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Golden Gate

Ein langer Spaziergang unter der Kalifornischen Sonne. Ich gehe vom Ferry Building der Küste nach Richtung Nordwesten, blicke auf die immer näherkommende Golden Gate Bridge. Als ich endlich den Punkt erreiche, von dem ich das Foto machen will, wabert eine dicke Nebelsuppe vom Pazifik her und versteckt die Brücke. Immerhin, mal kein 0815 Postkartenbild ;-)

Faszinierenderweise habe ich dieses Mal nahezu kein Problem mit dem Jet Lag - dafür umso mehr mit dem Kulturschock. Die S-Bahn hatte mich nach der erfolgreichen aber langen Immigration im Civic Center ausgeladen und mein Weg durch die Larkin und Ellis Street führte durch eine ziemlich üble Gegend. Die Leute auf der Strasse sind sichtlich alle joblos, bei vielen ist ein Einkaufswägelchen mit ihren Habseligkeiten das Zuhause. Alle beäugen mich, schätzen meine finanziellen Verhältnisse ein, sprechen mich teilweise auch nach einem Quarter an. Auf der Strasse die glänzenden Autos mit den grossvolumigen Motoren, ein extremer Kontrast zwischen bettelarm und steinreich. Allen gemeinsam das grosse Misstrauen im Gesicht. Der erste freundliche Mensch in San Francisco ist der Amtrak Mitarbeiter, den ich kurz nach dem Check-In Verfahren für den Freitagmorgen frage.

Kein Ort, um mit einer fetten Kamera in der Hand rumzulaufen.

This city will drain you out meint ein Mitbewohner in der Unterkunft. Er hat lange hier gelebt, sass auch mal im Knast. Crystal Meth mache die Leute im Bankenviertel erst einmal reich, danach findet man sie auf der Strasse. First you win, then you loose… Er dürfte gar nicht so unrecht haben, sicher ein Drittel der hunderten von Strassenbewohnern spricht mit sich selbst, hat Koordinationschwierigkeiten, ist gezeichnet von Krankheiten, bis hin zu amputierten Gliedmassen.

Mir kommt der amerikanische General in den Sinn, der von Maurer im Rahmen der Wehrpflichtabschaffungsinitiative zitiert wurde. Wie soll ein Land eine freiwillige Armee aufstellen, in dem es keine Ghettos zum Rekrutieren gibt? Ist jetzt vielleicht eine Verschwörungstheorie - ist es im Willen der Amerikanischen Führer, ihre Armen möglichst arm zu lassen? Der starke Druck gegen Obamacare lässt mich solches vermuten.

Auf dem Heimweg mache ich noch einen Abstecher ins Cable Car Museum und verbringe eine spannende Stunde in der Geschichte von San Francisco. Die Bilder vom Erdbeben 1906 trage ich mit und überlege mir öfters, wie die Stadt wohl nach dem nächsten Big One aussehen wird. Wohl wie New Orleans. Die, die es sich leisten können, ziehen weg. Die, die nichts zu verlieren haben, genauso. Uebrig bleibt wohl eine Hand voller Leute und Löcher im Stadtbild…

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