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Frankfurt

Zwei Tage Schulung spülen mich nach Frankfurt. Runde zehn Jahre ist es her, dass ich, motiviert von einer Freundin, die vor Ort arbeitete, tief in diese Stadt eintauchte.

Mich empfängt Nieselwetter, der Bahnhof, die S-Bahn nach Sachsenhausen und das Quartier selbst erscheinen mir genauso wie vor 10 Jahren - nichts ist passiert, ausser den Spuren der Zeit. Alles ist am zerfallen und kaputtgehen, versifft, vermüllt und von einem wilden Sammelsurium von Menschen bevölkert, von denen niemand Deutsch spricht. Ich brauche die beiden Tage, um mich in der Stadt (wieder) zurechtzufinden, ein Gefühl dafür zu bekommen, auf welchen Strassen ich mich mit einer dicken Kamera tummeln kann, ohne einen Schlag auf den Hinterkopf zu riskieren. Gut bin ich im Sommer noch einmal hier und kann all die Blicke einfangen, die ich dieses mal verpasst habe.

Am Dienstag ein langer Spaziergang zum Bahnhof, mitten durch das Bankenviertel. Es erscheint ganz anders, wie mit der Zahnbürste geputzt, lauter Mädchen in Deux Pieces und Jungs mit Krawatten, fette Porsches auf der Strasse und eine mit Drittmitteln aufgehübschte S-Bahn Station. Die Schere ist sichtlich aufgegangen - die beiden Parallelwelten „mit Geld“ und „Looser“ sind sauber voneinander getrennt, die Stadt investiert ihr schmales Budget nur dahin, wo das Geld schon auf einem grossen Haufen liegt.

Die streikenden Lockführer haben mein vollstes Verständnis, auch wenn ihre Aktion meine Reisepläne kräftig durcheinanderwirbelt. Dieser Neofeudalismus, wie ich ihn in Frankfurt so nah miterleben kann, ist definitiv keine gesunde Entwicklung.

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