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Klapper

Wählscheibentelefone, Schallplatten, VHS Kassetten - alles Dinge, die unsere Kindheit begleiteten und die wir unseren Enkeln nie mehr zeigen können. Genauso die mechanischen Anzeigetafeln am Zürcher Hauptbahnhof.

Herr SBB hat diejenigen an den Geleisen bereits ersetzt, in Kürze werden die alten Tafeln wohl der Entsorgung zugeführt. Noch steht die grosse in der Haupthalle, auch ihre Tage sind gezählt - spätestens mit dem neuen Bahnhof Löwenstrasse im Juni wird auch sie weg sein.

Spritzig

Knapp einen Monat nach dem letzten Sonnenuntergang in Lausanne stehe ich wieder am selben Ort. Einmal mehr komme ich viel zu spät aus einem frostigen Serverraum, eine dicke Wolke zieht über meinen Kopf. Soll ich die Métro nehmen oder vielleicht doch noch eine Runde Eindrücke sammeln?

Ich entscheide mich zum Spaziergang mit Kamera. Guckt das Pano nicht so genau an - ich weiss jetzt, dass ich für einen stürmischen See besser ein ordentliches Weitwinkel einpacken sollte :-)

Etwas nass und ordentlich durchgeblasen packe ich die Kamera anderthalb Stunden später wieder ein. Fasziniert von den Farben und der Stimmung einer Regenwolke - zufrieden mit mir und der Umwelt.

Ouchy

Ein Abend in Lausanne, mein Chaos liegt für einmal weit weg in Zürich und ich nehme mir eine Auszeit. Zwei Stunden dauert der Spaziergang in Ouchy, ich kotze mich regelrecht aus und packe gut 500 Bilder ein.

Ziel ist der Tour Haldimand. Drei Banker machten Mitte des 19. Jahrhunderts einen kleinen Wettbewerb, wer die schönste Ruine bauen könne. Klassische Schnappsidee eines Briten :-)

Auf dem Weg zwei stille Mädchen, zwei längere Strecken, Spiel mit Licht, Farbe und Form. Früher oder später werde ich sicher wieder lebendige Menschen vor der Kamera haben und die eine oder andere Idee umsetzen können. Das lebende Mädchen mit ihrem Smartphone verschwindet auf dem Rennvelo bevor ich ihr eine Visitenkarte in die Hand drücken kann - sie bleibt für immer eine Unbekannte für mich. Zum Schluss noch etwas Experimentalfotografie mit Springbrunnen, da muss ich definitiv noch einmal hin.

Wohnung

Ein Tag voller Gefühlswechselbäder. Etwas Bammel am Nachmittag, ich kremple mein Leben gerade mal ein bisschen um. Chaos im Büro. Freude über das zweit-Zuhause mitten in Zürich. Abschied von einem Meerschweinchen.

Am Donnerstag ist es ein Jahr, dass ich auf der Suche bin, seit Anfangs Jahr intensiv. 21 Wohnungen angegangen, viel Lug und Betrug gesehen, auf den Rest beworben. Vier anonyme Absagen, drei mal am Telefon angefickt, der Rest schwarze Löcher. Wohnraum in Zürich zu suchen ist definitiv pain in the ass, wenigstens bringt es einen durch die unterschiedlichsten Ecken der Stadt. Dann ging es plötzlich schnell, vor genau einer Woche besichtigt, heute den Schlüssel bekommen. Jetzt fehlt noch ein bisschen Einrichtung, zwei Bananenschachteln warten bereits von meinem letzten Abstecher.

Spannend, meine Vormieterin zieht an den Walensee, wenige Minuten von Obstalden. Und nicht lange her machte ich Bilder vom Innenhof dieses Hauses. Die Welt ist machmal furchtbar klein…

Abstrakt

Für einmal keine Aussicht aus dem Zug, draussen ist Fastnacht und die Testosteronjunkies sind abends mit viel zu viel Sprit im Blut unterwegs. Ich bin überzeugt davon, dass Herr SBB meine Freude an den abstrakten Farbbildern kaum teilen wird.

Genauso fasziniert mich an diesem frühlingshaften Februartag das Wolkenspiel am Himmel. Meist ist „Himmel“ ja nur Beigemüse von Fotos, entsprechend schräg gucken mich die vielen Fussgänger auch an, wie ich da die Kamera in die Luft richte.

Viele Fragen fliegen mir durch den Kopf. Ob eines dieser Bilder mal wieder Hintergrund für eine grosse Schnippelei in Gimp wird? Ob ich jemals ins Archiv greife und eines dieser Bilder als Hintergrund für eine Präsentation über Cloud Computing nutze? Oder einem Verkäufer um die Ohren werfe, der mal wieder das Blaue vom Himmel verkauft? Ob ich mal einen Platz da bekomme?

All-Saints

Mein abendlicher Spiessrutenlauf von der Old Thorn Barn zum Bird in Hand. Ich bin in der tiefsten Pampas von Norfolk und alle interessanten Orte sind für mich als Fussgänger unerreichbar. Noch nie eine derart automobile Gegend erlebt - die Strassen sind eng und ohne Trottoir, Fusswege generell privat und abgesperrt, jeder Brite ein kleiner Rennfahrer. Dazu stürmt und regnet es wie die Sau, heute Abend ist es für einmal etwas besser und ich kann zwischen zwei Regenschauern schnell zwei Blicke einpacken.

Geisterschloss? Nein, eine englische Kirche im Vollmond :-) Kaum zu erkennen im Dunkeln die Genuesische Englische Flagge auf dem Turm. England hat eine lange Geschichte und sie taucht an jeder Ecke auf.

Und mein alltäglicher Blick in die Landschaft:

So unfreundlich die Landschaft und das Wetter, so umgänglich sind die Menschen. Selbst der Bauer, der mich von seinem Land verscheucht, plaudert freundlich und nicht knurrig wie die typischen Kontinentaleuropäer. Die Menschen kümmern sich um mein Wohl, plaudern gerne eine Minute oder zwei. Mein Zimmer ist bis ins kleinste Detail liebevoll eingerichtet, die Frühstücksauswahl ist grösser als die Karte in manchem Restaurant. Kira, Jill, Lizzie und Kelly im nahen Pub begrüssen mich mit strahlendem Lächeln, das Essen - nicht sonderlich günstig, aber hey, ich habe keine Alternative - überraschend schmackhaft.

Trotz allem - ich bin froh, auf meinem Heimweg wieder etwas Stadtluft in London, Paris und Zürich zu schnuppern. Ich bin definitiv kein Landmensch, das wurde mir in den drei Tagen einmal mehr bewusst.


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