ISO nicht der limitierende Faktor zu sein.

DxO Optics ist aktuell der einzige Entwickler, der die Linse kennt - nur konnte ich mich bisher nicht dazu überwinden, ihn zu erwerben. Hey, das Programm würde das doppelte bis dreifache des Objektives kosten :-) Und mit RawTherapee habe ich die Möglichkeit, die Chromatische Aberration automatisch zu korrigieren (klappt prima), der Vignettierung mit einem Flat-Field zu Leibe zu rücken und die Verzeichnung mit einem Regler zu korrigieren. Letzteres soll natürlich in mein Script zur Profilerstellung, schliesslich will ich nicht jedes Foto individuell anpacken müssen.

So kommt es, dass ich ein paar Bilder der Fassade gegenüber mache, die Korrekturwerte finde, sie in Excel visualisiere und erstaunt darüber bin, wie grottig die Linse tatsächlich ist. Und ich klebe etwas Backpapier davor, mache ziemlich lausige Flat-Field Aufnahmen - vielleicht finde ich demnächst doch eine Quelle für Milch-Plexi-Glas, mindestens 3mm stark? Für Offenblende reicht es zumindest, alles unter Blende 11 zeigt die Struktur des Backpapiers - ist aber für mich irrelevant, da ich eigentlich nie so weit abblenden muss. Und zuletzt noch etwas fröhliches Programmieren, um möglichst nahtlose Korrekturwerte zu bekommen (hätte ich bloss mal Funktionen gelernt, ich könnte die Kurven besser nachbilden…)

Jetzt muss es nur noch schönes Wetter werden, um diese Einstellungen in der Praxis auszuprobieren ;-)

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