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Leipzisch

Letzter Abend nach einer intensiven Wochen. Das Wetter spielt halbwegs mit, ich mache eine Runde durch eine Stadt, in die ich wahrscheinlich erst im nächsten Leben wieder kommen werde. Ich fange ein paar der Eindrücke ein, die ich über die Woche gesammelt habe - vielleicht nicht ganz diejenigen, die ein Einheimischer von seiner Stadt zeigen würde.

Meine Unterkunft in einem typischen Plattenbau aus der DDR der 60er. Erstaunlich gemütlich, zumindest in renovierter Form. Einziger Haken ist die Konstruktion grosser Räume, mein Weg zum Frühstück führt um ganz viele Ecken :-)

Die neue Messe eines der Projekte aus der Wende. Völlig überdimensioniert widerspiegelt sie zusammen mit dem liebevoll restaurierten Hauptbahnhof die Euphorie vor 25 Jahren. Die heutige CeBit und Photokina hätten problemlos Platz, zwischen jetzt und September wird das Gelände verweist sein.

Als ich am Sonntag eintraf überforderte mich der OeV, bis zum Schluss fand ich keinen vollständigen und aktuellen Linienplan, die Infos in Google Maps und Open Street Map sind veraltet. Ich entschied mich zu Fuss zu gehen und erlebte auf meinem Weg durch die postapokalyptische Stadt einen Kulturschock. Gefühlte 2/3 Brachland Grünflächen und Ruinen Entwicklungspotential, hie und da ein renoviertes Haus, in den meisten Wohnungen zu vermieten, einige komplett zu kaufen. 5 Minuten neben dem Hauptbahnhof liegt ein riesengrosser Baumarkt - es hat viel zu viel Platz für die wenigen Menschen, die hier geblieben sind.

Für 20 Euronen gibt es Saufen und Aussicht auf Ficken, für 25.90 Muckis, für 2 Wurst mit Senf und Brot. Eine Fahrkarte zu 2.40 ist teuer, die meisten Einheimischen begegnen mir auf dem Fahrrad, diejenigen mit Geld fahren Auto.

Sie sprechen eine ziemlich fremde Sprache, diese Einheimischen. Und sind - bis auf die Bockwurstverkäuferin am Bahnhof - überaus freundlich und oft zu einer kleinen Plauderei aufgelegt. Die Stadt ist quietschsauber, selbst für Schweizer Verhältnisse. Sogar in den sauber eingezäunten Ruinen findet sich kaum Müll - unvorstellbar für einen Westler wie mich.

Ein paar Ecken haben das vergangene Vierteljahrhundert überlebt und sind stumme Zeugen einer Welt, die wohl noch fremder war als das, was mir heute begegnet.

ISC

Es ist mal wieder das halbjährliche Zusammentreffen der Community rund um das High Performance Computing. Ein wildes Sammelsurium von schleimigen Verkäufern, schlabbrigen Geeks und herausgeforderten Akademikern ;-) In einer Ecke steht ein 30cm Wafer mit Flash Chips, beinahe so nett wie die Infrarot Kamera vor einem halben Jahr.

Ausser warmer Luft nichts Neues auf dem Markt, ein einziger Neuzugang in der Top 10. Dafür angenehm viel Fokus auf Systems Management, ich kann definitiv profitieren. Und zum zweiten Mal auf dieser Reise das beste Gespräch erst nach dem Ende des Events…

Sonneberg

Zwischenhalt auf dem Weg in den Thüringer Wald. Vor einem Jahr übernachtete ich hier und nahm den Vorsatz mit, das nächste Mal ein paar Bilder einzupacken. Um 1900 war das Städtchen Hochburg der Spielzeugfabrikation, viele liebevoll restaurierte Gebäude bestehen noch aus dieser Zeit.

Unter der Fassade brodelt es. Der spärliche Tourismus lässt viele B&Bs, Restaurants und Hotels um ihr Dasein kämpfen, einige haben bereits verloren. Der grosse Umzug rechtsextremer Anhänger liegt ein Jahr zurück, die kahlen Köpfe sind noch immer da, die spärlichen Türken und Asiaten wirken vorsichtig und gehen selbst mir aus dem Weg.

Geisterbahnhof

Seit den frühen Morgenstunden hat Zürich einen Geisterbahnhof. Die Geleise sind gekappt um die Einfahrt in den neuen Bahnhof Löwenstrasse zu ermöglichen. Im Gegensatz zu anderen Orten soll er raschmöglichst verschwinden und in sechs Jahren auf seinem Grund das letzte Gebäude der Europaallee bezogen werden.

Für die einen war das Provisorium ein grosses Aergernis, für mich oft der Ort für eine kleine Pause auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Viele Erinnerungen hängen unter diesem Dach, einige hübsche Bilder sind hier entstanden.

Brücken

Etwas frische Luft nach einem kalten Serverraum. Vor mir fliesst langsam der Rhein, am gegenüberliegenden Ufer fahren Züge, Autos und Lastwagen. Ich sehe sie beinahe zum Greifen nah und komme nicht hin - die nächste Brücke ist irgendwo weit links in Koblenz und noch weiter rechts in Mainz.

Brücken schlagen - gerade die letzten Tage hatte ich einen Mailaustausch zu dem Thema. Vor anderthalb Jahren durfte ich erleben, wie ich mit meiner Kamera eine Brücke zu Menschen schlagen konnte. Sie sah das Aeussere, ich durfte tief ins Innere blicken. Nebst Sprache und Berührung ist das Fotografieren ein dritter Weg geworden, mich Menschen zu nähern und sie kennenzulernen - ein faszinierender Weg, den ich enorm schätzen lernte.

In einer Woche darf ich mit meiner Kamera wieder solche Brücken bauen und ich freue mich riesig!

Treidelweg

Ein Abend in Spay. Die Sonne brennt auf den ehemaligen Treidelweg und lässt erahnen, welchen Krampf früher das Ziehen der Schiffe flussaufwärts sein musste.

Schon der Gedanke treibt den Schweiss, der Temperaturunterschied der letzten Tage lässt meinen Blutdruck Purzelbäume schlagen. So halte ich es für eine gute Idee, mich wenigen Dingen zuzuwenden und diesen viel Zeit zu spendieren.


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