Erfolgloser Shoppingtag in München - die zerknirschte Verkäuferin hat meine Bestellung noch nicht erhalten, ich muss wohl oder übel noch einmal her.
Ich schlendere Richtung Bahnhof, blicke in eine Strasse und sehe einen glitzernden Springbrunnen. Etwas näher eine wunderschöne Blumenanlage, noch etwas näher ein Gewumsel von Hummeln, Bienen, Wespen und einem mir unbekannten Falter. Da kann ich natürlich nicht widerstehen
Eine echt boarische Hochzeit im Rahmen eines wundervollen Sommertages. Ich bin mittendrinn, fange das Geschehen ein - mein kleines Hochzeitsgeschenk an das Paar.
Vier volle Speicherkarten, ein voller Film - Muskelkater, Blasen an den Füssen, etwas Dehydration und zwei leere Akkus. Gut 2000 Bilder wollen jetzt ausgemistet, überarbeitet und präsentiert, viele persönliche Eindrücke verarbeitet werden - da kann ich gleich meine Kamera in den Service geben und das vagabundierende Stäubchen im Sucher, welches am Morgen beim ersten Bild einfach auftauchte und mich den ganzen Tag irritierte, beseitigen lassen.
Ein wundervoller Spätsommertag, ich schaffe es zwischendurch einmal aufzustehen, Zmorgen zu essen und bin gegen Mittag wider Erwarten ohne Migräne. Raus auf den Hausberg, am Fotospaziergang vom letzten Dezember anzuschliessen. Dieses mal Impressionen zwischen der ehemaligen Annaburg und Felsenegg, vorbei an der steilen Falätschen und der verlassenen Buchenegg.
Auch dieses Mal bin ich mit dem 1:1.4/50er unterwegs, das so alt wie ich selbst bin. Die Linse besitzt eine enorme Magie, macht traumhafte Bilder und ist gleichzeitig das Herausforderndste in meiner Fototasche. Runde 300 Bilder entstehen mit Offenblende auf 45cm, wie Wildbienen die unscheinbaren Waldblumen besuchen - am Schluss sind fünf richtig scharf. Auch die Weintrauben in der Pergola der Buchenegg rufen nach Offenblende, hier sind wesentlich mehr Fotos brauchbar. Bei der Durchsicht bin ich überrascht, wie sich der Charakter der Linse zwischen Blende 8 (meiner Standardeinstellung) und Blende 11 verändert, keine andere Linse zeigt eine solche Individualität. Jedes Bild für sich irgendwie magisch und ich verfluche es leicht, mir vorgenommen zu haben, die Serie in Schwarz/Weiss fortzusetzen
Weitere drei ziemlich chaotische Tage in Heidelberg 1), ich arbeite mehr als die Hälfte der Stunden und mag mich nicht dazu überwinden, Abends noch einen Spaziergang zu machen. Wenigstens einen Blick aus dem Badezimmerfenster meines Hotelzimmers 2) auf den Hauptbahnhof Heidelberg 3).
Das Hotel ist nicht das meinige. Anonymes Businesshotel, klimatisiert, im Nachbarzimmer laufen den ganzen Abend Pornos am Fernseher. Immerhin lässt sich die Klima abschalten und die Fenster schrägstellen - lieber warm und die Ansagen der Frau DB nebenan zum Einschlafen als zugige Kälte. Klimaanlagen sind für Computer gemacht, nicht für Beats. Dafür ist der Bahnhof gleich nebenan, mein Arbeitsplatz ist zu Fuss zu erreichen und Abends nach zehn gibt es gleich nebenan noch Futter.
Auch die Stadt ist nicht die meinige. Es ist noch immer gut 30°, feuchtheiss, mein Körper rebelliert und muss vom Geist durch den Tag geprügelt werden. Diesem machen die enormen sozialen Unterschiede zu schaffen, gerade die Bahnhofsgegend ist der Sammelpott der Looser aus dem Deutschen Fortschritt. Als Unistadt ist Heidelberg von endlos vielen Studis und Studinen bevölkert, ich werfe oft einen Blick auf ein schickes Röckchen oder eine kurze Hose - um danach vor ihren Velos zur Seite zu springen. Die Fahrradstreifen sind viel zu schmal für die unzähligen Gefährte, diese fahren kreuz und quer und üben nicht die geringste Rücksicht. Wenn ich in Heidelberg sterbe, dann unter einem Velo.
