Wenn man von einem Vampir gebissen wird, so verwandle man sich selbst in einen, erzählt uns die Sage. Trifft das auch bei Mücken zu?
Vielleicht drei Minuten hat es gedauert, 28 Flat-Field Bilder mit meinem 70-210er zu erstellen (dieses mal mit einer ordentlichen Milchglasscheibe anstelle des Backpapiers vom letzten mal, danke Pascal!), schon habe ich ein halbes dutzend Mückenstiche eingefangen, die mich den Rest der Woche begleiten werden.
Die Flat-Fields sind auf jeden Fall prima geworden und leisten mir beim Züri Fäscht 2016 bereits hervorragende Dienste. Hoffentlich begleiten sie mich länger als die Stiche
Alle drei Jahre findet das Züri Fäscht statt, das letzte mal fotografierte ich das Feuerwerk und musste anschliessend mit Kamera, Glas und Stativ den Kerenzerbeg hochlaufen - eines der Erlebnisse, die mich zu meinem Zweitwohnsitz in Zürich brachten. Nach dem Flop anfangs Jahr wollte ich es gleich noch einmal versuchen, das Wetter passte prima.
Zürich hat mit den Traditionen gebrochen und nicht zwei, sondern gleich drei Feuerwerke eingefädelt. Erst das typische, mit Popmusik untermalte am Freitagabend, es trägt den Namen The Bright Side of the World:
Am Samstagabend für alle Kinder und Kleingebliebenen eines mit dem Namen Märchen und Fantasien:
Ich war nach dem Freitag doch etwas enttäuscht über Disney Musik und die eher mageren Bilder, so sprintete ich rasch in den nächsten Burgerladen, verfolgte zwischen einer Horde Italiener und Deutschen den Penaltythriller am WM Viertelfinal, sprintete zurück um pünktlich um halb zwei wieder an meinem Platz zu stehen und den Straight Pyro Rock zu geniessen:
Schon etwas gruselig, so ganz alleine mitten in der Nacht Bilder zu machen, spätestens bei Sebastian kullerten mir jedoch ein paar Tränen runter.
Tja, jetzt liegen ganz viele Bilder auf der Platte, daneben der Mitschnitt vom Soundtrack. Mal sehen, ob ich damit an einem scheusslichen Tag etwas anstellen kann
Die (virtuelle) Welt ist überschwemmt mit Katzenbildern, ich schäme mich dafür, ein weiteres beizusteuern. Aber vielleicht gibt es einem Menschen auf der Intensivstation etwas Freude?
Nach meinem Jobwechsel war es so langsam an der Zeit, wieder eine vernünftige Work-Life Balance zu finden und ein paar Tage Ferien zu machen, die letzten sind doch schon eine Weile her. Aber wie es so kommt, bin ich einmal mehr primäre Ansprechsperson für einen Menschen, der gerade mal wieder ganz weit weg ist und selbst keine Entscheidungen fällen kann.
In mir steckt Bedauern für jemanden, dem es verdammt schlecht geht. Schmerzen, Spitalbett, Kabel, Schläuche, ungewisse Zukunft.
In mir steckt Trauer, einmal mehr nicht den Dingen und Menschen nachgehen zu können, die mir am Herzen liegen.
In mir steckt Wut darüber, dass ein Mensch sein Leben nicht packen mochte. Ich sehe oberflächliche Ordnung, Schein, Sauberkeit. Darunter ein heilloses Chaos, Vernachlässigung, ein Leben im gestern statt im heute.
Aber wie eine Katze haben manche Katzenbesitzer neun Leben, es wird weitergehen. Auch wenn ich mich noch mehr abgrenze als je zuvor, ganz alles kann ich nicht von mir weisen. Noch habe ich mein Telefon 7×24 auf laut gestellt, kriege alle Anrufe von Aerzten, Krankenschwestern, Fragen um Leben und Tod. Kriege Anrufe von Bekannten versuche vergeblich eine ordentliche Unterkunft für die Katze zu finden, Verwandte zu informieren, wichtige Papiere zu finden.
Meine Angehörigen werden es besser haben, das ausführliche Papier liegt für alle Fälle bereit.
Ein strahlender Frühsommertag. Ich brauche eine Auszeit, einen Bruch, Zeit für mich. Spontan fällt mir nichts besseres ein, als an den ersten und zweiten Teil meines zur Serie gewordenen Fotospazierganges über den Zürcher Hausberg anzuschliessen
Mein Weg führt von der Felsenegg bis zum Albispass, noch ein Stück weiter zur Hochwacht. Auch dieses Mal das radioaktive, manchmal mystische und generell recht unberechenbare 1.4/50er auf der Kamera.
Nach drei Stunden klappe ich schlapp, mit viel Sonne im Gesicht und mit mir und der Welt zufrieden ins Postauto.
To be continued…
Mit einem grossen Sprint die Treppe von der S-Bahn hoch, ich sehe gerade noch das Schlusslicht vom 16:33 Zug München - Zürich. Der Tag hinter mir war durchzogen, bei meiner Präsentation hat Clickshare gestreikt und WebEx gezickt und zuletzt noch die S-Bahn gebummelt. Zwei Stunden alleine in dieser Stadt, Regenwetter, zu viel Gepäck, ausgepowert. Ich entschliesse mich zu Shopping, mache einen Besuch beim Foto Gregor beim Isartor. Einem Fotoladen, wie es ihn in Zürich nicht mehr gibt, vollgepackt mit Krimskrams, nicht überrascht ab Wünschen wie Zwischenringe.
Sie sind nach wie vor das preiswerteste Mittel in die Nähe zu kommen, qualitativ vom Besseren, solange keine Zoomlinse draufgeschnallt wird. Ich hatte bereits zu meiner ersten Kamera einen Satz, ja selbst für die Hasselblad besass ich das nötige Nahaufnahmezubehör. Nach vier Jahren grosser Digiknipse war es endlich an der Zeit, das nötige Kleinzeugs zu beschaffen. Canon will ja unbedingt eine 100er Makrolinse verkaufen - sie ist zwar grossartig, vor allem eine wunderbare Methode um bei Portraits jede, aber auch wirklich jede Falte und jeden Pickel aufzuzeichnen - für meine sporadischen Pornobilder kann ich den Preis aber nicht rechtfertigen.
So liebe Bienchen und Blümchen, nehmt Euch in acht vor dem Beat
Kindheitserinnerungen aus dem Kühlregal.
Mit der Jobbezeichnung TAM bekommt diese Zwischenmahlzeit einen ganz neuen Stellenwert