Nach den intensiven Tagen an der ISC gönne ich mir an diesem Freitag einen Freitag und breche auf einen Fotospaziergang auf. Nicht ganz so weit wie angedacht, die letzten Monate stecken mir noch tief in den Knochen und ich bin froh, mich nach zwei Stunden zu einer längeren Siesta zurückzuziehen.
Vor gut drei und anderthalb Jahren machte ich schon einen Abstecher in die Europaallee in Frankfurt, packte ein paar Bilder ein. Das Quartier bekommt immer mehr Form, füllt sich langsam mit Menschen, wie erwartet ziehen so langsam teure Shops ein. Gerade im Westen wird noch wild gebaut, aus Mickey Mouse Geld entstehen weitere moderne Würfelbauten. Aber auch der praktisch fertige Osten wird noch einmal aufgerissen, um eine U-Bahn Stadtbahn einzubauen - aus Kostengründen wird nur ein Teil des Trassees vergraben.
Beim Check-In witzle ich mit der Rezeptionisitin über die Tatsache, dass ich schon am Morgen durch eine andere Europaallee gegangen wäre. Trotz selbigem Namen unterscheiden sich die Strassen in Zürich und Frankfurt grundlegend - die eine vielleicht 400m, die andere vielleicht 4km. Die eine demokratisch legitimiert und erst kürzlich von einem Saubanner-Zug verwüstet, die andere von der Bevölkerung schulterzuckend hingenommen. Die eine soll die Pensionskasse der SBB sanieren, die andere füllt die Taschen der Manager und Verwaltungsräte. Die beiden Strassen widerspiegeln die Unterschiede der beiden Städte, in der sie stehen, auf eine für mich faszinierende und irgendwie erschreckende Art und Weise.
Die International Supercomputing Conference spült mich nach Frankfurt, nach Leipzig im letzten Jahr eine ziemliche Umstellung. Die Anreise kürzer, dafür bleibt weniger Budget für Social Events und die Ausstellungshalle fühlt sich bedeutend weniger dicht an als gewohnt. Immerhin, die Vorträge sind von guter Qualität und ich kann einiges an Infos mit nach Hause nehmen.
In einer Ecke steht doch ein Ding, dass meine Aufmerksamkeit anzuziehen vermag. Ein Acrylglaswürfel, ein halbes Dutzend Computerboards, blubberne Flüssigkeit, ein grosser Radiator unter dem Tisch. Tauchsieder nennen es die Leute um den Entwickler, der sichtlich stolz mein Kompliment über das wunderschön gefertigte Modell entgegennimmt. Nein, es ist kein Wasser Die High-Tech Flüssigkeit ist nichtleitend, siedet bei 45° und zerlegt sich unter UV Licht, um keinen Schaden an der Ozonschicht anzurichten. Und im Gegensatz zum Oelrechner ist sie hochflüchtig und hinterlässt keine Schweinerei bei Wartungsarbeiten.
Letztendlich auch dies ein Versuch, die sichtlich festgefahrene Dynamik im HPC Umfeld etwas zu bewegen. Das Rennen um die Spitze ist eingeschlafen, seit zweieinhalb Jahren dieselben Maschinen, dieselben Gesichter - auch wenn sich im unteren Bereich der Top 500 etwas bewegt, so ist der Hype ziemlich eingeschlafen. Die Vendors versuchen mit aller Macht die teilweise bis zu fünf Jahre alten Maschinen zu ersetzen, die Entwickler bereiten sich auf die zukünftigen Systeme vor und entwickeln dutzende von mehr oder minder erfolgversprechenden Ansätzen.
Ist mein Platz auch in den nächsten Jahren in dieser Branche? Die Frage bewegt mich zwischen den Talks, Ausstellung und social Events. HPC ist in meinen Augen die letzte Insel, in der kreative technische Arbeit gefragt ist und die Bürokratie zurücksteht - mit der aktuellen Verlangsamung mag die Bürokratie aufholen und ich habe das dumpfe Gefühl, dass sie gerade dabei ist, die Technik zu überholen.